Der schwarze Schleier
sie besiegen. Es gab auch Feiertage und Dreikönigskuchen und Gesellschaften, bei denen sie bis Mitternacht tanzten, und echte Theater, in denen sie zuschauten, wie sich Paläste aus echtem Gold und Silber aus der echten Erde erhoben, und wo sie alle Wunder der Welt gleichzeitig sahen . Und Freunde, sie hatten so liebe Freunde und so viele, dass mir die Zeit fehlt, sie alle aufzuzählen. Sie waren alle jung wie der hübsche Bursche und wollten einander ihr ganzes Leben lang nicht fremd werden.
Und doch kam eines Tages mitten unter all diesen Vergnügungen dem Reisenden der Bursche abhanden, wie ihm das Kind abhandengekommen war, und nachdem er vergeblich nach ihm gerufen hatte, machte er sich wieder auf den Weg. Er ging wieder eine kleine Weile, ohne irgendjemanden oder irgendetwas zu treffen, bis er schließlich zu einem jungen Mann kam. Also sagte er zu dem jungen Mann: »Was machst du hier?« Und der junge Mann antwortete: »Ich bin immerzu verliebt. Komm und sei mit mir verliebt.«
Und so ging er mit dem jungen Mann fort, und sogleich trafen sie eines der hübschesten jungen Mädchen, das man je gesehen hat – geradeso wie Fanny da drüben an der Ecke –, und sie hatte Augen wie Fanny und Haar genau wie Fanny und Grübchen wie Fanny und sie lachte und errötete genau wie Fanny, wenn ich jetzt über sie spreche. Also verliebte sich der junge Mann unverzüglich – genauso, wie es einem Jemand, dessen Namen ich nicht erwähnen will, mit Fanny geschah, als er zum ersten Mal hierherkam. Nun! Er wurde ab und zu geneckt – genauso wie dieser Jemand von Fanny; und sie stritten manchmal – genau wie dieser Jemand und Fanny sich manchmal zustreiten pflegten; und sie vertrugen sich wieder und saßen im Dunkeln und schrieben einander jeden Tag Briefe und waren nie glücklich, wenn sie voneinander getrennt waren, und hielten ständig Ausschau einer nach dem anderen und gaben vor, das nicht zu tun, und saßen dicht nebeneinander vor dem Kaminfeuer und haben sich zu Weihnachten verlobt und wollten sehr bald heiraten – genau wie der Jemand, dessen Namen ich nicht erwähnen will, und Fanny!
Aber eines Tages kamen sie dem Reisenden abhanden, genau wie ihm auch seine übrigen Freunde abhandengekommen waren, und nachdem er sie zurückgerufen hatte und sie nicht erschienen waren, machte er sich wieder auf den Weg. Also ging er wieder eine Weile, ohne irgendjemanden oder irgendetwas zu treffen, bis er schließlich zu einem Herrn mittleren Alters kam. Also sagte er zu dem Herrn: »Was macht Ihr da?« Und seine Antwort war: »Ich bin immerzu sehr geschäftig. Kommt und seid mit mir geschäftig!«
Also hub er an, mit dem Herrn sehr geschäftig zu sein, und sie gingen miteinander durch den Wald. Die ganze Reise führte durch einen Wald, nur war der zunächst offen und grün gewesen wie ein Wald im Frühjahr; und nun wurde er allmählich dicht und dunkel wie ein Wald im Sommer; einige der kleinen Bäume, die als Erste emporgeschossen waren, begannen sich bereits braun zu verfärben. Der Herr war nicht allein, sondern wurde von einer Dame etwa gleichen Alters begleitet, die seine Frau war; und sie hatten Kinder, die auch bei ihnen waren. Also gingen sie alle miteinander durch den Wald, fällten Bäume und bahnten sich einen Weg durch die Äste und das gefallene Laub und trugen Lasten und arbeiteten schwer.
Manchmal gelangten sie an einen langen grünen Pfad, der in noch tiefere Wälder führte. Dann hörten sie eineganz leise, ferne Stimme rufen: »Vater, Vater, ich bin noch ein Kind! Bleibt stehen und wartet auf mich.« Und schon bald sahen sie eine sehr kleine Gestalt, die immer größer wurde, je näher sie zu ihnen kam, herbeirennen und sich zu ihnen gesellen. Sobald sie die anderen erreicht hatte, herzten und küssten sie alle und hießen sie willkommen; und dann zogen sie zusammen weiter.
Manchmal kamen sie an mehrere Straßen gleichzeitig, und dann hielten sie alle still inne, und eines der Kinder sagte: »Vater, ich fahre zur See«, und ein anderes sagte: »Vater, ich fahre nach Indien«, und ein anderes: »Vater, ich suche mein Glück, wo immer ich es finden kann«, und wieder ein anderes: »Vater, ich gehe in den Himmel.« Und so wanderten sie nach vielen Abschiedstränen einsam und allein diese Straßen entlang, jedes Kind die seine; und das Kind, das in den Himmel ging, erhob sich in die goldene Luft und verschwand.
Immer wenn dies geschah, schaute der Reisende zu dem Herrn und bemerkte, dass dieser zum Himmel
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