Der schwarze Thron - Reiter reiter3
dahinterkommen, worin sie besteht. «
Die Stimmen entfernten sich aus Beryls Hörweite. Es gab nur noch den Rhythmus der marschierenden Füße und den Schmerz der goldenen Ketten.
EINE UNERWARTETE BOTSCHAFT
Es amüsierte Karigan sehr, dass Barrett aufgrund ihrer Begegnung am Vortag immer noch so wütend war, dass er mit ihr und Fergal nur durch einzelne Worte und herrische Gesten kommunizierte.
Diesmal würden sie tatsächlich Timas sehen, und Barrett führte sie eine Wendeltreppe hinauf. Karigan war zur Schlacht bereit und fast begierig darauf, mit ihrer alten Nemesis zu kämpfen, aber sie durfte nicht vergessen, was sie war und wen sie repräsentierte. Das bedeutete, dass sie sich in Wort und Tat zurückhalten musste, um den König und die Grünen Reiter würdig zu vertreten. Es war schade, dass ihre Position sie so einengte, aber es gab ja noch andere, subtilere Methoden, um Timas zu ärgern.
Sie hoffte, dass Beryl dort sein würde, an Timas’ Seite, so wie sie auch stets an der Seite seines Vaters gewesen war.
Die Wendeltreppe führte zu einem weiteren Flur, der ebenso dunkel und eng war wie alles andere in der Festung. Er wurde von Fackeln erhellt, die Wände und Decke mit schwarzem Russ bedeckten. Die Festung hatte etwas Primitives an sich, das Karigan an die verlassenen, uralten Korridore in der Burg des Königs erinnerte, aber diese Flure hier waren keineswegs verlassen.
Barrett führte sie bis zum Ende des Gangs, wo eine große Tür ein Zimmer verbarg. Darauf prangte eine sehr plastische
Holzschnitzerei: ein Kriegshammer, der durch einen Berg brach. Er öffnete die Tür und betrat den Raum, gefolgt von den Reitern.
Das Empfangszimmer des Lordstatthalters glich einem kleinen Thronsaal: Es war lang und schmal, und am anderen Ende stand auf einem erhöhten Podium ein kunstvoller, vergoldeter Sessel vor einem großen, offenen Kamin. Die Wände waren mit Rüstungen und Waffen dekoriert, und Porträts zeigten die Mirwells aller Generationen.
Tatsächlich ließ sich der augenblickliche Lordstatthalter gerade ebenfalls porträtieren. Er stand vor dem Thron, einen Fuß auf dem Podium und eine Hand auf der Armlehne. Vor der Brust hielt er einen Kriegshammer – zweifellos eine Waffe, die die Ahnen des Clans in den Tagen des Langen Krieges gebraucht hatten. Er bestand aus Holz und Eisen und war völlig schmucklos, und der Griff war durch den jahrhundertelangen Gebrauch und vielleicht auch von Blut nachgedunkelt.
Aus einem schmalen Fenster fiel Tageslicht auf sein Gesicht. Ein scharlachroter, mit Gold bestickter Samtumhang wallte von seinen Schultern, und darunter trug er den langen Mantel eines mirwellischen Befehlshabers, glitzernd vor goldgefassten Epauletten, Insignien, Schnüren, goldenen Verzierungen und aufwendiger Eichenblattstickerei. Medaillen, die er sich innerhalb eines einzigen Lebens unmöglich alle hätte verdienen können, bedeckten seine Brust, während sein schwarzseidenes Schwertgehänge schlaff herunterhing. Um die Hüften trug er ein Kurzschwert, das im Gegensatz zu dem schmucklosen Kriegshammer ein reich verziertes Heft besaß. Den Griff schmückte ein Rubin, und es steckte in einer juwelenverzierten Scheide.
Karigan nahm die Szene in sich auf und spähte dann über
die Schulter des Malers, um sie mit dem Gemälde zu vergleichen. Das Bild war schon weit fortgeschritten und zeigte Timas, seine Gewandung und seine Umgebung äußerst realistisch, aber da war noch mehr … Vielleicht lag es daran, wie der Maler das Licht eingefangen hatte. Die Darstellung war sehr romantisch. Timas’ Gesicht wirkte reiner, als sei er von den Göttern gesegnet, und der Künstler hatte eine Mondsichel in den Fensterladen eingearbeitet, obwohl der in Wirklichkeit aus schlichten Holzpanelen bestand. Timas’ Haar war schwärzer, seine Haut hatte eine gesündere Farbe, und das Wichtigste war, dass der Maler ihn größer dargestellt hatte, als er war.
Karigan wollte lachen, sie wollte darüber lachen, wie lächerlich Timas in seiner Aufmachung wirkte und wie wenig er seit ihrer Schulzeit gewachsen war. Er war immer noch klein. Sie fragte sich, was die Leute in hundert Jahren wohl aufgrund dieses Gemäldes von ihm denken würden. Sie würden denken, er sei groß gewachsen und edel und sogar heldenhaft gewesen. Timas hatte seinen Porträtmaler gut ausgewählt, aber letzten Endes würden nur die Taten, die er im Leben vollbrachte, darüber bestimmen, ob er diesem Abbild Genüge tun würde oder nicht.
Abgesehen
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