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Der schwarze Schattenjaeger

Der schwarze Schattenjaeger

Titel: Der schwarze Schattenjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Sommer
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Krankheit, die alles kaputt macht, sie hat sich das auch nicht ausgesucht. Darum will ich nicht weinen oder böse sein. Ich will dieser Situation auch nicht entkommen oder in eine Traumwelt flüchten. Sondern ich möchte meiner Mom beistehen, ihre Hand halten und Zeit mit ihr verbringen. Aber wie soll ich Valom das nur sagen, ohne ihm meine Situation zu erklären?
„Ich bin stark, du darfst mich gerne belasten, ich halte das aus“, sagt er nach einigen Sekunden des Schweigens. Ich habe das Gefühl, dass er mit diesem Satz eine Kette aufgesprengt hat – als würde genau in diesem Augenblick eine schwere Last von meinen Schultern fallen.
„Das kann ich nicht machen!“ Nein. Das ist meine Last. Ich muss sie tragen. Sie ist meine Mom und niemand sonst sollte sich für sie … Ja, was nur? Aufopfern? Ich sollte es nicht als Aufopferung betrachten, sondern als Geschenk. Sie ist noch da, ich darf noch Zeit mit ihr verbringen, sie ist noch hier auf dieser Erde. Das ist doch keine Last.
„Es gibt ein Sprichwort bei uns, darf ich es dir erzählen?“, fragt er mich. Ich nicke, bis mir einfällt, dass er mich ja gar nicht sehen kann.
„Gerne“, antworte ich dann mit leiser Stimme.
„Willst du eine Brücke bauen, die über den reißenden Fluss führt, so benutze ein starkes Seil, das die Last der Menschen tragen kann. Kein Faden, sei er auch noch so schön gewebt, wird je halten können, auch wenn er sich das noch so sehr wünscht.“
Ich verstehe sofort, was Valom mir damit sagen möchte.
„Aber … nein, kein Aber. Du hast ja recht. Kann ich dich noch etwas fragen?“
„Natürlich“, antwortet er mir ruhig.
„Ähm, ich war noch nie in einem Dorf von euch, also eurem Stamm oder einem anderen Stamm. Ehrlich gesagt, habe ich mich nie damit beschäftigt …“, stammele ich vor mich hin und versuche gleichzeitig, eine Internetverbindung herzustellen. Doch es schneit zu heftig und ich sehe, dass ich bereits einen Ladebalken weniger habe. Gleich wird die Verbindung abbrechen.
„Also, lebt ihr in Häusern?“, frage ich einfach und beiße mir danach sofort auf die Lippen.
„Ja, wir haben Häuser aus normalem Stein, nicht so moderne wie in Pemberton, aber einzelne Häuser. Auch Holzhütten, und ja, wir haben auch Zelte. Die sind aber eher für die Touristen und unsere Ältesten, die tagsüber und bis in den Abend hinein dasitzen und miteinander sprechen.“
Jetzt hält er mich sicherlich für dumm! Eigentlich hätte ich mir das auch denken können.
„Also bist du gerade in einem warmen Haus?“ Dabei will ich doch nur wissen, ob es ihm gut geht. In einem Zelt ist es sicherlich bitterkalt bei diesem Schnee.
„Ja. Ich habe mein eigenes, kleines Haus, sogar mit Kamin. Ich sitze direkt daneben, lese ein Buch und …“
„Ich habe dich beim Lesen gestört?!“, entfährt es mir.
Valom lacht leise, bevor er mir antwortet: „Es war doch eine wundervolle Unterbrechung …“
Ich muss mich sehr zurückhalten, kein lautes „Oh …“ zu schluchzen. Valom hat einfach immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit parat.
„Die Verbindung könnte jederzeit wegbrechen, hier stürmt es leider ganz schön. Also bitte denke nicht, dass ich einfach aufgelegt habe, ja?“
„Hier stürmt es auch“, antwortet er mir ruhig. Ich höre, dass er aufsteht und durch den Raum läuft. Was er wohl gerade trägt? Vielleicht einen kuscheligen Pullover und eine Jeans, dazu barfuß … Ich muss schlucken, denn bei diesem Gedanken wird mir ganz wohlig warm und mein Herz beginnt in einem mir unbekannten Rhythmus zu klopfen. Es ist ungewohnt. Aber gerade dieses ungewöhnliche Pochen bringt mich dazu, zu lächeln.
„Hast du auch alle Türen gut verschlossen?“, fragt er mich dann. Ich überlege kurz und gehe in Gedanken noch einmal alle Räume durch, die ich an diesem Abend betreten habe.
„Ja. Alles ist verschlossen, hier passiert mir schon nichts.“ Ich stehe auf und stelle mich ans Fenster. Wenn Valom an seinem steht und ich an meinem, ist es beinahe so, als wäre er jetzt hier. Die Schneeflocken werden gegen das Fensterglas geschlagen und der Wald ist kaum zu erkennen. Und doch … ist er wieder da, der schwarze Schatten!
„Das …“ Ich schnappe nach Luft und presse meine Stirn an die Glasscheibe, um nicht durch meine eigene Spiegelung getäuscht zu werden. Doch! Da war er wieder! Kaum sah ich genauer hin, zog er sich zurück in den Wald. Wie hatte mich dieses Tier nur so schnell entdeckt? Mir wird unwohl bei dem

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