Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Handgelenk.
»Waaaa …?«, begann sie.
» Schsch . Es kommt jemand.«
Augenblicklich war Karigan hellwach, setzte sich aufrecht hin und spähte in die Dunkelheit. Fünf Reiter näherten sich durch den Wald und hielten einige Meter vor der Wegkreuzung an.
»Clay«, sagte ein Mann. »Ich will, dass du vorausreitest und dich umsiehst.«
»Zu Befehl«, antwortete ein anderer und trieb sein Pferd auf die Wegkreuzung zu.
Derjenige, der zuerst gesprochen hatte, drehte sich im Sattel um und wandte sich an die anderen. »Jeremy, du kommst mit mir. Whittle, du bleibst hier bei der Dame.« Er und der Reiter namens Jeremy ließen die »Dame« zurück und trieben ihre Pferde auf die Wegkreuzung zu, doch dann hielten sie am Straßenrand an, wo sie noch vom Wald geschützt waren. Dort blieben sie stehen. Anscheinend warteten sie auf irgendetwas. Aber worauf?
Karigan fragte sich, ob die »Dame«, die auf dem weißen Pferd saß, vielleicht Beryl war. Aber sie glaubte nicht, dass Beryl auf einem Damensattel reiten würde. Verwirrt flüsterte sie Fergal zu: »Ich sehe mir das näher an. Du bleibst hier.«
Bevor er protestieren konnte, beschwor sie ihre Fähigkeit des Unsichtbarwerdens herauf und trat hinter der Felsengruppe hervor. Sie schlich so leise wie möglich auf Whittle und die Dame zu. Als sie nah genug war, um die Gesichter zu erkennen, hätte sie fast laut gekeucht. Hastig schlich sie zu Fergal zurück, und als sie wieder hinter den Felsen war, wurde sie wieder stofflich.
»Das auf dem weißen Pferd ist Lady Estora«, sagte Karigan ohne weitere Vorrede. »Ihre Hände sind gefesselt – sie ist eine Gefangene.«
Fergal fiel vor Verblüffung der Unterkiefer herab.
»Wir müssen etwas tun«, sagte Karigan, »und zwar schnell. Das ist unsere zukünftige Königin, sie ist gefangen, und wir haben keine Ahnung, was mit ihr geschehen soll. Ich brauche deine Hilfe, Fergal. Würdest du genau das tun, worum ich dich bitte? Ich werde sehr viel von dir verlangen.«
Es gab eine kurze Pause, bevor Fergal nickte. »Zu Befehl. Egal was es ist. Ich werde alles tun, was du sagst.«
Karigan lächelte und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du wolltest ja, das unser Auftrag ein bisschen aufregender verläuft, stimmt’s? Tja, ich schätze, jetzt ist es so weit. Also gut, wir werden Folgendes tun. Die Dunkelheit wird uns helfen …«
Im Mondlicht sah Estora eine Wegkreuzung vor sich liegen, mit einem Wegweiser in der Mitte. Sie konnte die Schrift jedoch nicht lesen, dazu war es zu dunkel, und das Schild war zu weit weg. Sarge hatte ihr und Whittle befohlen, mehrere Meter entfernt im Schutz der Bäume zu bleiben. Wie üblich hatte er Clay als Kundschafter vorausgeschickt, während Jeremy mit ihm dicht am Straßenrand wartete. Sie warteten. Aber worauf? Oder auf wen?
Falan schüttelte die Mähne, und das Silber ihres Zaumzeugs klingelte. Sie war genau so rastlos, wie Estora sich fühlte.
Zack .
Sowohl sie als auch Whittle spähten bei dem plötzlichen Geräusch in den Wald.
»Was war das?«, fragte Estora ihn.
Er kratzte sich den Kopf. »Nichts wahrscheinlich.«
Knacks . Das unverwechselbare Brechen eines Astes.
»Ein Tier, schätze ich«, sagte Whittle. Er sah zu Sarge und Jeremy hinüber, aber die hatten sich nicht bewegt und offenbar die Geräusche nicht gehört.
Sie saßen und warteten wieder eine Weile, und dann: Zack! Knacks!
»Verdammt«, murmelte Whittle. »Ich schau lieber nach, ob das nicht Euer Held ist. Ihr bleibt hier, meine Dame. Bewegt keinen einzigen Muskel, verstanden? Ihr wisst ja, was Sarge sonst macht.«
Estora nickte. Sie wusste es. Aber als Whittle auf seinem Pferd wegritt, flatterte ihr der Magen. Hatte ein Tier das Geräusch gemacht, oder war es ihr »Held«, wer er auch sein mochte?
» Schsch .«
Estora setzte sich kerzengerade in ihrem Sattel auf und sah sich verzweifelt um, konnte aber nichts sehen. »Wer ist da?«, fragte sie.
»Ich bin’s, Karigan«, flüsterte eine körperlose Stimme.
Estora war so verblüfft, dass es ihr die Sprache verschlug. Karigan ? Wo? Und was, im Namen aller Götter, tat sie hier ? Es klang, als sei sie ganz nah, aber Estora konnte sie nicht sehen. Dennoch war es ihre Stimme, dessen war sie ganz sicher.
»Karigan …«, flüsterte sie.
»Schsch. Sagt nichts, was auch passieren mag«, sagte Karigan mit leiser, dringlicher Stimme. »Macht kein Geräusch. Ich stehe an der linken Schulter Eures Pferdes, aber ich bin verblasst. Ich benutze meine spezielle
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