Der Schwefelfluss
Krieger.«
Corian sprang so hastig auf, dass sein Stuhl polternd umfiel. Aber er empfand keineswegs die überschwängliche Begeisterung, die der L'umeyn von ihm erwartete. »Es wäre dir angemessen, L'umeyn.«
»O nein!« wehrte der Lichtkönig ab. »Ich bin kein Feldherr. Mein Platz ist in Ugalos, wo das Volk mich sehen kann.«
»Sagt Vassander das?«
»Der Erzmagier weiß, dass ich dir den Oberbefehl übergebe, und er ist damit einverstanden.«
Es war für den Grafen nicht schwer festzustellen, dass Mormand de Arrival Visond nichts anderes wollte, als die Last der Verantwortung, die auf seinen Schultern ruhte, auf andere abzuwälzen. Den Feldzug gegen die Caer anführen zu dürfen war also eine zweifelhafte Ehre.
»Wie weit sind die Vorbereitungen gediehen, L'umeyn?«
»Nun, es mangelt noch an den nötigen Mitteln. Die Erträge unserer Silberminen im Süden wurden zwar gesteigert, doch nicht in dem Umfang, der erforderlich wäre, um.«
»Ich weiß«, grinste Corian zynisch, »um auf die Goldzwicker verzichten zu können, die harmlose Reisende überfallen und um ein Viertel ihrer Habe erleichtern. Welch große Löcher muss doch die Kriegskasse aufweisen.«
»Wie meinst du das?« fragte Mormand verständnislos.
»So, wie ich es sage, L'umeyn«, antwortete Corian wütend. »Sogar ich wurde an der Grenze zur Grafschaft Resond überfallen. Auf dein Geheiß hin wollte man mir ein Viertel von meinen Gold- und Silbermünzen abzwicken.«
Der Lichtkönig wurde merklich blass. Wenn er allein daran dachte, dass die Eintreiber berechtigt waren, die Überfallenen, die sich gegen sie zur Wehr setzten, zu töten - und keiner der de Veloy Anbur-Messarond würde tatenlos zusehen, wie andere sich seine Habe aneigneten.
»Ein Versehen«, murmelte er. »Ich kann es mir nicht anders erklären.«
»Sicher«, knurrte Corian. »Das haben auch die Goldzwicker schnell erkannt. Zwei von ihnen werden niemanden mehr überfallen.« Mit der Faust schlug er gegen den Knauf seines Schwertes.
»Es war ihre eigene Schuld. Vergiss es.« Mormand schob dem Grafen eine weitere Schüssel über den Tisch zu, doch lehnte dieser ab.
»Verzeih, L'umeyn, wenn ich ablehne. Aber ich habe einen anstrengenden Ritt hinter mir und möchte mich in meine Gemächer zurückziehen.«
»Du findest den Weg allein?«
»Ich kenne ihn.«
Corian verbeugte sich knapp und wandte sich dann ab, während der Lichtkönig ihm sinnend nachblickte. Seine Schritte hallten durch den langgestreckten Saal mit den vielen Säulen und Nebenräumen. Vor der Tür blieb er noch einmal stehen, bevor er sie öffnete, und blickte sich um.
Er prallte mit einem etwa gleichaltrigen Mann zusammen, der eben hereinstürmte. Laut klirrend ging dabei eine Karaffe zu Bruch. Köstlicher Wein ergoss sich über den Boden.
»Verdammter Tölpel, kannst du nicht aufpassen?«
Erst der wütende Klang der Stimme verriet ihm, wen er vor sich hatte. Er hätte den Mann nicht mehr erkannt. Zuviel Puder verdeckte die tiefen Falten unter seinen Augen und ließ die ohnehin kantige Nase noch klobiger erscheinen. Bis tief in die Stirn zogen sich die gelockten blonden Haare einer Perücke. Nur die grauen Augen blickten kalt und angriffslüstern wie eh.
»Sieh da, Graf Laffeur de Arrival Visond«, sagte Corian. »Was treibt dich zu solcher Eile?«
»Corian!« zischte der andere, und es klang wie ein Fluch. »Du solltest dich vorsehen.«
»Lass mich vorbei, Laffeur.«
»Nicht, bevor du dich wie ein Ehrenmann bei mir entschuldigt hast. Aber ich wusste es schon immer: Du bist und bleibst ein ungehobelter Klotz.«
»Hüte deine Zunge! Und jetzt geh zur Seite!«
Mit einer unwilligen Bewegung schüttelte Laffeur den Kopf. Er stand unmittelbar unter der Tür und funkelte sein Gegenüber wütend an. »Nicht, bevor du mir diesen Wein und das kostbare Gefäß ersetzt hast.«
»Mich geht das nichts an, du hättest eben vorsichtiger sein müssen.« Langsam wurde der Graf ungehalten.
Laffeur schnippte mit den Fingern. Hinter ihm tauchten zwei junge Burschen aus dem Halbdunkel des Ganges auf. »Vermond und Brithor können bezeugen, dass du mich umgerannt hast.«
Corian begann zu verstehen. »So ist das also«, sagte er gedehnt. »Was wird hier gespielt, Laffeur?«
»Absolut nichts. Ich fordere dich nur auf, dich in aller Form zu entschuldigen.«
»Dafür besteht kein Anlass.«
»Dann wird ein Zweikampf entscheiden!«
»Ah«, machte Corian. »Ich schlage mich aber nicht mit Trunkenbolden und nichtsnutzigen
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