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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Njal, der Bastard der Eirikssippe. Njal, der Bastard, der durch meine Hand sterben wird.«
    Er hatte noch nicht das letzte Wort gesprochen, als seine Hand mit dem Messer vorschnellte. Nur ein Sprung zur Seite bewahrte Njal vor dem Eisen in seinem Bauch. Einen Herzschlag später steckte sein eigenes Messer in Rafns Kehle. Rafn krächzte, tastete nach seinem Hals und griff in strömendes Blut. Langsam kippte er vornüber.
    Die Männer hatten sich erhoben und starrten auf den regungslos Daliegenden. »Die Egilssippe hat einen Schwachkopf weniger«, sagte Njal, ohne sich seine Überraschung anmerken zu lassen, wie schnell und eindeutig der Kampf gewesen war. Er konnte sich nicht daran erinnern, sein Messer gezogen zu haben, noch dazu mit der linken Hand. Aber so war es ihm im Kampf bereits des Öfteren ergangen.
    »Du hattest nichts als unverschämtes Glück.« Sein nächster Gegner erhob sich, löste die Fibel, die seinen Umhang hielt, und streifte ihn ab. Darunter trug er ein gut gepflegtes Kettenhemd. Die Klinge des Messers, das er zückte, glänzte von Wollfett und sah äußerst scharf aus. »Gegen Foldar Kjarvalsson wirst du es schwerer haben. Úlrik, du hast sicher nichts dagegen, mir den Vortritt zu lassen, oder?«
    Der Angesprochene grinste, während seine Hände auf Caitlíns Hüften ruhten. »Lass dir Zeit.«
    Auch Njal streifte seinerseits den Umhang ab und wechselte die blutige Klinge in die rechte Hand. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, was die anderen taten. Die zwanzig Männer waren an die Wände zurückgetreten, nur Úlrik rührte sich nicht von seinem Platz. Die Tische waren im Weg, doch das ließ sich jetzt nicht ändern. »Bastard«, zischte Foldar. »Ich schneide dir deine schwarzen Haare vom Kopf und bringe sie Thorir. Er wird mich dafür mit Silber überschütten.«
    Mit einem gewaltigen Aufschrei und einem nicht minder gewaltigen Armschwung sprang er auf Njal zu. Der fing den Hieb mit der Linken ab und versuchte das Messer in die Achsel des Gegners zu stoßen. Die Klingenspitze verhakte sich in den Ringen des Kettenhemdes. Als Foldar dies bemerkte, grinste er höhnisch und sprang mit einer geschmeidigen Drehung zurück, um Njal das Messer zu entreißen. Doch der ließ den Griff los und donnerte seinem Gegner stattdessen die linke Faust ins Gesicht. Foldars Messer fiel klirrend zu Boden. Schnell beugte sich Njal, ergriff es und führte schier blindlings einen Schlag nach hinten aus, da er spürte, dass sich jemand näherte. Er wirbelte herum, ließ die Klinge im Bauch des Angreifers verschwinden und duckte sich zugleich unter einem Fausthieb Foldars hinweg. Da hörte er ein wohlbekanntes Geräusch: Eine Schwertklinge glitt aus der Scheide. Dann eine zweite.
    »Weg mit dem Messer!«, rief einer der Männer hinter ihm. Foldar, der auf den Tisch gesprungen war und breitbeinig am Rand stand, überragte drohend die Szene. Langsam zog auch er sein Schwert.

9.
    I ch dachte mir schon, dass niemand von euch Ehre im Leib hat«, sagte Njal ruhig.
    »Was ein schwarzer Bastard sicher beurteilen kann«, höhnte der Mann, der ihm die Schwertspitze in den Nacken drückte.
    Er hatte es sich gedacht und sich doch auf den Kampf eingelassen? Weil eben auch er ein Wilder war, erkannte Caitlín. Sie sah ja, wie seine Augen loderten – sein Blick hätte jeden irischen Kämpfer in Angst und Schrecken versetzt. Nicht jedoch diese Nordmänner. Wie Wölfe waren sie. Wölfe in einem wilden Land. Ihre Gesichter und Hände waren voller Narben; die Bärte struppig und hart wie aus Drähten gemacht, und ihre Leiber dünsteten Schweiß aus, der Monate alt sein mochte.
    Úlrik, dem sie auf den Schoß gezwungen worden war, sprang auf, und sie fiel auf den Hintern. Seine Hand umklammerte den Schwertgriff an der Seite. Noch zögerte er, ebenfalls blankzuziehen. Einem Kleinkind gleich krabbelte Caitlín hinter ihm über den Boden. Das feuchte Stroh, in dem etliches Ale vergossen worden war, raschelte kaum, und sämtliche Augen waren auf Njal gerichtet. Sie raffte ihre Beinkleider auf, die ihr die Männer fortgezogen hatten, und kroch unter dem Vorhang hindurch. Im Schankraum hatten die Gäste neugierig die Köpfe gehoben, und auch der Wirt, der soeben drei Männern schäumende Humpen hinknallte, lauschte angespannt. Sie wagten es nicht, sich in die Auseinandersetzung im Nebenraum einzumischen. Caitlín rappelte sich auf und stieg wankend in die viel zu großen Beinkleider. Niemand hielt sie auf, als sie aus dem Wirtshaus in die

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