Der schwarze Thron - Reiter reiter3
und Käsebrettern. Sie duckte sich und tänzelte und wich aus, bis sie aus der Küche in die Eingangshalle kam.
»Puh«, murmelte sie und wischte sich die Stirn. Sie würde sich später um ihr Abendessen kümmern, wenn das Chaos nachließ. Im Augenblick würde sie sich einfach in ihr Zimmer zurückziehen. Sie hielt inne, um kurz dem Schwatzen, Lachen und Klirren von Essgeschirr zu lauschen, all den Geräuschen, die aus dem großen Flur kamen, und dachte, dass es sich anhörte wie eine Gesellschaft in einem Herrenhaus, aber das war es nicht, denn das hier war eine andere Art von Haus.
Es klingelte an der Tür, und Rona beeilte sich, sie zu öffnen. Karigan sprang die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, und hoffte, dass niemand sie sah. Sie wollte nicht, dass allgemein bekannt wurde, wenn im Goldenen Ruder Grüne Reiter übernachteten, obwohl sie annahm, dass Ähnliches für die meisten Kunden jedes Bordells galt. Ihr Vater hatte sein Geheimnis jedenfalls gut gewahrt.
Als sie den Treppenabsatz erreichte, stieß sie mit einem Mann zusammen, der nach Whisky roch.
»Hallo, meine Hübsche!«, sagte er. »Bist du statt Loni gekommen, um mich zu unterhalten?«
Karigan versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien, aber er packte sie nur fester. »Ich bin nicht Eure Hübsche«, protestierte sie.
Er spitzte die Lippen zu einem Kuss, aber sie wandte das Gesicht ab. »Ich arbeite nicht hier.«
»Ich werde es niemandem sagen, wenn du das nicht tust«, sagte der Mann.
Karigan war schon bereit, einige der Verteidigungsmanöver einzusetzen, die sie von Drent gelernt hatte, aber Trudy erschien gerade noch rechtzeitig, eilte rasch den Flur entlang, mit raschelndem Rock und an den Seiten schwingenden Armen.
»Meister Welles!«, sagte sie tadelnd. »Ihr müsst Karigan sofort loslassen – sie ist ein Gast.«
»Aber sie gefällt mir«, schmollte der Mann.
Karigan zog eine Grimasse, als er ihr wieder seinen Whiskyatem ins Gesicht blies.
»Wenn Ihr sie nicht sofort loslasst«, verkündete Trudy, die Hände auf den Hüften, »wird Silva Euch rauswerfen lassen, und Ihr werdet nicht wieder eingeladen.«
»Schon gut, schon gut«, sagte er, aber er ließ Karigan nicht los, bevor er ihr einen nassen, schmatzenden Kuss direkt auf den Mund gedrückt hatte.
»Meister Welles!«, rief Trudy.
»Bäh!«, sagte Karigan.
Der Mann kicherte wie ein Schuljunge, während Karigan das Gesicht angewidert verzog und sich mit dem Handrücken den Mund wischte.
Meister Welles stolperte und stützte sich an der Wand ab. Trudy verdrehte die Augen.
»Könnt Ihr mir helfen?«, fragte Trudy und nahm einen Arm des Mannes. »Ich bringe ihn in Zimmer dreizehn.«
»Äh, ja, in Ordnung.«
Karigan nahm Meister Welles’ anderen Arm, und zusammen führten sie den schwankenden Mann den Flur entlang.
»Wisst Ihr, dass ich der Hafenmeister bin?«, fragte er Karigan.
»Nein«, antwortete sie.
»Das bin ich tatsächlich.« Er klang sehr stolz, was nur gerechtfertigt war. Das Amt des Hafenmeisters war in jeder Hafenstadt eine wichtige Stellung. Und Karigan nahm an, dass der Hafenmeister genau die Art von wichtigem Kunden war, um die das Goldene Ruder sich kümmerte. Sie fragte sich, was seine Mitbürger denken würden, wenn sie ihn jetzt sehen könnten.
Als sie Zimmer dreizehn erreichten, half Trudy Meister Welles auf das hohe Bett.
»Loni kommt gleich«, versicherte sie ihm. »Im Augenblick braucht Ihr ein wenig Ruhe.«
»Ihr könntet bei mir bleiben«, sagte er und tätschelte neben sich das Bett. »Ihr beiden.«
»Leider nicht«, sagte Trudy. »Ihr wisst schon, das würde Loni nur eifersüchtig machen.«
»Da hast du wohl recht«, sagte er, die Augen halb geschlossen. »Und ich will sie wirklich nicht enttäuschen.« Er rollte sich auf die Seite und drückte das Kissen zurecht. Mit verklingender Stimme murmelte er zu Karigan: »Diese Trudy …« Und dann fing er auch schon an zu schnarchen.
»Das tut mir alles sehr leid«, sagte Trudy zu Karigan und zog Meister Welles einen seiner Stiefel aus. »Und ich danke
Euch für Eure Hilfe. Silva hat es hier gern ordentlich, und sie würde ihn wirklich aus dem Ruder verbannen, wenn er sich noch schlimmer benehmen würde. Zem ist nicht nur ein Gärtner.« Sie zog ihm den zweiten Stiefel aus und warf dem schlafenden Mann eine Decke über.
Karigan wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Mir ist klar, dass Ihr Euch hier nicht wohlfühlt, und nicht in unserer Nähe«, fuhr Trudy fort.
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