Der schwarze Thron - Reiter reiter3
glaubte, eine Bewegung am Zelthimmel gesehen zu haben. Der Bach plätscherte ungestört, und es fühlte sich an, als wären ganze Zeitalter vergangen. Zacharias und Jametari sahen einander an wie in Stein gemeißelte Herrscherfiguren, die ein telepathisches Gespräch führten.
»Ihr habt eine Delegation nach Norden geschickt«, sagte Jametari, »um zu erfahren, was wir denken, um festzustellen, ob das alte Bündnis noch besteht. Diese Delegation versagte, wurde in einen Hinterhalt gelockt. Und jetzt bin ich meinerseits hergekommen, um den König und sein Volk einzuschätzen und selbst zu sehen, wie stark oder schwach die Grundlage unseres Bündnisses ist.«
»Wenn Ihr ein Feind der Dunkelheit im Süden seid«, sagte Zacharias, »dann würde ich sagen, eine Erweckung des alten Bündnisses klingt vielversprechend.«
»Mornhavon ist unser gemeinsamer Feind. Seine Eroberung von Argenthyne und die Abscheulichkeiten, die er gegen unser Volk begangen hat, sind Übel, die niemals vergessen werden. Nun, da der Wall nachgibt und Mornhavon aus seiner Verbannung erwacht, muss ich entscheiden, was für mein Volk das Beste ist.«
Laren bemerkte, dass er es geschickt umging, sich zu einem Bündnis zu verpflichten. König und Volk einschätzen? Was würde geschehen, wenn ihm nicht gefiel, was er sah, und er sich weigerte, das Bündnis wieder zu stärken? Dann erinnerte sie sich, dass Karigan berichtet hatte, es gäbe Fraktionen von Eletern, die für einen Fall des Walls waren und all die Wilde Magie freilassen wollten, die im Schwarzschleier aufgestaut war, ob sie nun von Mornhavon besudelt wurde oder nicht. Einige Eleter waren der Ansicht, das würde der ganzen Welt die rohe Magie zurückgeben,
Laren konnte nur staunend den Kopf schütteln, dass sie auf diese Weise einem ganzen Volk den Rücken zuwenden und seinen Untergang planen konnten. Das war nicht besser als die Eroberung durch Mornhavon den Schwarzen. Wie ausgeprägt war eine solche Haltung unter den Eletern? Wie tief ging ihre Bitterkeit? Sie hatten eine Ewigkeit, um sie vor sich hin sieden zu lassen.
Zacharias lachte. Alle, sowohl Sacorider als auch Eleter, starrten ihn verblüfft an.
»Und daher wollt Ihr uns einschätzen, ob wir würdig sind«, sagte er. »Meine Würdigkeit in meinem eigenen Reich. Oder vielleicht wollt Ihr das noch aufschieben, denn die Politik Eures Hofs versucht Euch in die eine oder andere Richtung zu ziehen. Bäume biegen sich in alle Richtungen« – er zeigte auf die Birken –, »aber in einem Sturm können sie brechen.«
Königlich und mit sehr geradem Rücken stand er auf, und Laren und die anderen Sacorider folgten seinem Beispiel. »Schätzt uns ein, wie Ihr wollt, Prinz von Eletien, aber ich habe keine Zeit für Eure Spielchen. Wir müssen handeln, und zwar sofort, und wir haben gehandelt. Nicht spioniert und nicht herumgespielt, und auch nicht gewartet. Ihr gebt Euch vielleicht damit zufrieden, dass die Flut den kritischen Punkt erreicht, aber ich nicht. Ob Ihr mit uns oder gegen uns seid, wir Sacorider werden weiter drängen, wie wir es immer getan haben. Aber eins sollt Ihr wissen – wenn Ihr in Eurer Selbstversunkenheit entscheidet, überhaupt nichts zu tun, dann seid Ihr gegen uns, und wir werden Euch als Feind betrachten, der mit den Mächten des Schwarzschleiers zusammenarbeitet.«
Verblüfftes Schweigen folgte auf Zacharias’ Ansprache, aber er wartete nicht auf eine Reaktion. »Ich werde mich jetzt verabschieden.« Er nickte Jametari zu, und ohne innezuhalten
oder auf eine Eskorte zu warten, drehte er sich auf dem Absatz um und ging wieder durch den Hain. Seine Begleiter folgten, und Laren bildete die Nachhut. Als sie zum Prinzen und seinen Leuten zurückschaute, stellte sie fest, dass sie sich immer noch nicht geregt hatten, immer noch schockiert waren.
Estora floh aus dem Zimmer und warf die Tür hinter sich zu, bevor irgendwelche Kusinen, Tanten, Schwestern, Damen oder noch wichtiger, ihre Mutter, protestieren und ihr folgen konnten. Sie sah sich im Flur um und bemerkte nur eine überraschte Dienerin, die knickste und davoneilte. Es war ihr sogar gelungen, ihre Waffe zurückzulassen, doch zu ihrem Unbehagen stellte sie fest, dass sie ein Stück ihres Rocks in der Tür eingeklemmt hatte.
Sie öffnete die Tür wieder einen Spalt und riss den Stoff heraus. Ohrenbetäubendes Schnattern drang aus dem Raum; die Frauen bestaunten lauthals die Stoffe, die von Kaufleuten aus der Stadt gebracht worden waren, und die
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