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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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würde.
    Thursgad rappelte sich hoch und sah sich aufmerksam um, aber keine Bewegung war zu sehen. Er hatte keine Ahnung, was er tun würde, wenn er noch einen Geist sah. Er schlug das Zeichen des Sichelmondes und hoffte, dies würde sowohl etwaige wütende Geister als auch ihn selbst besänftigen.
    Ein Pochen an seiner Hüfte erinnerte ihn daran, dass er Großmutters geheimnisvolle Kugel bei sich trug. Bislang war er ihren Anweisungen gefolgt und hatte die Kugel weder angefasst
noch irgendjemandem etwas über sie erzählt, doch jetzt schien sie aus ihrem Beutel herauskommen zu wollen. War die Zeit gekommen, die Kugel freizulassen? Großmutter hatte ihm befohlen, sie zu zerbrechen, bevor er die Gräber verließ. Dazu war er nun mehr als bereit; er hatte keine Lust, die Toten noch weiter zu belästigen und das Schicksal Gares oder Rols zu teilen – wie auch immer das aussehen mochte.
    Thursgad lockerte vorsichtig die Schnüre des Beutels, holte die Kugel heraus und legte sie auf seine Handfläche. Sie war schwerer, als sie aussah, und er hatte fast das Gefühl, dass sie an seinem Fleisch saugte wie ein Blutegel. Er schauderte erneut.
    Er konnte sein Spiegelbild auf der silbrigen Oberfläche nicht erkennen, aber irgendetwas wie Schatten oder schwarzer Rauch bewegte sich darauf. Großmutter hatte ihm nicht erklärt, was der Zauber bewirken würde, aber er war sicher, dass es nichts Gutes war. Vielleicht sollte er die Kugel überhaupt nicht freilassen – aber wenn er es nicht tat, würde ihn Großmutter bestimmt auf die eine oder andere Weise finden und bestrafen. Und er hatte gesehen, was sie jemandem antun konnte, der ihr missfiel. Vor ihr hatte er mehr Angst als vor jedem Gespenst.
    Er würde ihren Befehlen folgen, aber erst, wenn er schon fast aus den Gräbern heraus war. Er rollte die Kugel auf seiner Handfläche herum und suchte auf der schimmernden Oberfläche nach irgendwelchen Hinweisen darauf, dass dies die richtige Handlungsweise war. Genau, er würde den Weg aus den Gräbern finden und den Zauber freisetzen, während er hinausging. Und dann würde er aus der Burg, der Stadt, ja aus dem ganzen Land fliehen. Er würde nach Rhovani gehen, um dort ein erfolgreicher Weinbauer zu werden. Genau – das würde er machen.
    Finger schlossen sich um seinen Fußknöchel.

    Thursgad schrie. Er hätte sich vergewissern sollen, dass Gare auch wirklich tot war, aber er hatte es nicht getan, und da seine Nerven ohnehin überreizt waren, lockerte sich sein Griff um die Kugel. Sie flog in einem eleganten Bogen durch die Luft. Er haschte danach, aber sie war so glitschig, als sei sie eingeölt worden, und entzog sich seinem Griff. Entsetzt sah er zu, wie sie zu Boden fiel.
    Als die Kugel auf dem Boden aufprallte, hüpfte sie nicht und rollte auch nicht fort, sondern sie spaltete sich wie ein Ei. Es floss allerdings kein Eigelb heraus, sondern sie entließ eine kleine Rauchfahne.
    »Hilf mir«, flüsterte Gare.
    Thursgad schüttelte die Hand von seinem Knöchel und zog sich zurück, so dass Gare ihn nicht mehr erreichen konnte. Er sah zu, wie der Rauch in einer langen Spirale aus der Kugel aufstieg, und fragte sich, warum nichts weiter geschah. Er hatte erwartet, dass die Decke einstürzen oder ein Sturm durch die Katakomben fegen würde, oder dass sich sonst irgendein Verderben herabstürzen würde, aber alles blieb still. Zu still, wie es ihm jetzt schien. Ja, viel zu still … Er spannte sämtliche Muskeln an, bereit zur blitzartigen Flucht.
    Bis er unter dem Deckel von Königs Smidhes Sarkophag ein Kratzen hörte.
    Thursgad fiel prompt wieder in Ohnmacht.
     
    Karigan versteckte sich ein Stück weiter entfernt in einem der Korridore, die von der Hauptkammer mit der marmornen Reiterstatue König Smidhes wegführten. Sie stand im Schatten einer Säule, versuchte, wieder zu Atem zu kommen, und hielt ihren verletzten Arm eng an sich gepresst, die Finger über das aufgeschlitzte Fleisch geklammert. Das Buch hatte sie sich unter den Ellbogen geklemmt.

    Aus dieser Position konnte sie den Mann sehen, der in der Hauptkammer nach irgendwelchen Hinweisen auf ihre Anwesenheit suchte, um festzustellen, in welche Richtung sie geflohen war. Er kniete sich auf den Boden und berührte etwas. Karigan blickte auf ihre Wunde und stellte fest, dass Blut zwischen ihren Fingern heraussickerte und zu Boden tropfte. Er würde den Tröpfchen folgen, bis er sie gefunden hatte. Sie musste wieder rennen, aber sie war sich nicht sicher, ob sie dazu

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