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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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aufzuseufzen, als ein Windstoß Thursgads Haare zerzauste. Er bildete sich ein, die Schreie der Seeleute und das Donnern einer Brandung zu hören.
    Dann hieb der Besen wieder auf ihn ein, und er stellte fest, dass er durch Wasser platschte, und das Wasser stieg immer weiter und reichte ihm nun schon bis zu den Fußknöcheln. Wie war das möglich? So groß war die Flasche doch gar nicht gewesen. Er schmeckte Salz in der Luft, Möwen schrien …
    Er planschte durch das Wasser, und der Besen zielte auf seinen Kopf und seine Schultern. Endlich entwischte er durch die Tür, und das Wasser schoss zugleich mit ihm hinaus. Er raste den Korridor entlang und jagte die Treppe hinunter. Er wagte es nicht, sich umzusehen, um festzustellen, ob der Besen ihn verfolgte. Es war ihm egal – er musste nur aus diesem Haus entkommen.
    Er rannte durch die Küche mit ihrem Backofen, aus dem köstliche Düfte stiegen, und floh aus der Tür in den Wald, seine Beute sicher unter dem Arm. Selbst in dem ganzen Chaos war es ihm irgendwie gelungen, sie nicht fallen zu lassen.
     
    »Ich hab dir doch gesagt, es war ein gelber Waldsänger«, sagte Miss Bay.
    Die Schwestern schlenderten über die steinerne Brücke auf dem Weg, der zu Siebenschlot führte.
    »Was hätte ein gelber Waldsänger zu dieser Jahreszeit hier zu suchen?«, fragte Miss Bunch. »Du weißt ganz genau, dass sie alle nach Süden gezogen sind.«

    Miss Bay hob ihr Kinn und schnaubte. »Nicht alle. Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Du kannst keinen gesehen haben, Schwester, es ist unmöglich. Alle Waldsänger sind weggeflogen.«
    »Hm.«
    »Wirklich, wenn du einen Waldsänger gesehen hast, dann bin ich eine Forelle.«
    Miss Bay sah sie abschätzend an. »Du bist eine Forelle.«
    Miss Bunch schmollte.
    Sie blieben vor dem stattlichen alten Haus stehen, das ihr Vater, Professor Erasmus Norwood Berry, vor vielen längst vergangenen Jahren für ihre Mutter gebaut hatte. Es war ein eleganter Herrensitz, genauso elegant wie die Herrenhäuser in den dichter bevölkerten Gegenden, umgeben von Gärten und Pflanzungen, die die Schwestern im Laufe ihres Lebens kultiviert hatten. Die Gärten waren von Farnham der Jahreszeit entsprechend zur Ruhe gelegt worden, und die Beete waren mit Mulch bedeckt.
    »Also, ich vermisse die Waldsänger jedenfalls«, sagte Miss Bunch. »Das wird wieder ein langer, trostloser Winter, aber die Häher und die Meisen werden uns schon unterhalten. «
    »Und die Möwen!«
    »Wirklich, Bay, du musst aufhören, Lügen über Vögel zu erzählen.«
    Aber Miss Bay hob ihren knochigen Arm und wies mit unbewegtem Blick zum Himmel. »Ich erzähle keine Lügen über Vögel. «
    Miss Bunch folgte ihrem Blick und schnappte nach Luft. Statt Rauch stiegen Möwen aus den Schornsteinen auf und kreisten über dem Dach.
    »Ich fürchte, ich habe zu vorschnell geredet«, sagte Miss
Bunch. »Aber was machen die Möwen da, und warum fliegen sie aus unseren Schornsteinen?«
    Miss Bay gab einen quietschenden Laut von sich, es klang fast wie ein abgebrochener Schrei, ein Geräusch, das Miss Bunch noch nie von ihrer Schwester gehört hatte.
    Sie konzentrierte sich wieder auf das Haus und entdeckte, warum sie so verstört war: Wasser brach durch die Fenster und spritzte hinaus. Ihre Hand fuhr zu ihrem Herzen. »O nein! Mutters schöne Sachen!«
    »Vaters Bibliothek!«, echote Miss Bay.
    Sie sahen einander voll Entsetzen an.
    »Die Flasche«, flüsterte Miss Bunch.
    »Sie ist zerbrochen«, sagte Miss Bay.
    Sie drehten sich um und humpelten so schnell sie konnten von dem Haus weg. Das Haus hinter ihnen ächzte, immer mehr Meerwasser strömte durch die Fenster und Türen und überschwemmte die Gärten. Hohe Masten krachten durch das Dach, so dass die Ziegel davonflogen und die Möwen aufflatterten. Vorder- und Rückfront des Hauses explodierten, die Wände stürzten zu Bergen von geborstenem Holz und Steinschutt zusammen und machten Platz für den Bug und das Heck eines Segelschiffes. Eine Galionsfigur in Gestalt einer Nixe schien die Schwestern zu beobachten, als sie davoneilten.
    Miss Bay und Miss Bunch zogen sich über den Weg bis zur anderen Seite der steinernen Brücke zurück. Der frische Bach, der darunter vorbeifloss, stieg rasch an.
    »Was sollen wir nur tun?«, jammerte Miss Bunch.
    »Verstecken!«, schnappte Miss Bay. »Was glaubst du, was diese Piraten mit uns machen, wenn sie uns finden?«
    Miss Bunch wimmerte. »Wir hätten diesen jungen Mann nie hereinbitten sollen. Aus

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