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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Dale gerade bequem in ihre Decken gerollt und träumte, dass sie über wunderschöne Hügel und Täler flog. Die Landschaft rollte unter ihr dahin, und sie wurde von einem Gefühl der Leichtigkeit und der Freiheit überwältigt. Bis Alton sie rief.
    »Dale? Bist du wach?«
    Sie stürzte ab wie ein Anker und erwachte mit einem Seufzen.
    »Dale?«
    Sie blinzelte im Kerzenlicht und fand Alton über sich gebeugt. Die Freude des Traums war verschwunden.
    »Wie spät ist es?«, murmelte sie.
    »Keine Ahnung«, sagte Alton. »Spät. Äh, tut mir leid, dich zu wecken, aber …«
    »Ich bin geflogen« sagte sie, die Stimme voller Trauer.
    Zuerst schwieg Alton, dann fragte er: »Geflogen?«
    »In meinem Traum.«
    »Oh.«
    »Es war ein schöner Traum.« Sie seufzte. »Was willst du?«

    Er wollte, dass sie sich noch mehr von den Gleichungen ins Gedächtnis rief, die die Hüter aufgezeichnet hatten.
    Dale stützte sich auf ihren Ellbogen und bereute die Geste, als kalte Luft in die mollig warmen Gefilde unter ihren Decken eindrang. »Wozu denn?«
    »Es könnte wichtig sein«, antwortete er.
    »Die haben mit den Sternen zu tun, nicht mit dem Wall.« Sie sank auf ihr Kissen zurück und zog sich die Decken bis zum Hals. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du solltest versuchen, etwas mehr zu schlafen.«
    »Ich kann nicht«, sagte Alton. »Ich muss immer daran denken … Ich habe einfach zu viel im Kopf.«
    »Vielleicht macht Leese dir einen Schlaftrunk, wenn du sie darum bittest.«
    »Ich will aber keinen«, sagte er. »Es könnte ja sein … es könnte ja sein, dass mir eine Idee kommt oder dass irgendetwas passiert.«
    »Dir kommt bestimmt keine Idee, wenn dein Verstand zu müde ist, um sie zu erfassen.«
    »Das verstehst du nicht.«
    »Ich verstehe«, sagte Dale gereizt, »dass du mich mitten in einem wunderschönen Traum geweckt hast.«
    »Na schön«, schnappte Alton, und das Kerzenlicht verschwand, als er Dale verließ. »Für dich ist es einfach. Du kannst in den Turm gehen und selbst mit den Hütern sprechen. Du trägst weder das Gewicht des Walls noch die Zerstörung von Sacoridien auf deinen Schultern.« Damit war er verschwunden.
    Einfach ? Dale dachte darüber nach. Es stimmte, dass seine Last größer war als ihre und dass er ungeheuer frustriert sein musste, aber für sie war es auch nicht so leicht, als Zwischenträger zwischen ihm und den ewig feiernden Turmhütern
zu fungieren. Und es war ja auch nicht so, dass sie nicht gewusst hätte, worum es ging – sie wusste es nur allzu gut. Sie würde deshalb jedoch kein Schuldgefühl bekommen.
    Zumindest nicht vor dem Wecksignal.
     
    Alton wusste nicht, wo er sonst hingehen sollte. Entweder zurück in sein eigenes Zelt oder zum Wall. Er entschied sich für den Wall.
    Er kannte den Weg mit geschlossenen Augen, deshalb war es nicht schwierig, durch die Dunkelheit zu gehen, die nur schwach von den Wachfeuern erhellt wurde. Die Wächter nickten ihm zu, als er vorbeiging. Ansonsten war die Welt still, und Frost lag in der Luft. Das ganze Lager war in der Stille gefangen, in einer Stille, an der er nicht teilhaben konnte. Er sehnte sich nach dem Gefühl des Friedens, das er nicht mehr empfunden hatte, seit die Bresche im Wall entstanden war. Davor hatte er seinen Platz in der Welt gekannt und keinen Grund gehabt, an der Zukunft zu zweifeln. Die Bresche hatte alles verändert, und jetzt konnte er in der Zukunft nur noch eine Katastrophe sehen.
    Er blieb vor dem Turmwall stehen. Der Granit schimmerte im Sternenlicht, und er zog die Fäustlinge aus, die seine Tante, die Whisky destillierte, für ihn gestrickt hatte. Er presste die Handflächen gegen den rauen, unnachgiebigen Stein. Es war ungerecht, dass andere in der Lage waren, einfach hindurchzugehen und mit den Turmhütern zu sprechen. Es war sein Recht, es war sein Geburtsrecht , selbst die Fähigkeit zu besitzen, den Turmwall zu durchdringen und mit den Hütern zu kommunizieren – und doch blieb der Stein auch jetzt, genau wie immer, stumm im Schweigen der Nacht.
    Er dachte, Karigan hätte seine Frustration besser verstanden als Dale. Sie war auf der anderen Seite des Walls gewesen,
sie war den dunklen Mächten dort begegnet. Fast hätte er nach dem Brief gegriffen, den er noch immer ungelesen in der Innentasche trug, doch dann hielt er inne. Ja, Karigan würde die Gefahr verstehen, das wusste er. Aber er war sich nicht sicher, ob sie ihn verstehen würde.
    Alton setzte sich auf den Boden und lehnte sich an den Wall,

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