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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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überhaupt? Wie wurden sie unterrichtet? Drehte sich alles in ihrem Leben um die Toten?
    Als Karigan das letzte Mal in den Gräbern gewesen war, hatte man ihr gesagt, dass sich die Waffen ab und zu darum bemühten, Grabpflegerfamilien nach oben zu bringen, wo sie ein normales Leben führen konnten, aber die Familien konnten sich nur schwer umstellen, denn es widersprach allem, woran sie glaubten, die Sonne zu sehen. Für sie war der Tod ein Teil des Alltags, und die Fürsorge für die Toten war tief in ihnen verwurzelt.
    »Wird Onkel Charles in den Himmel kommen?«, fragte Iris Agemon.
    »Ja, Kind. Sobald wir die Riten vollzogen haben, wird alles in Ordnung sein.«
    Iris strahlte bei dieser Zusicherung. »Ich werde ihn vermissen, aber ich bin froh, dass er mit den Göttern zusammen sein wird.«
    »Ich überlege, welche Musik er wohl gern für seine Aufstiegszeremonie hätte«, sagte Agemon.
    Iris fing an, ihm allerlei vorzuschlagen. Es klang, als planten sie keine Beerdigung, sondern ein Freudenfest. Karigan rieb sich die Schläfen und bemühte sich, wachsam zu bleiben und nach Eindringlingen Ausschau zu halten, aber abgesehen von ihnen bewegte sich nichts.
    Bald blieb Agemon bei etwas stehen, das wie eine Kapelle aussah, die direkt aus dem Felsgestein gehauen worden war. Sie war nicht groß, aber voller eingemeißelter Symbole der Götter, des Todes und des Himmels. Lampen leuchteten hinter
zwei Hinterglasfenstern, eins zeigte das Abbild der aufgehenden Sonne und das andere den Sichelmond, umgeben von Sternen. Quer über den Gang hinweg sahen Abbilder von Aeryc und Aeryon einander an.
    »Sind wir da?«, fragte Karigan. »Ist dies das Haus der Sonne und des Mondes?«
    Agemon nickte.
    »Bleibt hier«, sagte sie und trat hinein, um sicherzugehen, dass sich darin keine Eindringlinge verbargen, aber sie fand nur sechs geschwungene Bänke aus geschnitzter Eiche und brennende Kerzen vor dem Altar. Hinter dem Altar befand sich ein Mosaik von Aeryc und Aeryon, die sich an den Händen hielten, und überall in der ganzen Kapelle sah man immer wieder das Motiv der Sonne und des Mondes. Es gab mehrere in die Wände eingelassene Krypten, die auffälligste von ihnen beherbergte König Hardell den Dritten und Königin Auriette. Die vielen darin eingearbeiteten Symbole von Aeryc und Aeryon ergaben Sinn, denn vor ihrer Ehe mit König Hardell war Königin Auriette eine Prinzessin von Rhovani gewesen.
    Karigan ließ Agemon und Iris eintreten und bezog in der Nähe des Eingangs Posten. Sie ließ sich vor Erschöpfung auf eine der Bänke fallen. Agemon dagegen brachte von irgendwoher ein Tuch zum Vorschein und fing an, das Mosaik abzustauben. Er trug Iris auf, die goldenen und silbernen Gefäße auf dem Altar zu polieren, obwohl diese jetzt schon makellos funkelten.
    Lass sie ruhig arbeiten, dachte Karigan. Dadurch waren sie beschäftigt und gerieten nicht in Schwierigkeiten.
    Sie lehnte den Kopf an die kalte, glatte Steinmauer und schlummerte ein.
     
    In ihrem Traum erhoben sich die Geister von Königen und
Königinnen aus ihren irdischen Hüllen über die Postamente und wirbelten die Korridore hinab. Ihre Gestalten sickerten wie formloser Rauch aus Krypten und Särgen. Skeletthände knirschten auf den Deckeln der Sarkophage und schoben sie zur Seite.
    Die Geister marschierten oder schwebten auf sie zu. Manche blieben substanzlos, doch andere trugen die königlichen Insignien.
    Komm zu uns, komm zu uns , sagten sie zu ihr.
    Skelettkiefer klickten sie an, und die Geister tanzten in einem wüsten, nebelhaften Wirbelsturm um sie herum. Ihre Stimmen klangen ihr wie das Jaulen von Beißern in den Ohren.
    Avataaar … , flüsterten sie.
    Katzenkrallen durchbohrten ihre ledernen Hosen und gruben sich in ihre Schenkel.
    »Au!«
    Die Einzelheiten kamen zurück. Der schmerzende Kopf, an eine kühle Steinwand gelehnt. Schmerzende Hände, schmerzende Knie, alles schmerzte.
    Gräber .
    Zu ihrer Erleichterung waren die Geister ein Traum gewesen, aber ihre Anwesenheit in den Gräbern war es leider nicht. Auch die Katze nicht. Das Geisterkätzchen kauerte sich auf ihrem Schoß zusammen, die Ohren eng an den Kopf gelegt. Es stieß ein tiefes Knurren aus und starrte auf den Eingang des Hauses der Sonne und des Mondes.
    Karigan rieb sich die Augen und sah genauer hin. Sie hörte Stimmen. Ein Mann in der Livree der Burgdiener hielt Iris ein Messer an die Kehle, während mindestens zwei andere in der Nähe standen und Agemon mit Schwertern in Schach

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