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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Mädchen mit großen dunklen Augen.
    Das winzige Wesen schaute mich geradewegs an und nahm dann sein Strohhütchen ab, dass die dunklen Locken ihm ums Gesicht fielen. Dann machte es den Mund auf und sagte mit lieblicher Stimme: »Großvater!«
    »O Gott!«, rief ich aus. »Sie kann sprechen.«
    »Ja, lieber Großvater. Und ich soll dich fragen, ob es jemanden gibt, an den ich dich erinnere.«
    Und schon einen Augenblick später war mir Sophy um den Hals gefallen, und das Kind auch, und ihr Ehemann schüttelte mir die Hand wie wild und mit abgewandtem Gesicht, und wir brauchten alle eine Weile, bis wir uns wieder ordentlich zusammengenommen hatten und darüber hinweg waren. Und als wir uns allmählich beruhigten und ich das hübsche Kind sah, wie es sich freute und rasch und gescheit und geschäftig mit den Zeichen mit seiner Mutter sprach, die ich ihr als Erster beigebracht hatte, da rollten mir Tränen des Glücks, doch auch des Mitleids über die Wangen.

    Erstmals erschienen 1865 in »Doctor Marigold’s Prescriptions«, der Weihnachtsausgabe von »All the Year Round«.

Das Gepäck
    Kapitel 1
    Aufzubewahren bis Abholung
    Da der Schreiber dieser schlichten Zeilen Kellner ist und aus einer Familie von Kellnern stammt und gegenwärtig fünf Brüder sein eigen nennt, die alle Kellner sind, desgleichen eine einzige Schwester, die Kellnerin ist, möchte er einige wenige Worte bezüglich seines Berufs äußern und hat zunächst das Vergnügen, diese Worte Joseph, dem hochgeachteten Oberkellner im
Slamjam Café,
London, E. C. zu widmen; und gewiss gibt es niemanden, der die Bezeichnung Mensch oder höchste Ehren für seinen Verstand und sein Herz mehr verdiente, sei es als Kellner oder als Menschenwesen.
    Falls nun in der öffentlichen Meinung (die freilich dazu neigt, bei vielen Themen für Verwirrung anfällig zu sein) Verwirrung darüber entstehen sollte, was der Begriff Kellner bedeutet und einschließt, mögen die vorliegenden schlichten Zeilen hier eine Erklärung dazu anbieten. Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt, dass nicht jeder, der irgendwo bedient, ein Kellner ist. Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt, dass jemand, der in der
Freemasons’ Tavern
oder im
London
oder im
Albion
oder sonstwo als Aushilfe arbeitet,
kein
Kellner ist. Derlei Helfer werden vielleicht in Scharen für öffentliche Diners angeheuert (und man kann sie immer an ihrem schnaufenden Atem beim Servieren erkennen und daran, dass sie die Flasche wegnehmen, ehe sie halb leer ist); aber es sind
keine
Kellner. Denn man kann seinen gewöhnlichen Beruf, das Schneidern oder dasSchuhemachen oder das Börsenmakeln oder das Gemüsehandeln oder das Zeitschriftenillustrieren oder das Trödlerhandwerk oder das Verkaufen von Schnickschnack, diese Beschäftigungen kann man nicht einfach willentlich und zum Spaß für einen halben Tag oder einen Abend an den Nagel hängen und sich mit dem Kellnern versuchen. Sie denken vielleicht, das ginge, aber es geht nicht; oder Sie versteigen sich sogar so weit, zu behaupten, Sie täten es, aber Sie tun es nicht. Genauso wenig können Sie die Tätigkeit eines Butlers bei einem Gentleman niederlegen, wenn Sie dazu durch längere Unvereinbarkeit der Charaktere mit einer Köchin angeregt wurden (und hier darf angemerkt werden, dass Kochen und Unvereinbarkeit oft Hand in Hand gehen), und sich dem Kellnern widmen. Es wurde des Öfteren behauptet, dass ein Gentleman das, was er sich zu Hause widerspruchslos gefallen lässt, draußen im
Slamjam
oder einem ähnlichen Etablissement keineswegs tolerieren würde. Was kann man ergo bezüglich des Kellnerberufs daraus ableiten? Man muss dazu erzogen werden. Man muss dazu geboren sein.
    Möchten Sie überhaupt wissen, wie sehr man dazu geboren sein muss, geneigter Leser oder geneigte Leserin, falls Sie dem anbetungswürdigen weiblichen Geschlecht angehören? Dann lernen Sie jetzt aus den Lebenserfahrungen eines Mannes, der in seinem einundsechzigsten Lebensjahr immer noch Kellner ist.
    Er wurde – ehe seine aufkommenden Kräfte so weit gediehen waren, dass er mehr als nur öde Leere im Inneren empfinden konnte –, da wurde er also mit großer Heimlichkeit in einen Anrichteraum neben den Gesellschaftsräumen und Speisezimmern im
Admiral Nelson
gebracht, um dort ebenso heimlich jene gesunde Nahrung zu erhalten, die bereitzustellen der ganze Stolz britischer Weiblichkeitist. Seine Mutter hat seinen Vater (selbst ein distinguierter Kellner) in größter Heimlichkeit

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