Der schwarze Thron - Reiter reiter3
zurück.
Als Clay mit der Stute fertig war, konnte der Huf wieder ihr volles Gewicht tragen, und Estora war sehr erleichtert.
»Wenn sie noch mal lahm wird«, sagte Sarge in drohendem Ton, »dann lassen wir sie zurück, und Ihr reitet mit mir. Wir haben hier schon genug Zeit vergeudet.«
Er half Estora wieder aufs Pferd, und sie ritten weiter. Alles war genauso wie an den vielen Tagen davor: Sarge trieb sie in einem halsbrecherischen Tempo über den trügerischen Boden der Wälder. Estora machte sich Sorgen wegen Falans Huf, aber die Stute trabte gleichmäßig und schien keine Schmerzen zu haben.
Im Lauf des Tages wurde der Wald lichter, es gab immer größere Lichtungen, und hin und wieder mussten sie Felder und Wiesen überqueren. Wie immer ritt Clay als Kundschafter voran, um zu gewährleisten, dass sie ungesehen passieren konnten. Sie flitzten von einem Dickicht zum anderen und ritten manchmal auch in Flussbetten mit steilen Ufern, die von dichter Vegetation umgeben waren. In der Ferne bestimmten allmählich runde Berge den Horizont, und es war ganz offensichtlich, dass sie auf diese zuhielten.
Während einer ihrer seltenen Pausen fragte Estora Sarge, wie die Berge hießen.
»Wenn Ihr das nicht selbst wisst«, sagte er, »dann sehe ich nicht ein, warum ich es Euch sagen soll.«
Falls Estora diese Prüfung überlebte, und besonders, falls sie Königin würde, dann würde sie es sich zur Aufgabe machen, die Geografie Sacoridiens bis in den kleinsten Winkel kennenzulernen. Bisher hatte sie es nie für der Mühe wert befunden, Genaueres über das Land zu lernen, bis auf ihre Heimatprovinz Coutre und die Umgebung der Burg von Sacor, die sie in allen Einzelheiten kannte.
Und natürlich würde sie die Burg nie wieder verlassen, wenn sie dies überlebte und Königin wurde!
Am Abend befanden sie sich in einem Waldgebiet, das sanfter und weniger dicht war als der Grüne Mantel, der hinter ihnen lag, und hier machten sie Rast für die Nacht. Obwohl alles wie immer war, schien Sarge nervöser zu sein als gewöhnlich, er lief hektisch auf und ab, zählte etwas an seinen Fingern ab und prüfte den Mond. Estora schloss daraus, dass er ihr Ziel an einem bestimmten Tag erreicht haben musste.
Whittle stieß wieder zu der Gruppe, und diesmal hörte Estora, wie er zu Sarge sagte: »Keine Spur von unserem Helden. «
Sarge sah zufrieden aus und verkündete die Wacheinteilung der kommenden Nacht.
Am Morgen wurde sie schon früh geweckt. Clay untersuchte Falans Huf, bevor sie losritten, und erklärte ihn für gesund.
»Wir haben einen harten Tag vor uns«, vertraute er Estora an.
Noch härter als all die anderen Tage, die diesem vorausgegangen waren? Sie konnte es kaum glauben, bis Sarge davonpreschte. Sie ritten schneller und länger und tiefer in die Nacht hinein, und ihre Pferde waren schweißgebadet und taumelten nur noch, als Sarge endlich zu einer schrecklich späten Stunde anhalten ließ. Inzwischen war Estora so erschöpft, dass sie schlaff über Falans Nacken hing. Als Sarge ihr herunterhalf, konnte sie kaum ohne Hilfe stehen.
»Wir werden vor der Morgendämmerung aufstehen«, warnte er sie. Seine Stimme klang fast heiter. »Es wird noch dunkel sein.«
EINE STIMME IM DUNKELN
Karigan und Fergal setzten sich hinter eine Gruppe Felsbrocken, um Wache zu halten. Im Dunkeln konnten sie zwar nicht viel erkennen, aber auf die Lichtung des Kreuzweges von Teligmar fiel das Mondlicht herab, und dort würden sie jede Bewegung sehen können. Bei ihrer eingehenden Untersuchung des Gebiets hatten sie nichts gefunden, was auf eine Falle hinwies – tatsächlich hatten sie überhaupt nichts gefunden, und deshalb versteckten sie die Pferde und suchten sich einen geschützten Ort. Falls sich Timas Mirwell nicht nur einen Scherz mit ihnen erlaubte, waren sie hier in einer guten Position und konnten alles sehen, was es zu sehen gab.
Sie wachten und schliefen abwechselnd. Karigan schlummerte unruhig, ihr Rücken lehnte in einem unbequemen Winkel an einem Felsen. Ihre Gedanken plapperten unermüdlich und stritten untereinander, was es wohl sein konnte, von dem Timas meinte, dass sie es »interessierte«, und warum. Ob es wirklich etwas mit Beryl zu tun hatte? Er hatte angedeutet, er wisse, warum sie nach Mirwell gekommen seien – nämlich, um Kontakt mit Beryl aufzunehmen.
Gerade als Karigans Gedanken zur Ruhe kamen und es schien, als würde sie sich doch noch etwas ausruhen können, schüttelte Fergal sanft ihr
Weitere Kostenlose Bücher