Der schwarze Thron - Reiter reiter3
jemand sie bei einem Botengang begleitete. Hauptmann Mebstone würde einen vollständigen Bericht über Fergal auf ihrem Schreibtisch finden, wenn sie zurückkehrten. Obwohl die ganze Bordellepisode wohl schwer zu erklären sein würde, besonders wenn sie die Enthüllung über ihren Vater bedachte. Nun, darüber würde sie sich im Augenblick keine Gedanken machen.
Sie führten die Pferde zur Anlegestelle der Fähre, wo Cetchum und seine Ruderer warteten.
»Guten Morgen! «, sagte der Fährmeister. »Ich hörte, dass man sich im Ruder wirklich gut um Euch gekümmert hat.«
Er versetzte beiden ein wissendes Zwinkern, und Karigan wäre am liebsten gestorben.
Fergal hielt es für sehr komisch, und er wechselte spielerische Boxhiebe mit Cetchum.
»Wisst Ihr«, sagte Karigan nachdenklich, »ich denke, wir sollten Fergal diesmal vielleicht ans Deck binden, um dafür zu sorgen, dass er nicht wieder in den Fluss fällt.«
Fergal wurde sofort wieder ernst.
Sie brachten die Pferde auf die Fähre und legten ab. Es hatte in der Nacht geregnet, und der Himmel war immer noch matt und ließ den Fluss schieferblau aussehen. Je weiter die Ruderer sie auf den Fluss hinausbrachten, desto erleichterter war Karigan, dass das Goldene Ruder nun hinter ihnen lag.
Als die Fähre an der westlichen Anlegestelle über den Boden kratzte, gab Karigan Cetchum vier Kupferstücke und eine Silbermünze. »Für beide Überfahrten«, erklärte sie, »und für Eure Anstrengungen, uns zu helfen.« Sie hatte ausführlich darüber nachgedacht, und als sie zu dem Schluss gekommen war, dass nicht jeder ihr bei ihrem Versuch, Fergal zu retten, geholfen hätte, war ihr klar geworden, dass ein solcher Dank angebracht war. Wenn schon sonst nichts, würde es den Fährmeister vielleicht ermutigen, auch anderen in Not zu helfen.
Er tippte sich an die Mütze. »Danke, Sir. Eine gute Reise. «
»Vielen Dank, Madam. «
Cetchum blinzelte überrascht und kratzte sich den Kopf unter der Mütze. Karigan und Fergal ritten unter dem lauten Gelächter der Ruderer davon.
ELETER
Eines Morgens erwachten die Bürger von Sacor mit einem seltsamen Anblick vor der äußersten Mauer und ihrem Tor: Zelte in allen Größen und leuchtenden Farben waren über Nacht auf einem brachliegenden Feld erblüht wie die Blumen eines Gartens nach einem langen Winter. Das seidige Material der Zelte flatterte im Wind, und ihre Farben erinnerten an das Blau des Sommerhimmels, das frische Grün von Frühlingslaub und das tiefe Rot von Rosen im Morgentau.
Die Sonne leuchtete goldener auf die Gruppe von Zelten, wärmer und sanfter; ein Licht wie das früherer Tage, als die Welt noch neu war. Wie zur Antwort nahmen auch die Gräser auf dem Feld ein üppigeres Grün an, zu grün für die Jahreszeit. Die Blätter naher Bäume leuchteten mit erneutem Herbstfeuer, und der Bach, der durch das Feld und unter dem großen blauen Zelt hindurch verlief, plätscherte vergnügter und glitzerte, als bestünde er aus Edelsteinen. Vögel sangen in den Bäumen und Hecken, als wäre der Frühling wieder da.
Wie seltsam das war, dachten die Bewohner der Stadt. Sie stiegen auf die Zinnen der äußeren Mauer, auf der sich für gewöhnlich nur Soldaten aufhielten, um auf das Feld hinunterzuschauen. Sie drängten sich über dem Tor und starrten, und die Mutigeren unter ihnen entfernten sich sogar aus dem Schutz der Mauer, um näher hinsehen zu können.
Das hier waren kein Zirkus und auch kein Jahrmarkt, der zur Stadt gekommen war. Es gab keine Narren, keine exotischen Tiere, keine Jongleure in bunten Kostümen. Die Zelte sahen auch nicht aus wie die farbenfrohen Pavillons der umherreisenden Gruppen, die manchmal zur Stadt kamen, um mit Pferden zu handeln und den Bürgern die Zukunft vorauszusagen.
Keiner der Neuankömmlinge verließ die Zelte, um dies oder jenes öffentlich zu erklären oder um ihre Identität oder den Sinn ihrer Anwesenheit preiszugeben. Niemand, nicht einmal Wachen am Tor, hatte gesehen, wie die Zelte aufgeschlagen wurden. Am Vortag waren sie noch nicht da gewesen, aber am nächsten schon, und erst in der Morgendämmerung hatte man sie bemerkt. Der einzige Hinweis auf die Herkunft ihrer Bewohner waren Fahnen, die an Stangen aufgehängt waren, die offenbar aus Elfenbein bestanden, und die ein grünes Birkenblatt auf einem Feld in verblüffendem Schneeweiß zeigten. Aber die Fahnen sagten den Stadtbewohnern nicht viel, denn dieses Wappen war seit tausend Jahren von keinem Sterblichen mehr
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