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Der schwarze Schattenjaeger

Der schwarze Schattenjaeger

Titel: Der schwarze Schattenjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Sommer
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fremd. Aber er? Wie er da sitzt, so ruhig und besonnen, seinen Tee genießt und mit sich und der Welt im Reinen ist. Er wirkt auf mich, als sei alles in bester Ordnung und nichts Schlimmes sei ihm je geschehen. So jemanden habe ich wirklich noch nie getroffen.
„Hier!“ Logan knallt mir 1,50 $ in kleinen Münzen auf die Theke und schnappt sich seine Tasche. Er macht ein beleidigtes Gesicht und würdigt mich keines Blickes mehr, bevor er das Geschäft verlässt. Na, der hatte aber auch schon mal bessere Laune. Was Onkel Roger ihm wohl gesagt hatte?
„Sehr unhöflich von ihm“, sagt der Fremde plötzlich, während er in seinen Teebecher hinabblickt, als würde er seinen Gedanken laut aufsagen und gar nicht mit mir sprechen. Ich sammle die Münzen ein und verstaue sie in der Kasse, während ich ihn beobachte. Wenn er ein Tourist ist, müsste er doch eigentlich eine Tasche bei sich haben, aber ich kann keine entdecken. Auch als er hereinkam, fiel mir kein größerer Beutel oder etwas Ähnliches auf. Schade. Wenn jetzt Sommer wäre und er ein kurzes Shirt anhätte, könnte ich sehen, ob er stammesübliche Tätowierungen besitzt. Leider trägt er noch immer seinen Mantel. Aber alleine schon die Tatsache, dass er so moderne Kleidung trägt, verrät doch schon, dass er nicht zu dem Cherokee-Stamm gehört, der etwa elf Kilometer von hier entfernt liegt.
Da ich nicht weiß, ob er mich gemeint hat, antworte ich einfach nicht und sehe lieber auf die Uhr. Noch vier Minuten, dann kann ich endlich nach Hause gehen. Onkel Roger ist oben in der Wohnung, Tom und Jenny kümmern sich um die Gäste und Tante Abby spielt mit Kimmy. Ihr Tag war wirklich anstrengend. Sie stand um 5.00 Uhr in der Früh auf, backte, kümmerte sich um den Laden und auch noch um Kimberley. Um 20.00 Uhr schließt das Geschäft und dann muss Kimmy ja auch schon wieder im Bett sein. Trotzdem sieht sie blendend aus. Dezent geschminkt, immer eine tolle Frisur und hübsch gekleidet.
„Ihre Schicht ist gleich vorbei?“, ertönt es plötzlich vor mir.
„Äh, ja“, antworte ich, ehe ich die Stimme dem Fremden zuordnen kann, der mich schon wieder anlächelt. Aber anstatt reflexartig zurück zu lächeln, starre ich ihn an, als hätte er mir eine schwierige Frage gestellt.
Er trinkt den Tee aus und erhebt sich dann. Jetzt, wo er vor mir steht, erkenne ich erst, wie groß er eigentlich ist. Ja, vielleicht noch ein Stück größer als Onkel Roger und verdammt breite Schultern hat er. Wow. Ich blicke ihn mit weit aufgerissenen Augen an, als hätte ich noch nie zuvor einen solchen Riesen gesehen. Dabei ist Onkel Roger knapp 1,80 Meter groß. Gut, ich bin auch eher klein mit meinen knapp 1,68 Meter.
Und wieder lächelt er mich an.
„Vielen Dank für den Tee, er war köstlich.“ Als er sich zum Gehen wendet, greife ich geistesgegenwärtig nach einer Papiertüte und fülle sie mit einigen Brownies und Muffins.
„Warten Sie bitte! Hier … ein Geschenk des Hauses.“ Na, wenn das mal nicht Tante Abby mitbekommt, dass ich fremden Gästen einfach kostenfreie Süßspeisen mitgebe. Zum Glück ist sie komplett auf Kimmy fixiert und bewundert ihre neuesten Kunstwerke.
„Ohne Bezahlung?“, fragt mich der Fremde verdutzt.
„Äh, ja, als Dankeschön für das großzügige Trinkgeld.“ Ich spüre, wie mein Körper beginnt zu zittern und sich erneut eine Wärme in meinem Gesicht ausbreitet. Mir wird heiß. So heiß!
Der Fremde nickt und streckt seine Hand nach der Papiertüte aus. Als er sie greift, fragt er mich, als sei es das Normalste der Welt: „Darf ich Sie um eine Verabredung bitten?“
Hätte er die Papiertüte nicht schon längst gegriffen, sie wäre mir aus der Hand gefallen. Was hatte er mich gefragt? Eine Verabredung? Mit mir?
„Äh … ich? Also … ähm … äh …“, stottere ich irritiert. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Vielleicht schlafe ich ja auch noch und habe gerade einen verrückten Traum. Ich liege sicher noch in meinem Zimmer, ein Buch liegt aufgeklappt auf meinem Bauch und ich überhöre den Wecker.
„Ich … ich hab ganz viel zu tun und … und ich …“ Ich spüre, wie mein Kopf ganz heiß wird und meine Finger schwitzig werden. Ist das nun eine unangenehme Situation oder ist sie doch schön?
„Okay. Dann vielen Dank abermals für das Getränk und den Kuchen. Ich werde ihn genießen“, antwortet er mir sogleich, lächelt mich freundlich an, ohne auch nur eine Winzigkeit von Verärgerung oder Enttäuschung in seiner

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