Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Sacoridien geteilt wurde, aber solange die Paare als gesetzestreue Bürger lebten, wurden sie offenbar mehr oder weniger von der größeren Gemeinschaft toleriert.
Der Unterschied zu Trudy bestand darin, dass sich Karigan
noch nie eine Frau auf diese Weise genähert hatte. Schon daran zu denken, bewirkte, dass sie Röte auf ihren Wangen spürte.
Als wüsste Trudy, wie verlegen sie Karigan machte, lachte sie leise. »Ihr solltet mal Euer Gesicht sehen.«
»Lieber nicht, danke.« Karigan konnte nur raten. Sah sie aus wie ein Reh, das sich dem Pfeil des Jägers gegenüber findet?
»Wenn überhaupt«, sagte Trudy nun ernster, »solltet Ihr über Euer Leben und Euren wunderbaren Vater froh sein. Ihr hättet so leicht auf die Straße geraten können wie ich, wenn die Götter Euch ein anderes Schicksal zugemessen hätten. Aber das haben sie nicht getan, und hier kreuzen sich unsere Wege nun dennoch.«
Die beiden verließen Raum dreizehn und blieben im Flur stehen.
»Vergesst nicht«, sagte Trudy, »wenn Ihr mich braucht, dann wisst Ihr, wo ich zu finden bin. Das Gold des Königs ist immer willkommen.«
Als Trudy den Flur entlangging, hörte Karigan sie leise lachen. Auf eine verdrehte Weise genoss Trudy es offenbar, sie verlegen zu machen. Davon einmal abgesehen, hatte die junge Frau ihr viel zum Nachdenken gegeben. Sie ging in ihr eigenes Zimmer und sann über die Götter nach und darüber, wie sehr sich ihr Leben von dem der Frauen unterschied, die im Goldenen Ruder arbeiteten, und das stimmte sie ihrem Vater gegenüber dankbar – wirklich dankbar dafür, was für ein Mann er war, obwohl er in Bordelle ging, und sogar dankbar dafür, dass sie ein Grüner Reiter war, wenn das Schicksal ihr doch eine erheblich unangenehmere Existenz hätte zuschieben können.
Sie nahm den Damen ihr Leben nicht übel, wenn das
Schicksal sie – wie Trudy – ins »Gewerbe« getrieben hatte. Sie kam zu dem Schluss, dass die Schuld bei denen lag, die in Bordelle gingen. Immerhin gab es kein Angebot ohne Nachfrage. Das gehörte zu den ersten Grundsätzen, die Karigan von ihrem Vater gelernt hatte.
Ironischerweise war ihr Vater jemand, der half, Nachfrage zu schaffen. Ganz gleich, wie gern sie ihn hatte, sie beschloss, ihm zu dieser Sache die Meinung zu sagen, sobald sie Gelegenheit dazu hatte.
Am nächsten Morgen standen Silva, Rona und Zem im Hof zwischen dem Stall und dem Gasthaus, um sich von den beiden Reitern zu verabschieden. Fergal hatte beim Frühstück nur wenig mit Karigan gesprochen, aber sie nahm an, er hatte vor, den Weg nach Westen mit ihr fortzusetzen und nicht nach Sacor zurückzukehren. Als sie die Pferde aus dem Stall führten, kam Silva auf sie zu.
»Denkt bitte daran, Karigan, dass Ihr unter meinem Dach immer willkommen seid.«
»Danke«, erwiderte sie leise, obwohl sie wusste, dass sie dem Goldenen Ruder niemals freiwillig wieder nahe kommen würde. Aber Silva war sehr großzügig gewesen und sehr freundlich und wollte keinerlei Bezahlung für die Zimmer und das Essen. »Ich … ich danke Euch für Eure Hilfe.«
Silva lächelte und nickte. Sie verabschiedeten sich voneinander, und die Reiter führten ihre Pferde aus dem Stall, als ein Fenster unter dem Giebel aufgerissen wurde. Es war Trudy, die mit einem Taschentuch winkte.
»Lebewohl, Karigan. Danke für die wunderbare Zeit!« Und sie warf ihr einen Handkuss zu. Lachen erklang hinter ihr, und sie schloss das Fenster wieder.
Karigan hatte den Mund aufgerissen. »N-nein«, begann sie zu erklären. »Es – es ist nichts passiert.«
Silva, Rona und Zem betrachteten sie einfach nur freundlich. Fergal legte den Kopf schief und sah sie abschätzend an.
Sie gönnte Trudy ihren kleinen Scherz. Etwas gegenüber Silva und ihren Dienstboten abzustreiten, würde sie nur defensiv klingen lassen. Und schuldbewusst. Sie zog an Kondors Zügeln und führte ihn rasch aus dem Hof und auf die Straße. Als Fergal sie einholte, fragte er: »Hast du …«
» Nein .«
Ein Augenblick verging, in dem er ihre Antwort verdaute. » Na ja, ich schon.«
Als sie ihn wütend anstarrte, wurde er langsamer, und seine Wangen bekamen die Farbe reifer Tomaten.
»Du hast was?« Feuer flackerte um ihre kühlen Worte. »Schon gut. Erzähl es mir nicht. Ich will es nicht wissen.«
Fergal zuckte mit den Achseln. Er machte einen sehr zufriedenen Eindruck. Er fing an zu pfeifen, hörte aber wieder auf, als sie ihn wütend anstarrte.
Das hier war das letzte Mal, beschloss Karigan, dass
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