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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Morgendämmerung
    weben wir unser Lied durch Stein und Zement,
    wir singen unseren Willen, zu stärken und zu verbinden.
    Alton dehnt sein Bewusstsein so weit aus, wie er nur kann, er versucht, jeden Riss mit dem Lied zu überfluten, als fülle er ein ausgetrocknetes Flussbett wieder mit Wasser. Weitere Hüter nehmen das Lied auf und werden zu seinem Echo. Der
Wald glüht auf in einem roten, pulsierenden Licht, als ströme Blut durch Adern.
    Das Lied wächst und baut sich auf, bis es auf eine Barriere glühenden Hasses stößt . Pendric.
    Geh weg. Pendrics Stimme gleicht dem Läuten einer massiven Glocke. Kristallbäume erschauern bei ihrem Klang. Altons Lied stockt.
    Verräter.
    »Nein«, sagt Alton, seine Stimme klingt dünn im Vergleich. »Du bist der Verräter. Du tötest den Wall.«
    Vertraut ihm nicht. Tötet ihn.
    Hass, Hass, Hass … donnert es durch den Wall.
    Alton spürt die Unsicherheit der Hüter, und das Lied wird schwächer. Das unterschwellige Chaos erhebt sich, während die wieder aufgerichtete Ordnung verblasst.
    Man hat uns eine Bresche geschlagen.
    Wir sind zerbrochen.
    Wir vertrauen nicht.
    Druck zerquetscht Alton, fängt ihn ein, so dass er nicht mehr vor und zurück kann. Kristalle vibrieren mit solcher Wut, dass sie seinen Verstand zerschneiden.
    »Du tötest den Wall«, schreit Alton. Dann erinnert er sich daran, wer und was er ist, und aus seinem tiefsten Innern ruft er seine besondere Fähigkeit. Er hat sie zwar bisher noch nie inmitten von Stein benutzt, doch sie erhebt sich aus ihm und errichtet eine Mauer um seinen Verstand, die ihn vor Schaden bewahrt und die Angriffe seines Vetters zurückschlägt.
    Pendric brüllt vor Wut und hämmert gegen Altons Schild, aber er hält stand.
    »Sing!«, drängt ihn Merdigen.
    Die Magier helfen Alton, das Lied wiederzufinden, und er singt es so mächtig er nur kann. Wieder stärkt es das Selbstvertrauen
der Hüter. Sie übertönen Pendric, sie ermutigen unsichere Stimmen, sich mit den ihren zu vereinigen. In einem anschwellenden Crescendo beruhigt er die Stimmen, umwebt sie, und sie werden eins. Pendric ist nicht mehr zu hören. Nun ist er kein Individuum mehr, sondern ein Teil des Chores im Wall.
    Es gibt leere, zerbrochene Abschnitte im Wall, und so sehr sich Alton auch bemüht, er kann sie nicht dazu bringen, sich mit dem Lied zu erfüllen. Die Hüter in diesen Abschnitten sind tot. Zumindest hat er dabei geholfen, die Lawine der Zerstörung aufzuhalten, und die verbleibenden Hüter singen gemeinsam.
    Von der Ullem-Bucht bis zu den Ufern der Morgendämmerung
    weben wir unser Lied in Harmonie,
    denn wir sind eins.
    Altons Gefühl seiner selbst verschwindet, als er sich in der Freude des Liedes erhebt. Dies ist sein rechtmäßiger Platz, hier soll er sein und mit den Hütern singen und sich an der Schönheit der Kristalle erfreuen, um selbst ein Hüter zu werden und dem Wall dabei zu helfen, stark zu bleiben.
    Dann ist es, als packe ihn jemand am Kragen und zerre ihn aus seiner Verbindung mit dem Wall, und sein Bewusstsein wird wieder zurück in den Körper geworfen.
     
    Alton schlug wild um sich, taumelte zurück, stolperte über Geröll und fiel halb unter den Bogen. Er starrte auf den Staub, der nach oben schwebte, in einem scharfen Strahl Tageslicht, das durch ein Loch irgendwo weit über ihnen auf der Höhe des Turms hereinfiel.

    »Ich nehme an, dies ist das Ende der Beobachtungsplattform«, sagte Merdigen, der Altons Blick folgte und sich den Bart strich.
    »Beobachtungsplattform?«
    Merdigen sah auf ihn hinunter und hob eine Augenbraue. »Du glaubst doch nicht etwa, dass der Turm nur diese eine Kammer enthält, oder? Das wäre ja eine schrecklich schlechte Ausnutzung des Platzes.«
    Jemand hustete, und Alton setzte sich auf. »Dale?«
    »Mir geht’s gut«, sagte sie und hustete erneut. Durch die Staubwolke sah er, wie sie sich einen Weg durch die Kammer bahnte, über die eingestürzte Säule kletterte und den Staub von ihren Ärmeln abklopfte. Ihr Haar war ganz grau vor Staub. »Wie ich sehe, hast du es endlich geschafft, hereinzukommen. «
    »Ja, ich …«
    »Gut. Dann muss ich nicht mehr andauernd deine Nachrichten überbringen und Angst haben, dass du dir die Haare ausraufst.«
    »Dass ich mir die Haare ausraufe?« Er starrte Dale und dann Merdigen ungläubig an. Soeben wäre der Wall beinahe eingestürzt, und sie machten sich Sorgen über Beobachtungsplattformen und Haare? »Der Wall!«
    »Was ist damit?«, fragte Merdigen.
    »Steht …

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