Der schwarze Thron - Reiter reiter3
im Schwertkampf besiegt hat. Ich wünschte, du hättest gehört, was er an dem Tag hinterher alles über dich gesagt hat und was er dir alles unter Eid antun wollte, falls er dir je wieder begegnen würde. Leider bist du davongerannt, bevor er sich rächen konnte. Aber jetzt bist du
hier. Das ist ja hochinteressant.« Barrett strahlte vor Begeisterung. »Wir haben ihm damals alle versichert, dass wir ihm bei seiner Rache helfen wollten.«
Karigan wandte sich um, damit sie ihm direkt gegenüberstand, und sah ihm in die Augen. »Ich bin im Auftrag des Königs hier, um Lord Mirwell eine Botschaft zu überbringen. «
»Es muss dich maßlos ärgern, in einer so untergeordneten Position zu sein.«
»Es ist mir eine Ehre , dem König zu dienen.«
Barrett gluckste, und Karigan stellte fest, dass er für den Begriff »Ehre« wohl kaum viel Verwendung hatte. »Timas, Lord Mirwell, wird sich freuen, dich wiederzusehen. O ja, das wird er, ganz ohne Zweifel. Aber nicht heute.«
»Schickt Ihr uns etwa wieder weg?«, fragte Karigan ungläubig.
»Hast du es so eilig, ihn zu sehen?« Barrett schob sich wieder näher an sie heran.
Karigan ließ die Hand auf dem Heft ihres Säbels ruhen. Das zentrierte sie.
»Ts, ts«, sagte Barrett, dem die Bewegung nicht entging. »Anscheinend fühlt sich der Grünling bedroht. Vielleicht muss ich dir befehlen, deinen Säbel abzulegen. Und andere Dinge ebenfalls, vielleicht …«
»Ich möchte den Lordstatthalter daran erinnern«, sagte Karigan nun mit eiskalter Stimme, »dass die Grünen Reiter ausschließlich dem Befehl des Königs unterstehen, und der König hat wenig Verständnis dafür, wenn seine Boten respektlos behandelt werden.«
»Zu schade, dass er viele Meilen von hier entfernt in der Stadt Sacor ist, wo er von so vielen wesentlich wichtigeren Dingen in Anspruch genommen wird als den Sorgen einer
einfachen Botin.« Barrett streckte die Hand aus, um ihr Haar zu streicheln.
Karigan schlug seine Hand weg und hörte, wie eine Stahlklinge gezogen wurde. Fergal stand neben ihr und hielt seinen Säbel bereit. Obwohl sie überrascht war, hielt sie nur einen Augenblick inne.
»Fergal«, sagte sie, »steck das weg.« Als er ihren Befehl nicht auf der Stelle befolgte, schnappte sie: » Na los! Er ist es nicht wert.«
Äußerst widerstrebend schob Fergal seine Klinge in die Scheide.
»Hattest du etwa vor, mein Blut zu vergießen, Junge?«, herrschte Barrett ihn an. »Tatsächlich? Ich sollte die Wächter auf der Stelle hereinrufen und dich in eine Zelle werfen, damit sie dir eine Lektion erteilen.«
»Lord Barrett«, sagte Karigan mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen. Eine eisige Ruhe hatte sich auf sie herabgesenkt und hüllte sie ein wie ein Umhang. Die Kopfschmerzen waren verschwunden, und ihre absurde Angst vor einem Zusammentreffen mit ihren früheren Klassenkameraden hatte sich völlig aufgelöst. »Der junge Mann heißt Reiter Duff, und ich möchte Euch daran erinnern, dass das Gesetz des Königs alle anderen Gesetze übertrifft. Ihr werdet ihn nicht einsperren. Ich glaube nicht, dass Euch klar ist, welch großen Wert der König seinen Reitern beimisst, und man wird ihn ganz bestimmt darüber informieren, wie wir hier behandelt wurden. Vergesst nicht, dass der König selbst derjenige war, der Lord Mirwells Vater Gerechtigkeit widerfahren ließ.«
Bevor der verblüffte Barrett antworten konnte, drehte sich Karigan auf dem Absatz um und ging hinaus. Fergal folgte ihr. Als sie die überfüllte Eingangshalle zur Hälfte durchquert hatten, fand Barrett seine Stimme wieder.
»Warte nur, bis du Timas persönlich begegnest, du Aas!«, schrie er. »Dann wird es dir leidtun!«
Karigan schüttelte den Kopf vor Staunen, wie kindisch Barrett sich anhörte – noch dazu vor all seinen Soldaten, Dienern und Edlen.
Zumindest würden sie Timas morgen die verflixte Botschaft überreichen können. Und wenn sie Beryl nicht trafen? Dann würde sie nichts zu berichten haben, wenn sie in die Stadt Sacor zurückkehrte, und Hauptmann Mebstone würde entscheiden, was als Nächstes geschehen würde.
Beryl erinnerte sich nicht daran, wie sie »hierher« gekommen war oder wo »hier« überhaupt war. Es war eine Art Lager, und es befand sich irgendwo in dem umgebenden Dunst. Sie konnte sich kaum daran erinnern, wer sie selbst eigentlich war. Sie war in einem Spinnennetz aus goldenen Ketten gefangen, die sich mit Widerhaken in ihrem Fleisch verankert hatten. Sobald sie eine Hand hob, zerrte
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