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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Sache handelte.
    Sie warf einen Blick in Braymers Richtung und bemerkte, dass Styles gähnte, während sein Schutzbefohlener Schilde betrachtete, die an der Wand befestigt waren. Inzwischen gab es auch ein paar andere Besucher, die sich umsahen, und einen Museumswärter, der dafür sorgen sollte, dass niemand etwas berührte.
    Karigan schlüpfte in einen Seitenflur, weil sie hoffte, dort vielleicht etwas Interessanteres zu finden, und sah sich plötzlich König Zacharias gegenüber, der sein Schwert erhoben hatte.

DER MANN MIT DER SEIDENEN MASKE
    Karigans zusammengequetschte Lunge erlaubte ihr bei dem bedrohlichen Anblick nur ein Quietschen. Sie wich zurück, die Hand auf der wogenden Brust.
    Jemand lachte leise neben ihr, und als sie herumfuhr, sah sie einen Museumswärter in roter Jacke.
    »Lebensecht, wie?«, fragte er.
    Karigan schluckte angestrengt und sah wieder den König an. Sie kam sich ziemlich dumm vor. Es handelte sich um eine Wachsfigur von König Zacharias. Die Wirkung war tatsächlich beunruhigend realistisch, von dem silbernen Reif im bernsteinfarbenen Haar bis zu dem Schwert, das eine Kopie von Zacharias’ Waffe war.
    Die Figur gehörte zu einem Tableau mit Fahnen, die hinter ihr an der Wand hingen, und einer weiteren Wachsfigur, die den verräterischen Lordstatthalter Tomastin Mirwell darstellte, der am Richtblock kniete, wo schon ein Korb für seinen Kopf bereitstand. Mirwell sah aus, wie Karigan ihn in Erinnerung hatte, ein alter, mürrischer Mann mit einem Bärenfell über den Schultern, der nur mit Hilfe von Dienern zu seiner eigenen Hinrichtung humpeln konnte. Ein Mitleid erregender Anblick, noch schlimmer für einen so stolzen Mann, als die Hinrichtung selbst es gewesen war.
    Die Figur des Königs trug Schwarz, wie es der echte König
am Tag der Hinrichtung getragen hatte. Es war schrecklich gewesen, und Karigan wusste, dass es König Zacharias lange Zeit schwer belastet hatte. Sie selbst dachte, dass der alte Mirwell nur bekommen hatte, was er verdiente. Es wäre ihm beinahe gelungen, das Königreich an Zacharias’ schurkischen Bruder Prinz Amilton auszuliefern. Leider waren einige Verschwörer entkommen und versteckten sich gut, um der Gerechtigkeit des Königs zu entgehen.
    »Ursprünglich hatten die Künstler die Szene so eingerichtet, dass sie die Situation nach der Hinrichtung zeigte«, informierte der Museumswärter, »aber dieser Realismus hat zu viele Besucher entsetzt.«
    Karigan warf ihm einen Seitenblick zu. Er wirkte enttäuscht.
    Dann ging er davon, um mit einem Paar zu sprechen, das andere Figuren in dieser Halle betrachtete. Sie wandte die Aufmerksamkeit wieder dem »König« zu und schauderte. Sein Gesichtsausdruck stimmte überhaupt nicht. Er machte einen irgendwie verrückten Eindruck, aber sie konnte sich daran erinnern, dass er an diesem Tag sehr entschlossen ausgesehen hatte. Und bedauert hatte, was er tun musste. Als sie genauer hinschaute, fielen ihr andere Ungenauigkeiten auf. Brust und Schultern der Wachsfiguren waren zum Beispiel nicht so breit, wie sie es gewöhnt war, und die Hüfte …
    Als sie bemerkte, in welche Richtung ihr Denken ging, riss sie sich zusammen, wandte sich von der Wachsfigur ab und zwang sich, die anderen Szenen zu betrachten. Es gab Darstellungen anderer Könige und Königinnen, diverser heldenhafter Ritter und Krieger aus der sacoridischen Vergangenheit und zweier Adliger, die sich um die Gunst einer Dame duellierten. Es war Karigan unmöglich festzustellen, ob diese Abbilder stimmten, da sie denen, die hier dargestellt waren,
nie begegnet war – mit Ausnahme von Jonaeus, dem ersten Hochkönig.
    Er saß auf einem thronähnlichen Sessel, und durch ein Bogenfenster weiter oben fiel Licht auf ihn. Die Beschriftung verkündete zwar, es handele sich um König Jonaeus, aber die Figur ähnelte ihm nicht im Geringsten. Zwar sah sie tatsächlich königlich aus mit ihrer Krone und den ausgeprägten Gesichtszügen, aber so hatte sie den Mann überhaupt nicht in Erinnerung. König Jonaeus war ein ergrauender, müder Krieger mit grauen Strähnen im Bart gewesen. Selbst die Kleidung stimmte nicht. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er Zugang zu Seidenstoff und einem so guten Schneider gehabt hatte – ein Luxus, der im Langen Krieg einfach nicht existiert hatte. Im wirklichen Leben hatte er festes Leder getragen, raue Wolle und Eisen. Die Künstler konnten jedoch unmöglich wissen, wie Jonaeus wirklich ausgesehen hatte, mahnte sie sich; sie hatten

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