Der schwarze Schleier
Geschenke gemacht hätte, wenn meine Umstände dies erlaubt hätten.
Der kleine Frank und ich gehen und schauen uns das Monument 1 von außen an – er liebt das Monument sehr – und die Brücken und all die kostenlosen Sehenswürdigkeiten. An zweien meiner Geburtstage haben wir Boeuf à la mode 2 gespeist und sind zum halben Preis in ein Theaterstück gegangen und haben uns außerordentlich dafür interessiert. Ich bin eines Tages mit ihm die Lombard Street 3 entlanggegangen, die wir oft besuchen, weil ich ihm gegenüber einmal erwähnt habe, dass dort große Reichtümer zufinden sind – und er liebt die Lombard Street sehr –, als ein Herr im Vorübergehen sagte: »Sir, Ihr kleiner Sohn hat seinen Handschuh fallen lassen.« Ich versichere euch, wenn ihr mir gestattet, eine so triviale Begebenheit zu kommentieren, dass diese zufällige Bemerkung, das Kind sei meines, mein Herz sehr berührt und mir törichte Tränen in die Augen getrieben hat.
Wenn man den kleinen Frank aufs Land in die Schule schickt, werde ich kaum wissen, was ich mit mir anfangen soll, aber ich hege die Absicht, einmal im Monat dorthin zu wandern und ihn an einem halben freien Tag zu besuchen. Man sagt mir, dass er dann immer auf der Heide spielen wird; und wenn man Einwände gegen meine Besuche haben sollte, weil sie das Kind verstören, kann ich ihn dort aus der Ferne sehen, ohne dass er mich sieht, und anschließend wieder zurückwandern. Seine Mutter kommt aus einer sehr vornehmen Familie und hat, dessen bin ich mir bewusst, einiges dagegen, dass wir so viel zusammen sind. Ich weiß, dass man mir nicht zutraut, ich könnte seine zurückhaltende Art verbessern; aber ich glaube, dass er mich weit über alle gegenwärtigen Gefühle hinaus vermissen würde, wenn man uns ganz trennte.
Wenn ich in der Clapham Road sterbe, werde ich auf der Welt nicht viel mehr hinterlassen, als ich von ihr mitnehme; aber ich habe noch die Miniatur eines Jungen mit strahlendem Gesicht und Lockenkopf und offenstehendem Hemdkragen und gerüschter Knopfleiste auf der Brust (meine Mutter hatte sie von mir anfertigen lassen, doch ich kann nicht glauben, dass sie je Ähnlichkeit mit mir hatte), die wahrscheinlich im Verkauf nichts bringen würde, die ich aber bitten möchte, Frank zu geben. Ich habe meinem lieben Jungen einen kleinen Brief dazu geschrieben, in dem ich ihm erkläre, dass ich sehr betrübt bin, mich von ihm zutrennen, wenn ich auch zugeben muss, dass ich keinen Grund sehen könne, warum ich hierbleiben sollte. Ich habe ihm einige wenige kurze Ratschläge erteilt, die besten, die in meinen Kräften stehen, er möge sich warnen lassen, was die Folgen wären, wenn man niemandes Feind ist, nur sein eigener; und ich habe versucht, ihn in dem zu trösten, was er, fürchte ich, wohl als Verlust betrachten wird, indem ich ihn darauf hinweise, dass ich für alle außer ihm nur ein recht überflüssiges Wesen war und dass ich, da es mir irgendwie nicht gelungen ist, einen Platz in dieser großen Welt zu finden, sie besser verlasse.
Das (sagte der arme Verwandte, räusperte sich und begann, ein wenig lauter zu sprechen) ist der allgemeine Eindruck, den man von mir hat. Nun ist es aber ein bemerkenswerter Umstand und der Sinn und Zweck meiner Geschichte, dass dies alles falsch ist. Dies ist nicht mein Leben, und dies sind nicht meine Gewohnheiten. Ich lebe nicht einmal in der Clapham Road. Ich bin verhältnismäßig selten dort. Ich residiere meistens in einem – ich schäme mich beinahe, das Wort auszusprechen, es klingt so überheblich – in einem Schloss. Ich meine nicht, dass es ein altes Herrenhaus ist, aber jedenfalls ein Gebäude, das alle immer ein Schloss genannt haben. Darin bewahre ich die Einzelheiten meiner Geschichte auf; und die sind so:
Es war zu der Zeit, als ich mit John Spatter (der mein Schreiber gewesen war) eine Partnerschaft einging und als ich noch ein junger Mann von nicht mehr als fünfundzwanzig Jahren war und im Hause meines Onkels Chill wohnte, dass ich mir erlaubte, Christiana einen Heiratsantrag zu machen. Sie war sehr schön und in jeder Beziehung höchst einnehmend. Ich misstraute ihrer verwitweten Mutter gehörig, von der ich die Befürchtung hegte, sie sei von sehr intriganter und gewinnsüchtiger Denkungsart;aber ich hatte um Christianas willen von ihr eine so gute Meinung, wie ich es nur vermochte. Ich hatte niemals jemanden außer Christiana geliebt, und sie war die Welt für mich, und, oh, weit mehr als die Welt, und das
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