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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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über den Bäumen hinaufblickte, wo der Tag sich zu neigen begann und der Sonnenuntergang nahte. Er bemerkte auch, dass das Haar des Herrn ergraute. Aber sie konnten nie lange ausruhen, denn sie hatten eine Reise hinter sich zu bringen, und sie mussten immerzu geschäftig sein.
    Endlich hatte es so viele Abschiede gegeben, dass keine Kinder mehr übrig waren und nur der Reisende, der Herr und die Dame sich gemeinsam weiter auf den Weg machten. Inzwischen war der Wald aber gelb geworden und jetzt braun, und die Blätter begannen von den Bäumen des Waldes zu fallen.
    So kamen sie denn an einen Weg, der finsterer als alle anderen war, und wollten auf ihrer Reise voranschreiten, ohne dort hineinzuschauen, als die Dame innehielt.
    »Mein lieber Mann«, sagte die Dame. »Man ruft mich.«
    Sie lauschten und hörten weit hinten auf dem Weg eine Stimme: »Mutter! Mutter!«
    Es war die Stimme des ersten Kindes, das gesagt hatte: »Ich gehe in den Himmel!«, und der Vater sagte: »Ich bitte dich, noch nicht jetzt. Der Sonnenuntergang ist sehr nah. Doch ich bitte dich, noch nicht jetzt.«
    Aber die Stimme rief weiter: »Mutter! Mutter!«, ohne auf ihn zu hören, obwohl sein Haar inzwischen ganz weiß war und ihm die Tränen über die Wangen strömten.
    Da küsste ihn die Mutter, die bereits in den Schatten des finsteren Wegs gezogen wurde und sich entfernte, während sie noch die Arme um seinen Nacken geschlungen hatte und sagte: »Mein Liebster, ich werde gerufen, und ich gehe.« Und sie war fort. Und der Reisende und er blieben allein zurück.
    Und sie gingen miteinander weiter und weiter, bis sie sehr nah an den Waldrand kamen: so nah, dass sie vor sich den roten Schein des Sonnenuntergangs durch die Bäume sehen konnten.
    Doch wiederum kam dem Reisenden, während er sich einen Weg durch die Zweige bahnte, sein Freund abhanden. Er rief und rief, aber er erhielt keine Antwort, und als er aus dem Wald trat und die friedliche Sonne sah, wie sie über einem violetten Horizont unterging, traf er einen alten Mann, der auf einem umgestürzten Baum saß. Also sagte er zu dem alten Mann: »Was macht Ihr hier?« Und der alte Mann antwortete mit ruhigem Lächeln: »Ich erinnere mich immerzu. Komm und erinnere dich mit mir!«
    Also setzte sich der Reisende im Angesicht des Sonnenuntergangs neben den alten Mann; und leise kamen all seine Freunde zurück und standen um ihn herum. Das wunderschöne Kind, der hübsche Bursche, der verliebtejunge Mann, der Vater, die Mutter und die Kinder: Alle waren sie da, und es war ihm niemand abhandengekommen. Also liebte er sie alle und war freundlich und duldsam mit ihnen und stets erfreut, sie alle zu beobachten, und sie ehrten und liebten ihn alle. Und ich denke, der Reisende, das musst du selbst sein, lieber Großvater, denn so bist du zu uns und so sind wir zu dir.

    Erstmals erschienen 1852 in »A Round of Stories by the Christmas Fire«, der Weihnachtsausgabe von »Household Words«.

Der arme Verwandte
    Er zögerte sehr, den Vorrang vor so vielen respektierten Mitgliedern der Familie einzunehmen und die Runde der Geschichten anzuführen, die sie einander erzählen würden, während sie im trauten Kreise um das weihnachtliche Kaminfeuer saßen, und er schlug bescheiden vor, es wäre ziemlicher, wenn »John, unser geschätzter Gastgeber« (auf dessen Wohl trinken zu dürfen er sich erbat), die Freundlichkeit besäße anzufangen. Denn was ihn beträfe, sagte er, so wäre er so wenig daran gewohnt, den Anfang zu machen, dass er wirklich … Aber als sie alle riefen, er müsse anfangen und sich wie mit einer Stimme einig waren, dass er beginnen dürfte, könnte und sollte, hörte er auf, sich die Hände zu reiben, zog die Füße unter dem Ohrensessel hervor und begann tatsächlich.
    »Ich hege keinen Zweifel (sagte der arme Verwandte), dass ich die versammelten Mitglieder unserer Familie und insbesondere John, unseren geschätzten Gastgeber, dem wir alle für die herausragende Gastfreundschaft zu so großem Dank verpflichtet sind, mit der er uns heute bewirtet hat, mit dem Geständnis überraschen werde, das ich nun machen werde. Aber wenn ihr mir die Ehre erweist, euch von irgendetwas überraschen zu lassen, das aus dem Mund einer Person kommt, die in der Familie so unbedeutend ist wie ich, dann kann ich nur versichern, dass ich in allem, was ich erzähle, peinlich genau berichten werde.
    Ich bin nicht, was man von mir annimmt. Ich bin ganzetwas anderes. Vielleicht sollte ich, ehe ich fortfahre,

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