Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Ruderschlägen begannen sie die Flussüberquerung. Der Nordwestwind schob
die Fähre und wirbelte die Wasseroberfläche auf, aber der Fährmeister lehnte sich auf die Ruderpinne und hielt sie auf Kurs. Die arme Wolke versuchte, sich gegen die Bewegung zu stemmen, und das Weiße ihrer Augen war zu sehen.
Als die Fähre weiter auf den Fluss hinausfuhr, ließen sie ein Ufer hinter sich, an dem es überall stinkende Wasserpflanzen und Fische gab, die tot an den seichten Stellen trieben, zwischen verknoteten Netzen und gebrochenen Fassdauben. Verrottetes Gemüse und anderer Müll kamen zu dem Gestank des toten Fischs hinzu, und in den Rippen eines verlassenen Ruderboots hatte sich ein anderes Boot verfangen. Zerbrochenes Geschirr und geborstene Angelruten steckten im Schlamm. Diesen Anblick, dachte Karigan, konnte man in jeder lebendigen Hafenstadt finden.
Wenn die Ruder angehoben wurden, riss der Wind Gischt von den Blättern, die in eiskalten Spritzern gegen ihre Wangen klatschte.
»Es stimmt also, dass der König eine Frau gefunden hat?«, fragte der Fährmeister.
Karigan blinzelte, dann hätte sie beinahe gelacht. Es war das erste Mal, dass jemand die Verlobung auf diese Weise angesprochen hatte. »König Zacharias hat vertraglich bekundet, Lordstatthalter Coutres Tochter zu heiraten.«
»Ja, vertraglich bekundet. So treiben es die Adligen.«
»Ihr solltet lieber aufpassen, wie Ihr von unserem König und der zukünftigen Königin sprecht«, warnte Karigan, obwohl sie es manchmal ganz ähnlich betrachtete.
»Nun, das sind gute Nachrichten«, sagte der Fährmeister und paffte seine Pfeife. »Es wird Zeit, dass der alte Knabe eine Frau nimmt.«
Karigan zog die Brauen hoch. Alter Knabe? König Zacharias? Sie wusste nicht, ob sie verstört sein oder lachen sollte.
König Zacharias war zwölf Jahre älter als sie, aber »alter Knabe?« Sie warf einen Blick zu Fergal um zu sehen, was er von dem Gespräch hielt, aber er lehnte sich über die Backbordreling und starrte in die Tiefen des Flusses, während die Männer ihre Ruder in einem hypnotischen Rhythmus hoben und senkten und die Ruderdollen bei jedem Schlag ächzten.
Der harsche Wind fegte über den Fluss und hätte beinahe die Mütze des Fährmeisters weggerissen. Er fing sie rechtzeitig auf und zog sie fest über den Kopf. Das Floß schauderte gegen die Bö, und mehr Gischt wurde über die Steuerbordseite gefegt. Karigan fröstelte und stellte sich auf die dem Wind abgewandte Seite von Kondor, um ein wenig Schutz zu finden.
»Jep«, sagte der Fährmeister, als die Bö nachließ, »der Winter kommt dieses Jahr früh. Wir hatten schon Eis, das von Norden angetrieben wurde.«
Wenn ihre Mission im Westen länger dauerte als erwartet und der Fluss zufror, würden Karigan und Fergal nach Süden zur nächsten Brücke reiten müssen, um den Grandgent erneut zu überqueren. Der Fluss würde nicht gefrieren wie ein See; nein, er würde reißen und bocken, und die Eisschichten würden sich in spitzen Winkeln nach oben biegen und es unmöglich machen, ihn zu überqueren.
Karigan wollte gerade etwas zu diesem Thema sagen, als ein lautes Platschen und ein erstickter Aufschrei erklangen. Zu ihrem Entsetzen stand Fergal nicht mehr an der Reling. Er befand sich überhaupt nicht mehr auf der Fähre.
DAS GOLDENE RUDER
Alle erstarrten. Das einzige Geräusch war das Wasser, das an der Fähre leckte.
»Fergal!«, rief Karigan und rannte zur Reling. Zuerst sah sie überhaupt nichts und hörte auch nichts, dann gab es wieder ein Platschen, und Fergals Kopf kam an die Oberfläche. Der junge Mann schlug um sich, und die Strömung trug ihn weiter flussabwärts.
»Bleibt bei ihm, Jungs«, befahl der Fährmeister den Ruderern, und dann verließ er die Ruderpinne, um nach einer Leine zu greifen und sie Fergal zuzuwerfen.
»Fergal!«, rief Karigan erneut. »Tritt Wasser – halte durch!«
Aber Fergals Versuche, über Wasser zu bleiben, versagten. Er konnte nicht schwimmen. Noch bevor der Fährmeister seine Leine werfen konnte, war Fergal wieder versunken und tauchte nicht wieder auf.
Fünf Herzschläge lang zögerte Karigan und starrte entsetzt die Blasen an, die zur Oberfläche aufstiegen. Sie warf einen Blick zum Fährmeister und den Ruderern, die sich offenbar nicht regen konnten.
Ohne weiter nachzudenken, warf sie die Botentasche und die Jacke ab, dann schnallte sie den Säbel ab. Er klapperte auf das Deck.
Dem Fährmeister quollen beinahe die Augen aus dem
Kopf. »Ihr könnt
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