Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Zielen vorbei. Karigan musste Fergal hoch anrechnen, dass er sowohl seine Ungeduld mit ihr als auch sein Lachen zügelte.
Sie stießen auf mehr und mehr Bauernhöfe und Dörfer, je näher sie dem Grandgent kamen. Der Grandgent war der größte Fluss in Sacoridien, und ein wichtiger Teil des Handels
spielte sich an seinen Ufern ab. Die Koggen ihres Vaters segelten auf diesem Fluss zu Handelsmissionen von Korsa bis in die Provinz Adolind. Werften bauten Schiffe an den Ufern des Grandgent, und Massen von Stämmen wurden zu den vielen Sägemühlen geflößt. Hunderte von Holzdielen gingen dann wiederum an die Werften, um Schiffe aller Größen und Arten zu bauen.
Der Königsweg überschritt die Grenzen der Provinzen Penburn und L’Petrie, als er sich dem Fluss näherte, und wenn Karigan nicht in offizieller Mission unterwegs gewesen wäre, hätte sie am Ufer entlang nach Süden und zu ihrer Heimatstadt Korsa reiten können. Sie hätte sogar eine Koje auf einem Schiff flussabwärts mieten können. Der Gedanke daran, wie ihre Tanten sie alle gluckenhaft umsorgen und ihr mehr Essen vorsetzen würden, als sie je hoffen konnte zu sich zu nehmen, ließ sie lächeln. Und dann waren da die Umarmungen ihres Vaters.
Sobald die erste Begrüßungswelle vorbei wäre, würden ihre Tanten jedoch wieder anfangen, ihre »Entscheidung« zu bedauern, sich dem Botendienst »anzuschließen«. Noch schlimmer, das Debakel ihres Ausflugs mit Braymer Coyle würde sich inzwischen durch die Kaufmannsgilde ausgebreitet haben, und sie würden es ihr immer wieder unter die Nase reiben. Also sollte sie lieber weiter nach Westen reiten, als sich der Empörung ihrer strengen Tanten zu stellen.
Feigling , sagte sie sich, aber sie musste trotzdem weiter lächeln.
Die Straße führte durch die Mitte eines der lebhaftesten Städtchen am Ostufer des Grandgent, das Flusshafen hieß. Hier war die Straße gut ausgebaut, was auf den Wohlstand der Schiffsbauer und Holzhändler hinwies, den sie an die Stadt weitergaben, und die Hufe von Kondor und Wolke klapperten auf den breiten Pflastersteinen. An der Straße
standen herrschaftliche Häuser mit gepflegten Gärten. Als sie sich der Stadtmitte näherten, drängten sich die Häuser enger zusammen, und es fanden sich alle Arten von interessanten Läden, ebenso wie Gasthäuser und Restaurants. Trotz des ordentlichen, sauberen Aussehens der Hauptstraße wusste Karigan, dass nur eine Querstraße entfernt die raueren Viertel warteten.
Sie ritten um einen Brunnen in der Stadtmitte herum, in dem eine Statue von Nia, der Göttin der Flüsse, stand. In einer Hand hielt sie eine Flusskogge, in der anderen einen Wendehaken, ein Werkzeug, das oft von Waldarbeitern und Flößern verwendet wurde. Es war nicht zu übersehen, worum es in dieser Stadt ging. Und obwohl es mindestens zwei Aeryc gewidmete Kapellen gab, entdeckte Karigan auch eine winzige Kapelle der Nia. Dieser Tage fand man nur selten Gotteshäuser, die den geringeren Göttern gewidmet waren.
Bald schon konnten sie den Fluss sehen, weil die Straße sich den Hügel hinab zog. Gerahmt von Häuserfassaden zu beiden Seiten, leuchtete er in einem tiefen Königsblau, wenn die Sonne darauf schien, und nach all dem Grün, Braun und Rostbraun des Waldlandes war es ein erfreulicher Anblick.
Karigan brachte Kondor vor einem Gemischtwarenladen zum Stehen. »Das hier ist unsere letzte größere Stadt, bevor wir Selium erreichen«, sagte sie. »Also möchte ich unsere Vorräte aufstocken.«
Fergal entschloss sich, draußen bei den Pferden zu warten, und als sie mit Armen voller Lebensmittel zurückkehrte, sah sie, dass er an seiner Reiterbrosche nestelte und den Fluss anstarrte.
»Hübsch, nicht wahr?«, sagte sie. »Mein Vater nennt ihn immer den Großvater aller Flüsse, und er ist ziemlich oft auf dem Grandgent unterwegs.«
»Oh.« Fergal versuchte, einen interessierten Eindruck zu machen, aber es gelang ihm nicht. Etwas am Fluss hatte ihn in Bann geschlagen, aber was immer es sein mochte, er sprach nicht darüber. Karigan tat es ab, und sie luden die neuen Vorräte in die Satteltaschen.
Dann stieg Karigan wieder in den Sattel und lenkte Kondor zurück auf die Straße.
»Wie lange bis nach Selium?«, fragte Fergal.
»Wenn wir heute Nachmittag gut weiterkommen, sollten es nur noch ein paar Tage sein.«
Sie ritten weiter die Straße entlang zur Anlegestelle, und hier stieg der Geruch nach totem Fisch und verrottenden Wasserpflanzen vom Ufer und den Sümpfen am
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