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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Anstrengungen beflügeln. Mein Name wird doch noch auf der Liste berühmter britischer Maler auftauchen. Mit Ihrer Ermutigung werde ich über mich hinauswachsen. Jawohl, das werde ich!«
    »Besseres als diese Weintrauben werden Sie nie erreichen«, sagte Henrietta. »Oh, Thomas, diese Trauben!«
    »Nichts Besseres als
das,
Lady? Ich hoffe auf die Zeit, in der ich nichts als Ihre strahlenden Augen und Ihre Lippen nach der Natur malen werde.«
    »(Thomas, also so was!) Aber das dauert bestimmt lange, Sir«, meinte Henrietta errötend, »bis man so malen kann.«
    »Ich bin in die Lehre gegangen, Miss«, erwiderte der junge Mann und besserte wieder flink an seiner Komposition herum, »bin in den Höhlen von Spanien und Portugal in die Lehre gegangen, ziemlich lange und noch zwei Jahre länger.«
    Ein Lachen erschallte aus der Menge, und ein anderer Mann, der sich gerade zu mir vorgearbeitet hatte, meinte: »Er ist auch ein schlauer Bursche, was?«
    »Der hat ein Auge dafür!«, hauchte Henrietta leise.
    »Stimmt! Ein Auge braucht er dafür«, sagte der Mann.
    »Klar! Braucht er!«, murmelte die Menge.
    »Den brennenden Berg da, den könnte er ohne ein Auge dafür nicht hinkriegen«, erklärte der Mann. Er hatte es irgendwie geschafft, dass man ihn als Autorität akzeptierte, und alle folgten seinem Finger, als er auf den Vesuv deutete. »Diese Wirkung bei heller Beleuchtung hinzukriegen, dazu bräuchte man ein Auge; aber das einfach so beim Schein von zwei Kerzen zu schaffen – das könnte ihn beinahe sein Augenlicht kosten!«
    Dieser Blender, der vorgab, kein Wort davon gehört zu haben, blinzelte nun stark mit beiden Augen gleichzeitig, als wäre die Anstrengung für seine Sehwerkzeuge zu viel, und warf dann sein langes Haar – es war sehr lang – nach hinten, als müsste er seine fiebrige Stirn kühlen. Ich schaute ihm zu, wie er das tat, als Henrietta plötzlich flüsterte: »Thomas, wie schrecklich du aussiehst!« und mich am Arm fortzog.
    Eingedenk der Worte von Mr. Click, war ich verwirrt und antwortete: »Was meinst du mit schrecklich?«
    »O je! Nun ja, du sahst aus«, antwortete Henrietta, »als dürstete es dich nach seinem Blut.«
    Ich wollte schon antworten: »Jawohl, um ein Haar hätte ich ihm die Nase blutig geschlagen«, beherrschte mich aber noch einmal und blieb stumm.
    Wir gingen schweigend nach Hause. Mit jedem Schritt des Weges verdorrten die zärtlicheren Gefühle, die gesprossen waren, wieder, und zwar sehr rasch. Mein Verhalten diesem raschen Verdorren anpassend, ließ ich den Arm schlaff herunterhängen, sodass sie ihn kaum noch umfangen konnte, und ich wünschte ihr beim Abschied so kühl eine gute Nacht, dass ich mich keineswegs von der Wahrheit entferne, wenn ich es als Krächzen bezeichne.
    Im Laufe des folgenden Tages erhielt ich folgendes Schriftstück:
    »Henrietta lässt Thomas wissen, dass mir nun, was Dich betrifft, die Schuppen von den Augen gefallen sind … Ich wünsche Dir immer alles Gute, aber das Spazierengehen und wir, wir sind durch einen niemals zu überbrückenden Abgrund voneinander getrennt. Wer sich gegenüber einem ihm überlegenen Menschen so bösartig verhält – oh, dieser Blick auf ihn! –, der führt niemals, niemals
    HENRIETTA
    P S: … zum Traualtar.«

    Meiner unkomplizierten Natur nachgebend, verbrachte ich eine ganze Woche im Bett, nachdem ich diesen Brief erhalten hatte. Während der gesamten Zeit war London der üblichen Früchte meiner Bemühungen beraubt. Als ich meine Arbeit wieder aufnahm, musste ich feststellen, dass Henrietta den Künstler vom Piccadilly geheiratet hatte.
    Habe ich wirklich Künstler gesagt? Was für ein grässliches Wort war das, wie sehr bringt es gallige Falschheit, bitteren Spott zum Ausdruck! Ich … ich … ich … bin der Künstler! Ich war in Wirklichkeit der Künstler vom Piccadilly, ich war der Künstler von der Waterloo Road, ich bin der einzige Künstler unter all diesen Pflaster-Kerlen, die Tag und Nacht Ihre Bewunderung erregen. Ich male die Bilder, und ich verpachte sie. Der Mann, den Sie mit den Papiertüten, mit Kreide und dem Löscher sehen, der die Abstriche der Schrift retuschiert und den Lachs abtönt, der Mann, dem Sie den Verdienst zuschreiben und Ihr Geld zuwerfen, der pachtet – jawohl! und ich lebe und kann es beteuern! –, der pachtet diese Kunstwerke von mir und bringt nichts als die Kerzen in die Vorstellung ein.
    So ergeht es einem Genie in einer kommerziell denkendenNation! Ich bin eben nicht in der

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