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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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da nicht reinspringen, Sir, es ist zu kalt! Ihr werdet ertrinken!«
    Sie zog die Stiefel aus, duckte sich unter der Backbordreling durch und sprang in den Fluss. Zuerst spürte sie nichts als den Schock. Dann erfasste sie die Kälte.
    Als Karigan noch klein gewesen war, hatte ihr Vater immer gesagt, sie müsse eine Seehundhaut haben, so gern hatte sie im Meer gespielt. Selbst im Hochsommer waren die Küstengewässer von Sacoridien kalt, denn sie wurden von Flüssen, darunter auch dem Grandgent, gespeist, die aus dem Eis des Nordens kamen. Wenn Karigan für mehr als ein paar Sekunden in die seichten Stellen gewatet war, waren ihre Zehen taub geworden, dann die Füße und Knöchel, und die Beine hatten bis zu den Knien wehgetan.
    Damals machte sie ein Spiel daraus, rannte in die Wellen und wieder heraus, lachte wild und trieb sich selbst an, immer tiefer und länger hineinzugehen. Manchmal ertrug sie die heftigen Strömungen lange genug, um zu einem Felsvorsprung an der Öffnung der Bucht zu schwimmen, wo Kormorane sich gern niederließen und die Flügel ausbreiteten.
    Karigan hatte also eine gewisse Vorstellung, was sie erwartete, als sie in das leuchtende Wasser des Grandgent sprang, aber auch dieses Wissen hätte sie nicht wirklich vorbereiten können. Die Kälte raubte ihr den Atem. Sie drang durch ihre Kleidung, durch die Haut und fraß sich in ihre Knochen, entzog ihr die innere Wärme. Ihre Zehen und Finger wurden taub. Sie hatte eben doch keine Haut wie ein Seehund, und das hier war auch nicht das Kinderspiel lange vergangener Sommertage. Sie hatte nur wenige Augenblicke, um Fergal zu finden, oder sie würde selbst ein Opfer des Wassers werden. Sie warf einen letzten Blick zur Fähre und sah, dass die Ruderer sie sicher hielten und sie mit Karigan und der
Strömung treiben ließen. Die Männer starrten ihr ungläubig hinterher, blieben aber in der Nähe.
    Sie holte Luft und tauchte unter die Oberfläche. Es war eine dunkle Welt, die sie verschlang. Die Kälte drängte gegen ihren Kopf wie eine Schraubzwinge und machte sie taub. Sie drückte ihre Lunge zusammen und zwang beinahe die Luft heraus. Von den helleren Ebenen von Blau nahe der Oberfläche tauchte sie in tieferes, dunkleres Blau und suchte verzweifelt nach Fergal. Sie wusste, dass die Strömung sie schnell weiter trug, und das machte ihr Angst.
    Sonnenlicht drang durch die bläulichgrünen Schichten bis zum Flussboden, wo sie eine anderweltliche Landschaft fand, mit wagengroßen Felsbrocken und riesigen Baumstämmen dazwischen, die wohl beim Flößen gesunken waren. Pflanzen wuchsen zwischen den Steinen, und sie entdeckte ein Wagenrad und einen zerbrochenen Krug.
    Sie verlor beinahe jede Hoffnung, Fergal in diesem felsigen, dunklen Fluss zu finden, und hatte keinen Atem mehr. Hastig schwamm sie wieder zur Oberfläche, und die relative Wärme der Luft stach ihr ins Gesicht. Die Fähre war immer noch bei ihr, und die Männer riefen ihr etwas zu, aber ihre Ohren klirrten so heftig, dass sie sie nicht hören konnte. Die Kälte hatte ihr bereits viel von ihrer Kraft genommen, und ihre Arme und Beine waren beinahe taub, aber sie konnte nicht aufgeben, wenn noch eine Möglichkeit bestand, Fergal zu retten. Wieder stürzte sie sich in die Tiefe.
    Diesmal erschien ein weiterer unnatürlicher Umriss zwischen den Felsen, eine Flusskogge, die auf die Backbordseite gesunken war. Rings herum war offenbar die Ladung verstreut, es gab Fässer und Flaschen und Tiegel, die alle mit feinem Schlick bedeckt waren. Im blaugrünen Licht wehten die zerrissenen Segel der Kogge mit geisterhaften Bewegungen
in der Strömung. Karigan schwebte über die Galionsfigur einer hübschen Dame mit einem Blumenstrauß, deren Gesicht auf unheimliche Weise unberührt geblieben war.
    Die Strömung trieb Karigan an, sie stieß sich nach oben, um sich nicht in den Segeln und der Takelage zu verfangen – und dann sah sie ihn. Er saß in der Takelage gefangen, Arme und Beine ausgebreitet, als wäre er tot. Sie schwamm auf ihn zu, und die Leinen griffen nach ihr wie Tentakel. Wenn sie sich ebenfalls verfing, würden sie beide ertrinken.
    Sie schob die Seile weg, während sie schwamm, und war sich der Dunkelheit bewusst, die in den Rand ihres Blickfelds eindrang, war sich bewusst, dass sie ihren letzten Atem verausgabte, und wie erschöpft sie war. So erschöpft. Als sie Fergal erreichte, sah sie, dass Seile sich um seinen Oberkörper und um eins seiner Beine geschlungen hatten. Er gab keine

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