Der schwarze Thron - Reiter reiter3
ihn nicht wirklich gesehen wie Karigan. Sie konnten nur raten und ein idealisiertes Abbild schaffen.
Sie zuckte mit den Achseln und wollte gerade weitergehen, als Glas zerbrach und jemand aufschrie. Erschrocken raffte sie die Röcke und eilte so schnell, wie ihre zierlich beschuhten Füße sie tragen wollten, zur Haupthalle zurück. Dort bot sich ihr ein überraschender Anblick. Ein Mann mit einer schwarzen Seidenmaske stand mitten in der Halle und wehrte die Museumswärter und -besucher mit einem Degen ab. In der anderen Hand hielt er ein Dokument, das er aus einem zuvor zerschlagenen Glaskasten geholt hatte.
»Dieses Dokument ist unbezahlbar!«, schluchzte ein Wärter. »Bitte, ich flehe Euch an! Bitte nehmt es nicht mit.«
Niemand sonst regte sich. Blasse Damen klammerten sich an ihre Begleiter, Herren standen wie erstarrt da, als hätte man sie verzaubert. Braymer schaute verwirrt drein wie immer,
schwieg aber zur Abwechslung, während Styles sich mutig vor seinen jungen Schutzbefohlenen gestellt hatte.
»Das Dokument mag für Euch unbezahlbar sein«, sagte der Maskierte zu dem Museumswärter, »aber für mich ist es ungemein nützlich.« Dann fügte er an den Rest gewandt hinzu: »Bitte entschuldigt, dass ich Euren Nachmittag so gestört habe. Guten Tag.« Und er salutierte mit der Waffe.
Angeber, dachte Karigan angewidert. Sie seufzte. Wenn sonst niemand etwas unternahm, um ihn aufzuhalten, sollte vielleicht eine Vertreterin des Königs es tun.
»Halt!«, rief sie ihm hinterher, als er sich umdrehte, um zu fliehen. »Im Namen des Königs!«
Alle starrten sie überrascht an, der Dieb eingeschlossen, dessen Augen hinter der Maske blitzten.
»Ihr verstoßt gegen die Gesetze des Königs«, sagte Karigan. Der Dieb machte zwei Schritte auf sie zu und blieb dann stehen. Sie spürte, wie er sie unhöflich von oben bis unten betrachtete. Sie errötete.
Und er lachte. »Ja, und was werdet Ihr dagegen tun, meine Dame? Sicher nichts, was dieses so sorgfältig aufgesteckte Haar in Unordnung bringen würde.«
»Lieber Himmel«, murmelte sie angewidert. Sie raffte die Röcke und eilte zur nächsten Wand, wo Waffen aufgestellt waren. Dort riss sie ein Schwert aus seiner Halterung.
»I-ihr dürft die Artefakte nicht berühren«, rief der Wärter, der entsetzt sein Taschentuch wrang. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, was weitere Einwände verstummen ließ.
Der Maskierte lachte. »Das macht mir wirklich Angst!«
Karigan verdrehte die Augen. Sie packte mit der linken Hand eine Faustvoll ihres Rocks und ging dann auf den Angeber zu, das Schwert vor sich. Braymer erwachte plötzlich zum Leben und rannte zu ihr, um sie am Arm zu packen.
»Fräulein Karigan, was macht Ihr denn da? Keine Sorge, ich werde Euch vor diesem Schurken schützen, ich werde …«
Sie riss den Arm von ihm los und schob ihn beiseite. Er taumelte mehrere Schritte zurück, denn vielleicht hatte er nicht erwartet, dass sie solche Kraft hatte. Der Dieb betrachtete sie mit offensichtlichem Interesse.
Obwohl Waffenmeister Drent sie für alle erdenklichen Situationen ausgebildet hatte, hatte sie doch nie in einem Kleid kämpfen müssen. Sie hoffte, dass es nicht wirklich zu einem Kampf kommen würde.
»Lasst das Dokument hier und verschwindet«, sagte sie. »Das Artefakt gehört dem sacoridischen Volk.«
»Und Ihr wollt mich aufhalten, meine Dame?« Der Dieb klang sehr amüsiert, und er verzog die Lippen zu einem Lächeln.
Karigan seufzte. »Wenn es sein muss.« Sie bewegte das Schwert ein wenig. Es war ein Langschwert, viel schwerer als das, woran sie gewöhnt war.
»Vielleicht solltet Ihr Euch wieder Euren Stickereien zuwenden, junge Dame.« Achtlos drehte er sich um und wollte davongehen, aber Karigan schob ihm die Klinge zwischen die Beine und brachte ihn zum Fallen. So schnell wie eine Katze überrollte er sich und kam wieder auf die Beine. Er steckte das Dokument in seinen Frack und sah sie an. Diesmal lächelte er nicht.
»Fräulein Karigan, wie?« Stahl schwang in seiner Stimme mit. »Ihr würdet gut daran tun, mich nicht gegen Euch aufzubringen. «
»Das würde ich auch nicht tun, wenn Ihr das Dokument einfach zurückgeben und gehen würdet.«
»Und wieso sollte ich mich dazu herablassen?«
»Vielleicht um Eures Lebens willen.«
»Das ist eine sehr undamenhafte Drohung.«
»Und das hier ist die einzige Handarbeit, die ich beherrsche. « Sie hob das Schwert auf Augenhöhe.
Der Dieb lachte auf. »Ihr seid eine interessante Dame,
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