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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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dass ich keinen sonderlichen Appetit auf das Frühstück verspürte, zu dem ich mit diesen Worten gebeten wurde; aber ich nahm meinen angestammten Platz ein. Ich begriff, dass mich mein Onkel hinfort verstoßen hatte; und doch konnte ich das alles sehr gut ertragen, besaß ich doch Christianas Herz.
    Mein Onkel löffelte seine Schale mit Milch und Brot wie immer, nur dass er sie auf den Knien hielt und seinen Stuhl vom Tisch weggeschoben hatte, an dem ich saß. Als er fertig war, löschte er sorgfältig die Kerze; und der kalte, schiefergraue, trübselige Tag schaute zu uns herein.
    »Nun, Herr Michael«, sagte er, »ehe sich unsere Wege trennen, würde ich gern in deiner Anwesenheit einige Worte an diese Damen richten.«
    »Wie Ihr wünscht, Sir«, erwiderte ich, »aber Ihr täuscht Euch und tut uns ein grausames Unrecht, wenn Ihr annehmt, dass es in dieser Verbindung um irgendwelche anderen Gefühle geht als nur um reine, uneigennützige und treue Liebe.«
    Darauf sprach er nur: »Du lügst!« und kein weiteres Wort mehr.
    Wir gingen durch halb getauten Schnee und halb gefrorenen Regen zu dem Haus, in dem Christiana und ihre Mutter wohnten. Mein Onkel kannte sie sehr gut. Sie saßen beim Frühstück und waren überrascht, uns zu dieser frühen Stunde zu sehen.
    »Euer Diener, Madam«, sagte mein Onkel zur Mutter. »Ihr ahnt den Zweck meines Besuches, darf ich wohl annehmen, Madam. Ich habe mir sagen lassen, dass dieses Haus eine Welt der reinen, uneigennützigen und treuen Liebe beherbergt. Ich freue mich, Euch alles zu bringen, was dieser Welt noch fehlt, um sie vollkommen zu machen. Ich bringe Euch einen Schwiegersohn, Madam, und Euch einen Ehemann, Miss. Der Herr ist für mich ein Fremder, aber ich wünsche ihm mit seinen klugen Geschäften alles Glück.«
    Er knurrte mich beim Hinausgehen noch einmal an, und ich habe ihn nie wiedergesehen.
    Es ist ein kapitaler Irrtum (fuhr der arme Verwandte fort), wenn die Leute annehmen, dass meine liebe Christiana, von ihrer Mutter überredet und beeinflusst, einen reichen Mann geheiratet hat, dessen Kutschenräder in diesen veränderten Zeiten oft ihren Unrat auf mich schleudern, wenn Christiana an mir vorüberfährt. Nein, nein. Sie hat mich geheiratet.
    Und dass wir viel früher geheiratet haben, als es unsere Absicht gewesen war, geschah so. Ich nahm mir eine bescheidene Unterkunft und sparte und plante um Christianas willen, als sie mich eines Tages mit großem Ernst ansprach und sagte: »Mein lieber Michael, ich habe dir mein Herz geschenkt. Ich habe gesagt, dass ich dich liebe, und habe dir versprochen, deine Frau zu werden. Ich bin so sehr die Deine in allen guten und schlechten Zeiten, als hätten wir an dem Tag, als wir einander dieses Wort gaben, geheiratet. Ich kenne dich gut und weiß, wenn wir getrennt würden oder unser Bund zerbräche, so würde dein ganzes Leben davon verdüstert werden, und all deine Wesenszüge, die dich jetzt für den Kampf mit der Welt stärken, würden zu einem bloßen Schatten ihrer selbst verblassen!«
    »Gott steh mir bei, Christiana!«, sagte ich. »Du sprichst die Wahrheit!«
    »Michael!«, sagte sie und legte ihre Hand mit aller jungfräulichen Zuneigung in die meine, »wir wollen nicht mehr länger getrennt sein. Ich muss dir nur versichern, dass ich mit den Geldmitteln, die du hast, zufrieden leben kann, und ich weiß, das macht dich vollends glücklich. Ich versichere dies aus ganzem Herzen. Plage dich nicht mehr allein; wir wollen uns gemeinsam plagen. Mein lieber Michael, es ist nicht recht, dass ich dir ein Geheimnis vorenthalte, von dem du nichts ahnst, das aber mein ganzes Leben peinigt. Meine Mutter, ohne zu bedenken, was du verloren hast und dass du es nur für mich und auf meine Treueschwüre hin verloren hast, hat ihr Herz an irdische Reichtümer gehängt und drängt mich zu meinem großen Elend, die Werbung eines anderen zu erhören. Ich kann dies nicht ertragen, denn ertrüge ich es, so wäre ich dir untreu. Lieber würde ich deine Plagen mit dir teilen, als mir das länger mit anzusehen. Ich möchte kein besseres Heim als das, das du mir gebenkannst. Ich weiß, dass du mit größerem Mut streben und arbeiten wirst, wenn ich erst ganz die Deine bin, und so soll es sein, wann immer du willst!«
    Ich ward an jenem Tag wahrhaftig gesegnet, und es tat sich mir eine neue Welt auf. Wir heirateten nach einer kleinen Weile, und ich nahm meine Frau in unser glückliches Zuhause auf. Das war der Beginn der Residenz, von der

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