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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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rot, als blute der Wall.
    »Ja«, erzählte der Wachsergeant Alton, »erst gestern fiel uns die Farbe auf. Die Wachen sind nervös. Die machen andauernd das Schutzzeichen des Sichelmondes, einer wie der andere.«
    Alton richtete sich neben dem Wall in den Steigbügeln auf und streckte seine Hand aus, um die Feuchtigkeit zu berühren. Als er die Hand wieder zurückzog, rann ein blutroter Tropfen an seinem Finger hinunter. Er roch daran und berührte seine Zunge vorsichtig mit der Fingerspitze. Salzig, leicht metallisch. Wie Blut.
    Er schauderte und wischte sich die Hand mit einem Taschentuch ab. Er würde den Soldaten nicht sagen, was er dachte – es gab schon genug Angst und Aberglauben um den
Wall –, aber der Wachsergeant, der neben seinen Steigbügeln stand, hatte seine Gedanken wahrscheinlich erraten.
    »Schmeckt wie ein Stein«, log Alton und versuchte seine Stimme am Zittern zu hindern. »Verschiedene Mineralien im Zement können die Farbe beeinflussen.«
    Der Sergeant nickte; seine Erleichterung über diese Erklärung war deutlich auf seinem Gesicht zu sehen.
    Alton entdeckte auf beiden Seiten der Bresche noch weitere tropfende Stellen, und es bildeten sich auch weitere Risse. Der bereits reparierte Teil der Bresche schien dagegen solide und unberührt zu sein. Der gehauene Stein sah noch frisch und neu aus.
    »Falls Euch weitere Veränderungen auffallen«, sagte Alton zu dem Wachsergeanten, » egal, was es ist, alles, was nicht richtig aussieht, dann lasst es mich sofort wissen.«
    »Ja, mein Lord.«
    Damit lenkte Alton Nachtfalke in östliche Richtung und ritt am Wall entlang zurück, wobei er ihn eingehend inspizierte. Er fand mehrere ausblühende Stellen, die er auf dem Weg zur Bresche übersehen hatte. An einigen Stellen troffen lange, blutrote Rinnsale an der Granitoberfläche herab.
    Diesmal sah er Bilder von Gesichtern, gebildet von den Rissen. Sie waren noch verzerrter und gequälter als diejenigen, die er bereits gesehen hatte: die Augen ausgekratzt und die Züge entstellt.
    Alton rann der Schweiß übers Gesicht. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, und die Gesichter verschwanden. Nur die Risse blieben zurück. Er fragte sich, ob der Wall im Begriff war, wahnsinnig zu werden – oder er selbst. Wenn er nur den Turm betreten und mit dem Wall verschmelzen könnte! Wenn er nur versuchen könnte, die Dinge wieder ins rechte Lot zu bringen!

    Er streichelte Nachtfalkes Hals und fand Trost in der Berührung des Winterfells, das sich über den festen Muskeln spannte.
    Pendric, Altons Vetter, hatte sich dem Wall geopfert. Er hatte behauptet, er würde ihn heilen und er sei derjenige, der dies vollenden könnte, doch dann hatte er es lediglich geschafft, die Hüter gegen Alton aufzubringen und seinen eigenen Wahnsinn zu verbreiten.
    Alton ritt weiter und hielt nirgendwo an, bis er die Stelle erreicht hatte, die Dale und er besucht hatten. Diesmal dachte er, dass die Risse ein Paar Riesenaugen formten, die ihn anstarrten. Es waren verrückte und bösartige Augen, die ihn verfolgten, egal, wohin er sich wandte. Er bildete sich ein, dass es Pendric war, der ihn hasserfüllt aus dem Wall anstarrte.
    Alton grub seine Fersen in Nachtfalkes Flanken und ließ das, was er glaubte gesehen zu haben, so schnell wie möglich hinter sich.
     
    Dale ging vor dem Turm auf und ab und trat einen Stein vor sich her, während die Geschäftigkeit im Lager ringsum ihren üblichen Gang nahm. Wo war Alton? Sie wusste, dass er morgens immer den Wall inspizierte, aber sonst war er um diese Zeit längst zurück, zerrte sie aus dem Bett und trieb sie während des ganzen Frühstücks zur Eile an, um sie so schnell wie möglich in den Turm zu bringen.
    Vielleicht war dies nur eine Weiterführung der Tatsache, dass er ihr aus dem Weg ging. Seit er sie aus ihrem wunderschönen Traum geweckt hatte und beinahe erfroren wäre, als er neben dem Wall eingeschlafen war, war er noch distanzierter und düsterer geworden, und er kam nicht länger zu ihr, um seine Notizen mit ihr durchzugehen. Sie hatte gedacht,
sie hätte Fortschritte mit ihm gemacht, aber anscheinend gingen die nicht so weit, wie sie gehofft hatte.
    »Männer«, murmelte sie. »Verrückt und launisch.«
    Sie wollte gerade in ihr Zelt zurückkehren und sich die Zeit dort vertreiben, als Alton auf Nachtfalkes Rücken am Wall entlang heranritt. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, als er abstieg und sein Pferd auf sie zu führte, doch als er näher kam, spürte sie,

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