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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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wach, ebenso wenig wie ihre Mutter und die unzähligen Kusinen, Tanten oder Schwestern, die über Meer und Land gereist waren, um in dieser bedeutsamen Zeit ihres Lebens bei ihr zu sein. Auch die anderen, nicht mit ihr verwandten adligen Damen, die an ihr hingen wie Schnecken an einem Stein, würden noch Stunden schlafen. Sie waren nicht an der Sonnenaufgangsküste zur Welt gekommen und aufgewachsen wie sie, wo die Tage so viel früher begannen.
    Allein. Sie war endlich allein.
    Bis auf die Waffe, die sich von der Wand löste und ihr folgte. Sie gewöhnte sich langsam an ihre schattenhaften Hüter, deren Anwesenheit vielleicht ihre Verwandten erschütterte, aber für Estora selbst schienen sie beinahe unsichtbar zu sein. Sie gingen ihr aus dem Weg und schwiegen, bis man sie direkt ansprach. Sie würden ihren Spaziergang an diesem Morgen nicht melden, solange sie es ihnen nicht befahl, was natürlich nicht geschehen würde.
    Im Ehrenkodex der Waffen war Diskretion ungemein wichtig, da sie Angehörige der königlichen Familie bis zu
ihrem Tod bewachten. Es stand ihnen nicht zu, eine Bemerkung über die Taten ihrer Schutzbefohlenen zu machen oder sie in Frage zu stellen; ihnen war aufgetragen, sie zu schützen. Estora hielt es allerdings für unmöglich, dass sie nicht hin und wieder ein Gespräch darüber führten, was sie an ihrem Arbeitstag erlebt hatten. Wie auch immer, sie bezweifelte, dass sie ihnen bisher viel Grund zum Klatsch gegeben hatte.
    Sie zog den Schal über den Kopf, ging weiter den Flur entlang und hoffte, dass niemand aufwachte und sie bemerkte oder darauf bestand, sie zu begleiten, oder gar versuchen würde, sie in eine andere Richtung zu führen oder ihr die Ohren mit albernem Geschwätz zu füllen. Das alles war in diesen letzten paar Monaten beinahe zu viel gewesen. Würde ihr Leben von nun an immer so sein? Das befürchtete sie.
    Zum Glück kam niemand aus irgendeiner Tür, um ihr den Morgen zu verderben. Es war, als schlafe die Burg noch. Die Luft regte sich nicht, und die Flure waren nur trüb beleuchtet und still. Friedlich. Bald schon würde die Burg erwachen, und es würde von Menschen nur so wimmeln, die mit Aufträgen, zu Terminen und Besprechungen hin und her eilten, und es würde so ermüdend hektisch zugehen. Sie sollte die Einsamkeit lieber genießen, solange sie konnte.
    Zacharias war offenbar daran gewöhnt, stets von anderen umgeben zu sein, obwohl sie spürte, dass er das ebenso wenig mochte wie sie. Tatsächlich waren sie beide so ununterbrochen von anderen umgeben, dass sie kaum ein Wort miteinander sprechen und schon gar nicht allein sein konnten. Sie würden einander vor ihrer Hochzeitsnacht nicht wirklich kennen lernen können. Immer vorausgesetzt, man würde sie wenigstens dann in Ruhe lassen.
    Bei ihren kurzen Gesprächen war Zacharias freundlich und höflich gewesen, aber distanziert, genau, wie sie vermutlich
selbst wahrgenommen wurde. Dieses Eheschmieden unter Adligen war eine unangenehme Tradition. So, informierte ihre Mutter sie wieder und wieder, war es schon seit Hunderten und Aberhunderten von Jahren geschehen. Ihre Mutter hatte ihren Vater vor dem Hochzeitstag nicht einmal zu sehen bekommen. Im Laufe der Zeit hatten ihre Eltern einander lieb gewonnen und in ihrer langen Ehe sogar gegenseitigen Respekt und Liebe gefunden. So würde es auch bei Estora und Zacharias sein, versicherte Estoras Mutter ihr.
    Estora hatte immer gewusst, dass es so sein würde. Sie hatte seit ihrer frühesten Kindheit gewusst, dass man sie einmal mit einem Mann verheiraten würde, den sie nicht ausgewählt hatte. Dieses Wissen war allerdings etwas anderes als die Wirklichkeit.
    Ich habe nie eine Wahl gehabt.
    Nein, dazu war sie geboren und aufgezogen worden: um die Ehefrau eines Manns von Adel zu werden und seine Kinder zu bekommen. Nichts weiter. Wäre sie ohne jeden Verstand zur Welt gekommen, wäre das Ergebnis das Gleiche gewesen.
    Hat einer von uns wirklich eine Wahl, oder sind wir alle Spielfiguren, die nach dem Willen eines anderen auf dem Brett hin und her geschoben werden?
    Der Gedanke erinnerte sie an ein Gespräch, das sie vor nicht allzu langer Zeit mit Karigan gehabt hatte. Sie hatten beide im Garten des Innenhofs gesessen, und sie hatte Karigan erzählt, dass der König gerade den von ihrem Vater aufgestellten Ehevertrag unterzeichnet hatte. Ohne weiter darüber nachzudenken, hatte sie Karigan gesagt, dass sie sie um ihre Freiheit beneide, die Freiheit zu tun, was sie wollte,

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