Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
Augen zu sehen. Seine Hemdschöße waren aus der Hose gerutscht, und am Kinn hatte er einen Dreckfleck.
    »Es tut mir leid. Gestern Abend … gestern. Ich wollte dich nicht schlagen, das schwöre ich. Ich war nur so wütend auf diesen alten Säufer. So etwas werde ich nie wieder tun.« Nun begegneten sich ihre Blicke doch, und sie sah die Verzweiflung in seinen Augen. »Bitte zwing mich nicht zurückzukehren, bitte – ich will nicht wieder zu meinem Pa gehen müssen. Ich werde mich bessern, das verspreche ich.«
    In seinen Augen stand mehr als Verzweiflung; er sah ängstlich aus.
    Offenbar verstand Fergal das Wesen des Reiterrufs nicht, wusste nicht, dass man ihn nicht zwingen konnte, zu seinem Vater zurückzukehren, bis der Ruf ihn gehen ließ. Karigan war nicht sicher, ob sie ihm das erklären sollte, denn sie dachte, sie könnte seine Angst vielleicht nutzen, damit er gehorsamer blieb, wenn das notwendig sein sollte, um ihr weiteren Ärger zu ersparen. Sie berührte die empfindliche Stelle an ihrem Auge und verzog das Gesicht; sein aufbrausendes Verhalten war ihr nur zu gut in Erinnerung.
    »Hast du schon gefrühstückt?«, fragte sie ihn. Als er den Kopf schüttelte, sagte sie: »Dann geh rein, iss etwas und wasch dich.«
    Sie sah ihm hinterher, als er davonschlurfte und dabei vollkommen besiegt wirkte. Karigan besaß nicht Hauptmann Mebstones Fähigkeit, Wahrheit oder Falschheit in den Worten anderer Menschen erkennen zu können, aber in einem
Kaufmannsclan aufzuwachsen half ihr, den Charakter von Menschen zu bewerten, eine Begabung, die sogar König Zacharias beim Umgang mit Bittstellern genutzt hatte. Soweit sie sagen konnte, war Fergal ehrlich mit ihr gewesen und würde seine Fehler nicht wiederholen. Dass er sich ungebeten entschuldigt hatte, sprach ebenfalls zu seinen Gunsten.
    Sie bewunderte auch, welche Anstrengung er für die Pflege von Kondor und Wolke aufgewandt hatte. Das resultierte nicht nur in zwei schimmernden Pferden, die eher aussahen, als wären sie bereit für einen festlichen Umzug und nicht nur für einen normalen Botenritt, sondern stellte auch ein Friedensangebot dar. Ein Friedensangebot für sie? Für Wolke? Sich selbst? Vielleicht alle drei. Wie auch immer, sie wusste die Geste wirklich zu schätzen.
    Sie tätschelte Kondors Hinterteil. »Er wird uns wohl erhalten bleiben.«

EIN SCHIMMERN IM WALD
    Als Karigan Fergal nach dem Frühstück sagte, dass er weiter mit ihr nach Westen reiten und dass sie ihn nicht nach Sacor zurückbringen würde, war seine Erleichterung so deutlich, dass sie wegen ihrer früheren Pläne beinahe ein schlechtes Gewissen hatte.
    Er blieb ruhig, folgte eifrig ihren Anweisungen und richtete kein Unheil mehr an. Sie zogen in einem stetigen Rhythmus weiter, wechselten Strecken im Schritt mit langen Strecken im Trab ab. Es war ein schöner Herbsttag mit goldenen Blättern, die um sie herumschwebten, und Meisen in den Zweigen über der Straße . Freche Blauhäher waren auch noch über den Hufschlag hinweg deutlich zu hören.
    Sie trafen ein paar Reisende, die nach Osten unterwegs waren und deren Wagenräder in den tief eingegrabenen Kerben der Straße liefen. Während der Herrschaft von Königin Isen war ein großer Teil des Königswegs gepflastert worden, aber danach hatte man Arbeiten an der Straße den örtlichen Autoritäten überlassen, und so gab es lange Strecken zwischen Städten und Dörfern, die kaum mehr als Feldwege waren.
    Gegen Mittag ließ Karigan haltmachen, so dass sie rasten und etwas essen konnten. Sie fand einen mit dichtem Gras bewachsenen Wendeplatz für Kutschen direkt an einem Bach, wo sie abstiegen. Fergal erfreute sie, indem er sofort seine
Aufmerksamkeit Wolke zuwandte, ihren Gurt löste und das Zaumzeug durch ein Halfter ersetzte, damit sie grasen und saufen konnte.
    Karigan hätte nicht sagen können, ob er sich aus Pflichtgefühl um das Tier kümmerte oder weil er es ein wenig lieb gewonnen hatte. Sie hoffte, dass er zumindest anfing, die Stute nicht nur als »Fleisch« zu betrachten, aber es war wahrscheinlich zu früh, um viel mehr zu erwarten.
    Sie selbst kümmerte sich um Kondor und führte ihn dann an den Bach, damit er trinken konnte. Als die Pferde versorgt waren, holten die Reiter Streifen von Trockenfleisch und das frisch gebackene Brot aus den Satteltaschen, mit dem der Wirt Miles sie beliefert hatte, ebenso wie den Rest der Äpfel, die ihnen die Bäuerin am Vortag gegeben hatte.
    Sie saßen schweigend auf Steinen, und die

Weitere Kostenlose Bücher