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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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sie diese Gefahr vergessen dürfen.
    Auf Händen und Knien kroch sie seitwärts, um durch die Tür zu entkommen. Da verstellte ihr Olafur mit gestrecktem Bein den Weg.
    »Nicht! Bleib in deinem Versteck.«
    Sie lauschte. Ein paar der Männer waren in den Raum gekommen und hatten Patrick bemerkt. »Ich bin nicht hier, um zu spielen«, hörte sie seine Stimme, in der Verzweiflung mitschwang.
    »Aber du trägst doch eine Harfe auf deinem Rücken. Komm schon, in einem heidnischen Land wie diesem käme uns ein wenig heimische Unterhaltung ganz recht.«
    Caitlín spähte hinter dem Tresen hervor. Sif versuchte sich unsichtbar zu machen, indem sie die Kapuze ihres Umhangs tief in die Stirn zog. Nicht auszudenken, wenn die angetrunkenen Männer ihre Schönheit sähen … Patrick machte einen unglücklichen Eindruck. Sein Lächeln wirkte ängstlich, als er sich erhob und den Männern in den Nebenraum folgte. Olafur eilte zwischen den Räumen hin und her, um ihrem Durst abzuhelfen, während sich Patricks zittrige Stimme zu einer fröhlichen Weise erhob. Einer nach dem anderen stimmte ein, mit Bechern und Fäusten schlugen die Männer auf dem Tisch den Takt.
    Caitlín wagte sich aus der Deckung hervor und eilte zu Sif. »Wir müssen weg, sofort! Diese Leute sind meinetwegen hier. Sie dürfen mich nicht finden.«
    »Ich dachte mir schon, dass du dich nicht zum Spaß versteckst«, erwiderte Sif erstaunlich gelassen. Doch ihre Wangen glühten, und ihre Augen leuchteten, als sei es genau das: ein Spiel, das für Abwechslung in ihrem eintönigen Leben sorgte. »Nimm mein Pferd, und reite nach Yddal.«
    Caitlín schüttelte den Kopf. Es war zum Verzweifeln; auf eine solche Gelegenheit hatte sie die ganze Zeit gewartet – sie befand sich außerhalb der Mauern von Thrymheimr und hatte ein Pferd zur Verfügung. Es würde ihr nicht einmal ein schlechtes Gewissen bereiten, wenn sie ihr Geld aus dem Topf holte, in dem es Olafur hatte verschwinden lassen. Schließlich hatte er ihre Notlage schamlos ausgenutzt.
    »Bei der heiligen Brigida, ich kann euch beide doch nicht hier zurücklassen!«
    »Ach, dem Sklaven scheint es mittlerweile da drinnen ganz gut zu gehen, und mir wird schon nichts passieren.«
    Wo war nur die Frau geblieben, die vorhin noch so ängstlich gewesen war? Caitlín umfasste mit beiden Händen Sifs Hand. »Also gut. Mit meinem Bleiben ist auch niemandem gedient. Ich werde Njal holen. Ich reite, so schnell ich kann!«
    Sie schlang den Umhang fester um sich und öffnete die Tür, vor der Sifs Stute brav ausgeharrt hatte. Caitlín kämpfte sich auf ihren Rücken und hatte gerade die Zügel ergriffen, als sich die Tür öffnete.
    Niemand anderer als Éamonn stapfte ins Freie.
    »War mir doch so, als hätte ich deine Stimme gehört.« Er breitete die Arme aus und lächelte. »Komm her.«
    Glaubte er wirklich, sie würde darauf hereinfallen? Nur allzu deutlich stand ihr sein hasserfüllter Blick vor Augen, mit dem er sie damals im Stall angestarrt hatte – mit Njals Pfeil im Schenkel hatte er zugesehen, wie sie sich für einen anderen entschieden hatte. Ein Angstschauer erfasste sie. Heftig hieb sie ihre Fersen in die Flanken der Stute, und das gutmütige Tier gehorchte ihr.
    Éamonn lief ihr ein paar Schritte hinterher. Die alte Verletzung ließ ihn hinken.
    »Warte!«, schrie er. »So warte doch! Caitlín!«
    »Lauf!«, rief sie dem Pferd zu. »Um alles in der Welt, lauf, so schnell du kannst.«
    Die Fjordstute konnte mit den großen irischen Tieren nicht mithalten. Allein die Überraschung sorgte dafür, dass Caitlín nicht sogleich eingeholt wurde. Sie beugte sich über den Hals des Tieres und wollte es vorwärtszwingen. Der Wind fegte all die verwirrenden Gedanken fort; es blieb ihr nur das gestammelte Flehen zu Gott. Sie wollte nur noch in Njals Nähe sein – er würde wissen, was zu tun war.
    Erstaunt bemerkte sie, dass die Nacht weit vorangeschritten war. Der Morgen ließ nicht länger auf sich warten.
    Doch das dämmrige Licht erschien ihr anders als sonst. Seltsam unruhig. Und warum kam der Lichtschein von der Küste her? Das konnte nicht die Morgendämmerung sein, es war …
    Feuer!
    Wie von selbst flogen die Hufe der Stute über den festen Grund, als würde das Tier begreifen, dass es so schnell wie noch nie in seinem Leben rennen musste. Da tauchte schon die Klippe vor Caitlín auf und der steile Weg zur Schiffslände hinunter … Dort unten, der Schiffsrumpf, kieloben …
    Er stand in Flammen.
    Mit einem Mal

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