Der schwarze Prinz
lange.«
»Wozu brauchst du ihn überhaupt?«
»Ja, das frage ich mich auch«, sagte die Göttin. »Es ist alles sehr verwirrend. Es liegt wohl daran, dass diese Welt zu wenig Magie hat, um lange körperlos und gleichzeitig physikalisch relevant zu bleiben.«
»Was?!«
»Unser Kampf hat mich sehr geschwächt - und da kam mir dieser Leib gerade recht. Zumal ich durch sie dann auch noch erfahren habe, wo das fünfte Schwert ist.«
Jetzt erst sah Svenya, dass Yrrs Handflächen schwarz verbrannt waren. »Ihr Körper ist nicht stark genug für deine Kraft«, schloss sie daraus.
»Wie gesagt, ich brauche ihn nicht mehr lange.« Sie deutete auf Lau’Ley und das Schwert, das diese schützend vor sich hielt.
»Wozu benötigst du die Schwerter?«, fragte Svenya, um Zeit zu gewinnen, und trat zwischen die Göttin und die Sirene. Aus Gründen, die sie nicht kannte, hatte Hel sie in Vineta schon einmal verschont. Auch jetzt schien sie nur deswegen noch am Leben zu sein. Yrr-Hel hätte vor knapp einer Minute leichtes Spiel gehabt, sie einfach von hinten zu töten. Svenya war entschlossen, diesen rätselhaften Bonus so lange es ging auszunutzen, um zu vermeiden, im Kampf gegen Hel auch Yrr zu verletzen.
»Zurück!«, brüllte da eine Stimme vom Halleneingang her. Svenya musste sich nicht herumdrehen, um sie zu erkennen. Offenbar war Hagen ihr gefolgt - oder er hatte sich, als er entdeckte, dass sie verschwunden war, denken können, wohin.
»Nein!«, rief Svenya, als Yrr-Hel lidschlagschnell reagierte, herumwirbelte und zwei blaue Blitze in Hagens Richtung schleuderte. Sie wollte noch dazwischenspringen, aber trotz ihrer übermenschlichen Schnelligkeit war sie zu spät. Den zweiten Blitz erwischte sie gerade noch mit der im letzten Sekundenbruchteil gezogenen Skalliklyfja - die bei dem Kontakt laut und schmerzerfüllt aufkreischte. Der Strahl wurde abgelenkt und in die Felswand geschleudert, wo er ein tiefes Loch riss, aus dem es nach Schwefel und geschmolzenem Metall stank. Der erste aber hatte Svenya ungehindert passiert.
Sie blickte nach hinten und sah Hagen und Stjarn, seinen Greif, zu Boden gehen.
»Hagen!«, schrie sie und lief hinüber. Doch noch ehe sie ankam, sah sie, wie Stjarn sich wieder aufrappelte und mit den Flügeln schlug. Auch Hagen richtete sich auf - sein linker Schulterpanzer war zerfetzt und an den Rissrändern schwarz gebrannt. Ein Streifschuss. Eine Woge der Erleichterung schwappte über Svenya hinweg, und sie wandte sich wieder der Göttin zu, die mit großen Schritten auf Lau’Ley zueilte.
»Tötet sie!«, kreischte die Sirene und packte Gram jetzt mit beiden Händen am Griff. »Sie hat es doch selbst gesagt: Wenn sie den Körper verliert, kann sie nichts mehr anrichten!« Sie stürmte los.
»Du krümmst ihr kein Haar! Loga, halt sie auf!«, rief Svenya, und der Gargoyle wischte Lau’Ley mit einer harten Rückhand von den Füßen und riss ihr das Schwert aus den Fingern.
Ohne zu zögern, schleuderte Yrr-Hel einen ihrer Blitze auf ihn - doch er wich mit einer geschickten Drehung zur Seite aus ... und warf das Schwert Svenya zu.
Sofort fuhr Yrr-Hel wieder herum.
»Die Sirene hat recht!«, rief Hagen. »Wenn wir Yrr töten, hat Hel keinen Körper mehr.«
»Bist du von Sinnen?«, brüllte Svenya. »Sie ist deine eigene Tochter!«
»Ja, Einauge«, sagte die Göttin. »Ich bin deine eigene Tochter. Wie kannst du da überhaupt nur eine Sekunde daran denken, mich zu töten?«
»Yrr weiß, dass ich keine andere Wahl habe«, knurrte Hagen und ging in Angriffsposition - den Schild am linken Arm, die Doppelblattaxt in der rechten Faust. »Sie versteht, was getan werden muss, um zu verhindern, dass du diese Welt der Vernichtung anheimstellst.«
»Hagen!«, rief Svenya - doch weiter kam sie nicht. Die Göttin schleuderte einen Blitz auf sie - dieses Mal jedoch einen gelben. Svenya versuchte noch, zur Seite zu springen, aber der Strahl erwischte sie an der Hüfte. Doch statt sie zu töten oder sie von den Füßen zu reißen, lähmte er sie nur. Sie war wie in einer Blase aus zähflüssig dickem Gel gefangen und konnte sich nicht mehr rühren.
»Das will ich sehen«, sagte die Göttin lachend und ging auf Hagen zu - Yrrs Schwert ziehend. »Der Vater tötet die Tochter. Wie episch! Dann zeig mir mal, ob du das wirklich kannst, Elb!«
Doch ehe sie Hagen erreichte, sprang Loga sie von hinten an und umklammerte sie mit seinen gewaltigen Armen. Da reckte Yrr-Hel sich, als sei ein Stromstoß in sie
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