Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Vater war Sacorider und ein Bauer, und als ich noch klein war, zogen wir hier an den Westrand von Sacoridien. Meine Mutter hat mich weiter unterrichtet, als ich aufwuchs.« Lady hielt inne. »Machst du dir Gedanken, ich könnte mehr als nur Wissen haben?«
»Nicht unbedingt Gedanken«, sagte Karigan. »Ich frage mich nur. Wir haben einen Reiter … na ja, er reitet nicht …«
»Er was?«
»Er hat Angst vor Pferden.«
» O je!«, sagte Lady. »So etwas habe ich noch nie gehört! Damian wird unbedingt davon erfahren wollen.«
»Na ja, als er Reiter wurde, stellte sich heraus, dass seine besondere Fähigkeit seine Begabung zum Heilen noch verstärkte. « Karigan glaubte nicht, etwas zu verraten, wenn sie über Reitermagie sprach, da Damian bereits deutlich gemacht hatte, dass er darüber Bescheid wusste. Sie ging davon aus, dass Lady das ebenfalls tat. »Ich frage mich, ob Ihr … ob Ihr vielleicht auch diese Fähigkeit habt.«
Lady reagierte nicht sofort, und Karigan befürchtete schon, ihrer Gastgeberin zu nahegetreten zu sein, aber als Lady schließlich doch etwas sagte, klang sie nicht verärgert, nur nachdenklich.
»Es gibt das Sichtbare und das Unsichtbare. Fähigkeiten, und was über sie hinausgeht. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
Lady fand plötzlich, dass es zu kalt war, und stand auf, um ins Haus zu gehen. Aber bevor sie das tat, fügte sie noch hinzu: »Nicht alles ist sicher in unserer Welt, Karigan. Wenn das so wäre, dann würde es keine Gelegenheit zum Glauben geben, und das wäre wirklich eine sehr langweilige Existenz.« Mit diesen Worten ließ sie Karigan verwirrt in der Dunkelheit zurück.
Sie hatte keine definitive Antwort erhalten. Das Sichtbare, das Unsichtbare, Wahrnehmungen … Karigan ächzte. Vielleicht war es besser, nicht über solche Dinge nachzudenken, und sie sollte einfach jeden Tag als das nehmen, was er war.
Das Problem bestand darin, wenn sie wirklich Salvistar gesehen hatte, konnte das nur Ärger bedeuten. Wie Karigan war auch der Hengst des Todesgottes ein Bote, aber er brachte nur eine einzige Botschaft: Auseinandersetzungen, Kämpfe, Tod.
DER WALL SPRICHT
Von der Ullem-Bucht bis zu den Ufern der Morgendämmerung weben wir unser Lied …
In Disharmonie.
Von der Ullem-Bucht bis zu den Ufern der Morgendämmerung sind wir uneins.
Er ist da. Wir spüren es.
Von der Ullem-Bucht …
Kann er uns hören?
Bittet ihn nicht um Hilfe. Vertraut ihm nicht.
Höre uns. Hilf uns. Heile uns.
Er hört nicht.
Seht ihn. Er verriet uns.
Wir sehen ihn.
Seht genau hin. Er ist böse.
Wir halten Wacht.
Vertraut nicht.
Wir sehen.
Wir halten Wacht.
Wir sind blind.
MUSTER
Seit seinen Erlebnissen in Schwarzschleierwald hatte Alton schlecht geschlafen, falls er überhaupt schlafen konnte. Er hatte Fieberfantasien und Albträume, und diese wurden noch verstärkt durch die Zweifel, die seinen Verstand erfüllten, und von Visionen, dass alles in einer Katastrophe enden würde. Wenn er einzuschlafen versuchte, gab der ganze Wall nach, und Mornhavon erhob sich aus den Trümmern wie ein rachsüchtiger Gott, der ganz Sacoridien in die Knie zwingen würde.
Oft stand Alton lange vor der Morgendämmerung auf und ging in seinem Zelt auf und ab, und die Bretter der Plattform knarrten unter seine Füßen, oder er bemühte sich, eine Lösung zu finden, indem er in sein Tagebuch schrieb, aber diese Einträge führten immer nur zu noch größerer Frustration. Er hatte schon Dutzende von Federspitzen abgebrochen, weil er sie so wütend in die Seiten stach.
Manchmal ging er zum Turm. Das ganze Lager war so still wie ein Krankenzimmer, und die einzigen wachen Seelen waren die Männer der dritten Wache. Aber seinen Willen gegen die Wälle zu rammen hatte sich als ebenso unfruchtbar erwiesen wie seine Tagebuchpläne, und deshalb hatte er beschlossen, etwas Produktiveres zu tun. Manchmal hackte er Holz für die Küchenfeuer, eine eintönige, gedankenlose Arbeit, die es ihm erlaubte, seine Aggressionen für einen guten Zweck
einzusetzen. Dankbare Köche sorgten dafür, dass er zum Lohn für seine Mühe ein besonders herzhaftes Frühstück erhielt.
Manchmal sattelte er auch Nachtfalke, um beide Richtungen des Walls zu inspizieren. Er schrieb seine Beobachtungen bereits in sein abgestoßenes Tagebuch, bevor sich Dale auch nur aus ihrem Feldbett gewälzt hatte.
Diese frühmorgendlichen Ausritte gaben ihm das Gefühl, etwas beizutragen. Die Soldaten patrouillierten regelmäßig am Wall entlang, aber sie
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