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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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diese an dem Haken, der in ihrem Nacken festsaß. Bewegte sie ihr Bein, grub sich der Haken, der in ihrem Rücken saß, tiefer ins Fleisch.
    Die goldenen Ketten waren wie Staubfäden, exquisit, wie etwas, das eine Edeldame um den Hals getragen hätte, und Beryl konnte nicht feststellen, ob sie eigentlich real oder eingebildet waren – sie wusste nur von dem Schmerz, der ihren Körper bei der geringsten Bewegung folterte, als schneide ein Rasiermesser in ihre Haut oder als grabe ein Dolch sich tief in ihre Muskeln.
    Also bewegte sie sich nicht. Sie saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, die Hände auf dem Schoß gefaltet, und konzentrierte sich mit ihrem ganzen Wesen und mit allem, was sie war, darauf, sich nicht zu bewegen. Ihr Gehör konnte die Geräusche des Lagers nicht erfassen, und sie vermochte jenseits
des Dunstes so gut wie nichts zu sehen. Ungefähr zweibis dreimal täglich kam jemand und verringerte die Spannung ihrer Ketten, so dass sie sich erleichtern und die paar Brosamen essen konnte, die man ihr gab. Wenn sie in diesen Momenten versuchte, ihre Glieder zu bewegen, dann tat das fast genauso weh wie die Haken in ihrem Fleisch, und wenn sie nicht aufpasste und sich über die lockere Reichweite der Ketten hinaus streckte, rissen die Haken ihr Fleisch auf und überwältigten ihren Verstand mit blendend weißem Schmerz.
    In Wirklichkeit wusste sie nicht einmal, ob sie blutete. Ob die Wunden echt waren.
    Sie versuchte, sich angenehme Orte vorzustellen: fruchtbare Täler und klare Seen, wo ihr Pferd Mondmotte friedlich weidete. Diese Visionen halfen ihr, bis sie einschlief. Dann rissen all die Haken ihr Fleisch auf, und sie empfand glühend rote Qual, bis sie wieder eine Position gefunden hatte, die den Schmerz vermied. Sie konnte es sich nicht erlauben einzuschlafen, und von da an rezitierte sie im Kopf Marschkadenzen, alles, was sie im Laufe ihrer militärischen Laufbahn gelernt hatte, immer und immer und immer wieder.
    Der Mangel an Schlaf, an Nahrung und Wasser schwächten sie. Sie kannte sich bei der Anwendung von Folterqualen zu gut aus, um nicht zu wissen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie nachgeben würde, aber sie hatte keine Ahnung, was die Leute, die sie gefangen hatten, eigentlich von ihr wollten, denn niemand stellte ihr je Fragen. Vielleicht war es einfach Folter um der Folter willen. Wenn sie selbst die Folter anwandte, dann geschah das zumindest, um ein Geständnis oder eine Information zu bekommen. Wenn sie jemanden aus dem Weg haben wollte, dann tötete sie ihn einfach und ließ ihn nicht noch leiden.
    Ab und zu wurde sie des kleinen Mädchens gewahr, das
am Rand des Dunstes saß und Fadenspiele spielte. Beryl hatte diese Spiele einst gespielt, als sie klein war. Als Kind? War sie wirklich einmal ein Kind gewesen? Das kleine Mädchen wob die Fäden durch die Finger und erzeugte Muster, bis Beryl das Gefühl hatte, sie selber sei in den Fäden gefangen, gefesselt, die Beute in einem Spinnennetz, nur dass das Netz aus Goldfäden bestand, wunderschön und schmerzhaft.
    Manchmal warf das kleine Mädchen auch mit Kieselsteinen nach ihr und versuchte, sie zum Zusammenzucken zu bringen. Als Beryl lernte, die Kieselsteine auszuhalten, wurden diese zu größeren Steinen, und Beryl meinte, die Haken würden ihr das Fleisch von den Knochen reißen, wenn sie auf einen Treffer ins Gesicht reagierte.
    Manchmal nahm Großmutter das kleine Mädchen bei der Hand und führte sie scheltend weg.
    Beryl sang gerade die Grundmarschtempo-Kadenz der Infanterie in ihrem Kopf, als sie auf zwei Menschen aufmerksam wurde, die am Rand ihres Dunstes standen.
    »Was sollen wir mit ihr anfangen?« Dies war der Mann mit der rauen Stimme, von dem sie ganz sicher war, dass sie ihn kannte, aber sie wagte es nicht, sich von den Kadenzen ablenken zu lassen und sich daran zu erinnern, wer er war.
    »Sie ist stark«, sagte Großmutter. »Wir werden sie hier lassen.«
    »Wir sollten sie töten. Oder auf die übliche Weise foltern. Dies führt zu nichts.«
    »Na, na. Unterschätze nicht, was du nicht sehen kannst. Sie wird irgendwann zusammenbrechen, und dann können wir entscheiden, ob sie für uns nützlich ist. Ich würde gern den Ursprung ihrer Fähigkeit entdecken. Vor langer Zeit wurde den Grünen Reitern befohlen, ihre magischen Fähigkeiten aufzugeben. Isbemic, der sie erzeugt hatte, wurde dazu gezwungen,
sie zu zerstören. In all den Jahrhunderten war irgendeine Täuschung am Werk, und ich möchte

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