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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Schatten, wo sie offenbar vollkommen unsichtbar werden konnte. Im direkten Sonnenlicht wie hier war diese Wirkung weniger ausgeprägt und machte sie zum lebenden Gespenst.
    Etwas in der Luft hatte sie veranlasst, ihre Fähigkeit einzusetzen, also schaute sie noch einmal ins Tal – und da war er, der Hengst, und pulsierte praktisch in ihrem Blickfeld vor Schwärze vor dem trostlosen Grau. Er scharrte, und jeder Muskel bewegte sich unter einem Fell, das so glatt war wie ebenholzschwarze Seide. Er negierte das Licht, bestand aus Abwesenheit von Licht wie der Nachthimmel, und wenn er sich bewegte, wirbelte das Gras um ihn herum wie verrückt, obwohl seine lange Mähne und sein Schweif davon unbehelligt blieben.
    »Äolisch«, murmelte Karigan.
    Er hob den Kopf, warf die Mähne, die ihm in die Stirn fiel, zur Seite, als müsse er sich dazu herablassen, die irdischeren Geschöpfe in der Nähe zu bemerken. Dann schnaubte er und trabte zu Fergals kleinem Fohlen und seiner Mutter. Die Beine des Hengstfohlens klappten unter ihm zusammen, gaben nach, und es lag auf dem Boden und blickte auf zu diesem Gott-Wesen, seinem Patron.
    Wenn er kein Gott-Wesen war, dachte Karigan, was sonst konnte dieser Hengst sein?
    Die Mutterstute senkte den Kopf und knabberte unglaublicherweise am Nacken des Hengstes, und er erwiderte den Gefallen, indem er dort knabberte, wo ihr Schweif begann. Dieses gegenseitige Putzen ging eine kurze Weile weiter, und nach und nach kamen andere Pferde, um mit ihrer Nase den Hengst zu berühren oder Putzen anzubieten. Er schnippte mit den Ohren, als sie kamen und gingen, und verscheuchte niemanden. Die Einzigen, die nicht näher kamen, waren die
anderen Hengste, die ihren wachsamen Abstand beibehielten.
    Wieder hob der schwarze Hengst den Kopf zum Himmel und zog die Oberlippe zurück.
    »Jetzt sind wir dran«, sagte Damian. »Er nimmt unsere Witterung auf.«
    »Hätten wir nicht … Ich meine, hätte er uns nicht eher bemerken sollen?«
    Damian lachte leise. »Und was könnten wir gegen ihn ausrichten, wenn er uns als Gefahr betrachten sollte? Nein, Mädel, er weiß, dass wir keine Gefahr sind. Und er kennt meinen Geruch.«
    Der Hengst verließ die Herde und kam auf sie zu, den Kopf gesenkt, jeder Schritt beherrschte Kraft. Er blieb stehen und schaute sie durch sein langes Stirnhaar hindurch an. Eine Brise zupfte erneut an Karigans Haar, und diesmal schob sie die Strähne nicht weg.
    Neben ihr fiel Damian auf ein Knie. »Sei gegrüßt, Äolischer«, sagte er.
    Karigans Knie zitterten, denn sie glaubte, dass sie etwas Größeres sah als einen König, etwas, das nicht von dieser Welt war. Als sie ihm in die Augen schaute, sah sie mehr als schlichte Intelligenz, sie sah Chaos und die Unendlichkeit. Die Schwärze seiner Augen verschlang sie, und in einer Vision sah sie das sternenverhangene Universum. Zwischen den Konstellationen der Gestirne galoppierte der Hengst mit in Mitternachtstönen fließenden Muskeln. Auf seinem Rücken saß ein geflügelter Krieger, dessen Helm den Schnabel und das Gesicht eines Raubvogels zeigte. Westrion, der Vogelmann, Gott des Todes.
    Plötzlich wurde ihr die Vision entrissen, und sie fühlte sich leer, aber der Hengst stand immer noch vor ihr.

    »Salvistar«, flüsterte sie.
    Er schnaubte leise, und eine gewaltige Windbö warf Karigan buchstäblich um. Als sie auf dem Boden aufprallte, konnte sie die Hufschläge im Boden spüren. Der Hengst war weg, als sie sich wieder aufsetzen konnte, und alles war wie zuvor.

WINDTRÄUME
    »Alles in Ordnung, Mädel?«, fragte Damian.
    »Ich bin …« Karigan wackelte mit Fingern und Zehen, um sich zu überzeugen, dass sie in Ordnung war. Sie ließ das Verblassen sein, und sofort wurde die Welt wieder bunt. Leider dröhnten schreckliche Kopfschmerzen in ihrem Schädel, was immer passierte, wenn sie ihre besondere Gabe einsetzte. Sie rieb sich die Schläfen. »Es geht mir gut.«
    Damian schob die Daumen in den Gürtel und wirkte nicht sonderlich überzeugt. »Das hoffe ich, sonst wird Lady mir eine Standpauke halten. Du hast mich wirklich erschreckt.«
    »Meint Ihr das Durchsichtigwerden?« »Ich weiß zwar von der Reitermagie – sieh mich bloß nicht so an, Mädel –, aber das war doch ein seltsamer Anblick! Allerdings war das nicht das eigentliche Problem. Zwischendrin warst du ein paar Minuten lang vollkommen verschwunden. Ich dachte schon, du würdest nicht wiederkommen.«
    Karigan erhob sich zittrig. Der Druck in der Luft war nicht mehr, und

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