Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Anzeichen von sich, dass er noch lebte. Karigan zog an den Seilen, aber sie ließen sich nicht lösen, wollten ihre Beute nicht aufgeben.
Sie zog sein Messer. Die Dunkelheit drängte sich weiter in ihr Blickfeld, als sie das dicke Seil zersägte. Das Messer war gut geschliffen, etwas, was sie inzwischen von Fergal erwartete, und sie konnte die Takelage, die ihn band, schnell durchschneiden. Sie ließ das Messer fallen, und es schwebte mit silbrigem Blitzen auf das Wrack zu.
Dann packte sie Fergal am Kragen und stieß sich nach oben zur Oberfläche. Sie keuchte, als ihr Kopf aus dem Wasser kam, und schluckte Wasser. Die Fähre war nicht weit entfernt, und die Ruderer warfen ihr die Leine zu. Als ihre tauben Finger sie packen konnten, zogen sie sie auf sich zu, während sie versuchte, Fergals Kopf über der Wasserlinie zu halten.
Als sie sie schließlich aus dem Griff des Flusses zogen, fiel
sie würgend auf das Deck der Fähre, und eine Weile danach wusste sie nichts mehr.
Karigan saß an der Küchenfeuerstelle im Goldenen Ruder und konnte einfach nicht aufhören zu zittern, obwohl die Köchin das Feuer gewaltig geschürt hatte, um ihr auftauen zu helfen. Der Fährmeister behauptete, das Gasthaus sei das Beste, was Flusshafen zu bieten habe, obwohl sie nie gehört hatte, dass einer ihrer Kollegen es erwähnte. In ihrer derzeitigen Verfassung war es schwierig, irgendetwas einzuschätzen, aber die Leute hier waren freundlich und aufmerksam. Die Wirtin Silva hatte geholfen, ihr hier in der Küche die klatschnasse Uniform auszuziehen, und sie in ein warmes, trockenes Flanellnachthemd gesteckt. Nun goss Silva mehr warmes Wasser in das Becken, in dem Karigans Füße sich befanden, und gab ihr einen Becher Brühe in beide Hände. Karigans Hände zitterten so heftig, dass sie die Brühe beinahe vergossen hätte.
»Rona bereitet ein Zimmer für Euch vor« sagte Silva. »Aber in der Zwischenzeit solltet Ihr das da trinken.«
Karigan versuchte zu lächeln, aber das ließ nur ihre Zähne krampfartig klappern. Ihre Gastgeberin trug Seidenkleidung, die Karigans Kaufmannsvater beeindruckt hätte, und sie hatte das Haar auf eine Weise aufgesteckt, die Karigan Stunden gekostet hätte, sogar mit Tegans Hilfe. Weiche Farben betonten ihre Augen, die Wangenknochen und die Lippen. Sie war alles, was Karigan an diesen modischen, hochgeborenen Damen immer bewundert hatte, wenn sie sie in den exklusiven Einkaufsvierteln von Korsa gesehen hatte, und alles, was sie selbst nicht war. Sie wusste, es ging dabei nicht nur darum, wie man sich kleidete, sondern es war eine Frage der Haltung. Silva strahlte weiche, ruhige Eleganz aus, die so gar
nicht zu einer Gasthausbesitzerin passen wollte. Aus irgendeinem Grund erinnerte sie Karigan an ihre Mutter.
Was Fergal anging, hatte der Fährenmeister Karigan gesagt, dass sie beinahe den halben Fluss aus ihm herausgepumpt und ihn wieder zum Atmen bekommen hätten, und als sie ihn zum Haus des Heilers trugen, war die andere Hälfte herausgekommen. »Inklusive kleine Fische.« Um zu sehen, wie es Fergal ging, würden sie bis zum nächsten Morgen warten müssen.
»Ich w-w-werde ihn umbr-r-ringen«, stieß Karigan durch ihre klappernden Zähne hindurch hervor.
»Meine Liebe«, erwiderte Silva, »wenn Ihr wolltet, dass er stirbt, hättet Ihr ihn einfach im Fluss lassen können.« Sie glitt davon und hinterließ einen üppigen, aber nicht unangenehmen Parfümduft.
Dennoch, falls Fergal die Nacht überleben sollte, würde Karigan ihn vielleicht wirklich erwürgen, weil er ihr das alles zugemutet hatte – nicht nur, weil sie ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um ihn zu retten, und sich jetzt wirklich schrecklich fühlte, sondern wegen der Angst, die er ihr gemacht hatte. Sie hatte sich schon ausgemalt, wie sie nach Sacor zurückkehrte, Fergals Leiche in Tücher eingewickelt und auf Wolkes Rücken geschnallt. Selbst wenn er manchmal ihre Geduld auf eine schwere Probe gestellt hatte, musste sie zugeben, dass sie ihn mochte. Eines war sicher: Sie würde herausfinden, wie es zu diesem Vorfall gekommen war. Niemand hatte ihn in den Fluss fallen sehen, doch solange es ihm nicht gut genug ging, würde sie nicht erfahren, wie es geschehen war. Sie wollte eine Erklärung, und bei den Göttern, er sollte lieber eine gute haben.
Inzwischen konnte sie nur die Brühe trinken. Sie half ihr gegen die Kälte, die ihre Knochen schmerzen ließ, und als sie
schließlich tief in ihren Sessel sackte und die
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