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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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sie sich. An die alte Magd, die sie auf die Burg eingeladen hatte.
    Hatte Njal etwa die Frau geschickt? Eher war es ein Wink Gottes gewesen, auf den sie nicht hatte hören wollen.
    Es war nie sein Wunsch gewesen, dass sie ihn begleitete. Nun war es Scham, die Caitlín die Augen schließen ließ. Sie hatte sich ihm an den Hals geworfen, und er – er hatte wahrscheinlich die ganze Zeit an seine Braut gedacht. Sie ballte die Fäuste, nicht nur, weil ihre Finger klamm waren.
    »Du zitterst ja. Ist dir noch immer so kalt?«
    »Mir ist nach Sterben«, murmelte sie. Ohrfeigen wollte sie sich, da sie so töricht gewesen war. Nicht einmal mit dem Schrecken des Wikingerüberfalls ließ sich eine solche Dummheit entschuldigen. Sie hätte sich nie um Njal kümmern dürfen. Eine Ehe mit Éamonn konnte wohl kaum schlimmer sein als dies hier! Gut, sie hätte ihn niemals geliebt – aber immerhin wäre ihr der Anblick einer anderen Frau in seinem Haus erspart geblieben! Ganz sicher wären sie irgendwann auch übereingekommen, sich wenigstens gegenseitig zu respektieren. Keine große Liebe, die nicht, aber wem war die schon vergönnt? Sie hätte zumindest ein zufriedenes Leben in ihrer grünen Heimat führen können.
    Oder machte sie sich nur etwas vor? Hatte sie etwa vergessen, wie Éamonn sie behandelt hatte?
    Etwas kitzelte ihre Wange. Sie tastete nach einer Haarsträhne, die über ihre Haut tanzte, aufgewirbelt von einem fremden Atemzug, und rollte sich zögerlich auf den Rücken.
    Njal kauerte über ihr. »Ich friere genauso wie du«, sagte er. »Das Holz qualmt nur, und meine Kleider sind durchnässt vom Schnee. Wir müssen uns gegenseitig wärmen.«
    Er zog sich das Hemd über den Kopf und löste den Gürtel mit behäbigen Bewegungen, die erahnen ließen, was er durchgemacht hatte. Dann schnürte er die lederne Hose auf. Als Caitlín ihn mit geweiteten Augen anstarrte, entsann er sich eines anständigeren Verhaltens und kehrte ihr den Rücken zu. Er streifte die Hose ab. Sie war löchrig, und die Haut, die darunter zum Vorschein kam, aufgeschürft und blau. Trotzdem kam Caitlín nicht umhin, seine festen Hinterbacken zu bewundern. Die Muskeln und Sehnen spielten unter seiner Haut, während Njal aus den Beinkleidern stieg und einige Schritte durch die Kammer machte, um nach einem herumliegenden Tuch zu greifen. Er schlang es sich um die Hüften und wandte sich ihr wieder zu. Da war er wieder: der Geschundene, der Verletzte, der Mann, der sich mit ihr verbündet hatte, mittels eines Blickes durch eine Falltür hindurch.
    Ehe sie es sich versah, lag er an ihrer Seite ausgestreckt und verschaffte sich Zugang unter den gemeinsamen Umhang. Caitlín sträubte sich, wollte fortkriechen, doch der Gambeson machte sie schwerfällig. Schon umschlang Njals muskelschwerer Arm ihre Mitte, und sein starker Leib presste sich an sie. Sein goldener Kreuzanhänger drückte sich zwischen ihre Schulterblätter.
    »Nicht so unruhig, meyja . Hörst du, wie draußen der Wind pfeift? Ein Schneesturm zieht auf; wir werden die Hütte so bald nicht verlassen können. Odin sei Dank, dass du hier Unterschlupf gesucht hast und ich dich nicht auf offenem Feld auflesen musste.«
    Um nichts in der Welt wollte sie an seiner Seite liegen. So dicht. Nicht nach allem, was sie jetzt wusste. Sie wünschte sich weit fort …
    »Warum verschließt du immer, wenn es unangenehm wird, deine Augen? So verhalten sich kleine Mädchen, eine Wikingerfrau sieht der Gefahr hingegen ins Auge.«
    Blinzelnd öffnete sie die Lider. Sein berückend schönes Gesicht schwebte dicht über ihrem. Der Kratzer über der Braue war neu – anscheinend war der Kampf um sie nicht ganz so glatt verlaufen, wie er es ihr hatte weismachen wollen. Ihre Hand unter dem Umhang zuckte, wollte ihn sanft berühren. Nein!
    »Unser … unser Barde hat früher Geschichten über die alten irischen Götter erzählt«, begann sie stockend. »Die Túatha Dé Danann eroberten die Insel mit einem Zauber, mit dem sie sich unsichtbar machen konnten. Sie lehrten ihn die Druiden. Es war, als würden sie im Nebel verschwinden. Wann immer ich etwas angestellt hatte und weglief, machte ich die Augen zu und wünschte mir den Zauber herbei.«
    Seine Augen blitzten spöttisch. »Bist du nicht – wie sagt man? – ein gutes Christenmädchen?«
    »Natürlich! Meine Mutter erklärte mir immer wieder, dass man so etwas nicht tut, aber ich wollte nicht davon lassen. Jetzt stelle ich mir immer vor, Gott würde mir helfen. Ich

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