Der schwarze Schattenjaeger
auch wenn sie nicht gut ausging.“ Während ich dies sage, lehne ich mich in meine Kissen und blicke an die Zimmerdecke. Es wäre wirklich schön, wenn Valom jetzt hier wäre. Dann könnte ich ihm in die Augen sehen und vielleicht sogar seine Hand berühren. Nur kurz. Nur für einen winzigen Augenblick.
Ein Rauschen stört den Empfang. Gerade jetzt!
„Kannst du mich noch hören?“, frage ich und setze mich sofort wieder aufrecht hin. Muss das ausgerechnet jetzt sein?
„Ja, aber der Schneesturm verhindert leider einen klaren Empfang. Wir legen jetzt besser auf. Ich fand es sehr schön, heute mit dir zu sprechen, Tha…“ Und da ist das Gespräch auch schon beendet.
„Valom?“ Ich habe kein Signal mehr. Blöder Schneesturm! Die Dachbalken knacken und knarren. Jetzt, wo es wieder so still ist und ich Valoms Stimme nicht mehr hören kann, finde ich mich zurück in dieser Einsamkeit. Niemand ist mehr hier, der mir zuhören kann, mit dem ich reden kann. Dabei fing ich gerade an, genau das zu genießen und als angenehm zu empfinden. Doch dann nahm mir der Schneesturm das schöne Gefühl. Ich blicke auf das Display, das noch immer keinen Balken anzeigt, nicht einmal einen kleinen. Hoffentlich denkt er jetzt nicht, dass ich einfach aufgelegt habe. Seufzend lasse ich mich zurück in die Kissen fallen und klammere mich an meinem Handy fest. Am liebsten würde ich es einfach in die Ecke werfen und es dafür bestrafen, dass der Empfang so mies ist. Aber das Handy kann ja nichts dafür. Der Schnee ist schuld. Blöder Winter!
Jetzt, wo Valoms Stimme nicht mehr zu hören ist, bekomme ich es doch mit der Angst zu tun. Ich schnappe mir eine Taschenlampe, die immer in meiner Nachttischschublade liegt, und laufe damit die Treppen hinunter. Sicher ist sicher! Jedes Fenster wird noch einmal überprüft und jede Tür. Ist sie auch wirklich verschlossen? Kann da auch niemand rein? Ich luge leise in das Zimmer meiner Mom, da ich sie nicht wecken möchte, obwohl das Knarren und Knarzen der Wände sicher lauter ist, als mein Schleichen und Türen öffnen. Sie schläft und das Fenster ist ebenfalls gut verschlossen. Im Wohnzimmer angekommen, lege ich die Taschenlampe beiseite und öffne die unterste Schublade des Wohnzimmerschranks. In einer alten Schatulle liegt die silberne Smith and Wesson meines Vaters. Acht Kugeln haben im Magazin Platz, ich finde aber mehr als dreißig in einer kleineren Schachtel, die in der Schatulle eingebettet ist. Vorsichtshalber lade ich die Waffe mit sieben Patronen und sorge dafür, dass der leere Platz an erster Stelle steht. Sollte ich aus Versehen schießen, würde so niemand verletzt werden. Gesichert lege ich die Waffe auf den Wohnzimmertisch und lege mich direkt daneben auf die Couch. Mein Zimmer ist so weit weg und hier unten knarren nur die Wände. In meinen vier Wänden jedoch knarrt es von allen Seiten. Hier unten fühle ich mich wesentlich sicherer, vor allem, da ich jetzt die Waffe in meiner Nähe weiß.
Ein jaulendes Geräusch weckt mich. Panisch streift mein Blick durch das dunkle Wohnzimmer, wo ich kaum etwas erkennen kann. Was war das? Es klang wie ein Hund, der große Schmerzen hat! Ich greife nach meiner Taschenlampe. Es ist gerade mal eine Stunde her, dass ich mich hingelegt hatte. Ängstlich trete ich an die Balkontür heran. In meiner Hand halte ich die Waffe, jedoch zittere ich so sehr, dass ich mich kaum traue, den Zeigefinger auf den Abzug zu legen. War das vielleicht der Wolf? Braucht er Hilfe? Was, wenn er stirbt? Andererseits ist es viel zu unsicher hinauszugehen. Ich beobachte den Waldrand, aber sehe nichts, das sich bewegt. Nur die Wipfel der Bäume wanken aufgrund der Schneemassen und des Sturmes hin und her.
Einige Minuten sind vergangen und kein Geräusch ist mehr zu hören. Erleichtert setze ich mich wieder auf die Couch, aber an Schlaf ist nicht zu denken.
Der nächste Morgen verläuft ruhig. Die Pistole verstaute ich neben der Tür in einer kleinen Box, sodass ich sie im Notfall schnell zur Hand haben würde. Sophie und Ellen waren bereits um 7.00 und um 10.00 Uhr bei meiner Mom gewesen, die nun ihr Fernsehprogramm schaut, während ich in der Küche koche.
Sonntage sind anstrengend. Auch wenn ich immer viel Zeit mit Mom verbringen kann, kann man unser Zusammenleben nicht mit dem in einer normalen Familie vergleichen.
Ich sitze alleine in der Küche und rühre den Löffel in meiner Suppe herum. Mom möchte nämlich nicht bei ihrer Serie gestört werden und ich
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