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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Geräusche der Küche in die Ferne rückten, nahm Silva ihr sanft den Becher aus den Händen.
    »Nia hat heute wirklich gut auf Euch aufgepasst«, sagte sie leise.
    »Das Zimmer ist fertig«, verkündete eine andere Stimme von hinten.
    »Gut. Gerade rechtzeitig, denke ich. Danke, Rona. Ich glaube, wir brauchen Hilfe, um sie nach oben zu bringen. Könntest du bitte Zem holen?«
    Karigan war offenbar kurz eingedöst, denn plötzlich stand ein breitschultriger Mann vor ihr, der einen Augenblick zuvor noch nicht da gewesen war. Er roch nach Gartenerde und verfallendem Herbstlaub.
    »Karigan, Liebes«, sagte Silva, »das hier ist Zem, der Gärtner des Hauses. Er wird Euch auf das Zimmer helfen. Ich werde ihm folgen.«
    »Ich brauche keine Hilfe«, sagte Karigan. Aber sie schien nicht einmal allein aufstehen zu können, und als Zem sie auf die Beine gezogen hatte, stellte sie fest, dass sie seine Hilfe brauchte, um stehen bleiben zu können.
    Sie gingen langsam von der Küche zu einem Vorraum, den ein Kronleuchter erhellte, dessen Kristall sie an Eis erinnerte. Sie schauderte. Die Geräusche von Männern und Frauen, die sich unterhielten, kamen aus dem Wohnzimmer nebenan. Zem, den Arm um sie gelegt, um sie zu stützen, führte sie auf eine herausfordernd steile Treppe zu. Eine Stufe nach der anderen gingen sie nach oben, bis sie den oberen Flur erreichten.
    »Zimmer sechs«, wies Silva hinter ihnen sie an.
    Karigans Zehen bohrten sich in den dicken Teppich, als Zem sie den Flur entlangführte. Sie kamen an Türen mit
Nummern darauf vorbei, die alle geschlossen waren, aber sie hörte das Lachen von Frauen und die Stimmen von Männern hinter ihnen.
    Karigan war beinahe bewusstlos, als Zem sie in ein Schlafzimmer mit einem lodernden Feuer im Kamin führte. Vor ihr stand ein herrschaftliches Himmelbett, und als sie auf die Daunenmatratze sank, zog Silva die Decken über sie. Das hier war wirklich ein luxuriöses Gasthaus, dachte Karigan, und sie fragte sich, wie viel es den König kosten würde, wenn sie hier übernachtete.
    »Ist sie ein neues Mädchen?«, fragte eine Frauenstimme im Flur.
    »Nein, meine Liebe«, sagte Silva. »Ein Gast.«
    »Oh. Ist sie für Trudy hier? Sollte ihr nicht jemand Bescheid sagen?«
    »Nein, Liebes«, erklärte Silva nun entschlossener. »Sie braucht keine Gesellschaft.«
    »Das ist schade. Trudy mag es, wenn sie in Uniform sind.«
    Karigans umnebeltes Hirn konnte das Gespräch nicht verstehen. Das Bett war wunderbar weich und von Flusssteinen gewärmt, die sie aus der Feuerstelle genommen, eingepackt und mit ihr unter die Decken gelegt hatten. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war Silva, die auf sie herabschaute, lächelte und sagte: »Ruht Euch gut aus, Liebes.«
     
    Träume quälten Karigan. Sie träumte davon, in die dunklen Tiefen des Flusses zu sinken wie ein Stein, und je angestrengter sie versuchte zu schwimmen, desto schneller sank sie. Und dort, im Schatten, sah sie die gesunkene Flusskogge. Die Galionsfigur beobachtete sie, als sie näher kam, obwohl es nicht die Holzfigur war, die sie an dem echten Wrack gesehen hatte, sondern Lady Estora.

    Der Garten ist zu kalt , sagte sie. Ich wünschte, es wäre wieder Sommer.
    »Ich kann nicht Eure Freundin sein«, wollte Karigan sagen, aber nur Blasen kamen aus ihrem Mund.
    Wir sind nicht, was wir sein müssen.
    Dann erstarrte Estoras Körper plötzlich und bekam die Struktur von Holz. Die Illusion von Haut war nichts weiter als Farbe, aber ihre Miene zeugte von endlosem Kummer. Sie hatte einen welken Blumenstrauß in der Hand.
    Die Strömung trug Karigan über das Wrack hinweg, und wieder griff die Takelage nach ihr wie ein lebendes Wesen. Sie fand Fergal in den Seilen, erkannte aber, dass es überhaupt nicht Fergal war, sondern König Zacharias, das Gesicht ein kränkliches, grünliches Weiß, ein Ertrunkener, der die Augen weit aufgerissen hatte.
    »Nein!«, schrie Karigan, aber wieder explodierten nur Blasen aus ihrem Mund.
    Trauere nicht um mich , sagte er mit blauen Lippen.
    Dann veränderte sich das Bild, und sie war plötzlich in dunkler Nacht und nicht mehr auf dem Grund des Flusses. Sterne leuchteten am Himmel, und sie war von Wald umgeben, und er war ebenfalls da. Er war keine Leiche mehr, und er zog sie an sich, in seine warmen Arme, an seinen warmen Körper, seine Haut war weich wie Samt …
    Ich will, dass es wieder Sommer ist, murmelte er gegen ihren Hals.
    Sie wollte sagen: »Ich auch«, aber sein Mund schloss den ihren,

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