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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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waren.
    »Dieser... dieser Bastard«, zischte der Bruder des Königs verächtlich, »soll unser stolzes Heer anführen?«
    Vassander machte eine umfassende Handbewegung. Die magischen Symbole auf seinem Umhang schienen dabei noch intensiver aufzuleuchten.
    »Du weißt es, Graf«, sagte er betont langsam, »deine Freunde wissen es, und auch mir ist dies bewusst. Aber der Wille des L'umeyn ist Gesetz.«
    »Es muss etwas geschehen«, lallte einer der beiden Zuhörer und schwenkte seinen leeren Becher.
    »Das wird es auch«, nickte Vassander.
    Laffeur sah ihn fragend an. »Du kannst Corian mit jeder Waffe schlagen.«
    »Hm«, machte der Graf. »Ich müsste ihn so verletzen, dass er den Feldzug auf einer Bahre verbringt. Denn weshalb sollte ich ihn töten? Es wird ihn viel mehr quälen, wenn er weiß, dass ich unser Heer zum Sieg führe.«
    »Ich sehe, du bist es wert, Lichtkönig zu werden. Das Orakel wird deine Wahl sicher bestätigen.«
    Laffeurs Gesicht zeigte eine unverhohlene Gier. »Wann?« fragte er hastig.
    »Das lass die Götter entscheiden«, antwortete Vassander. »Sie sind dir wohlgesinnt.« Mit diesen Worten wandte er sich um und schritt auf die Tür zu.
    *
    In einem Park hatte Frerick Armos wenigstens vorübergehend die Ruhe gefunden, die er sich wünschte. Tief sog er die würzige Luft ein, die den Duft vieler edler Hölzer in sich barg. Aber auch hier machte sich bereits der Gestank bemerkbar, der aus den Kanälen aufstieg.
    Der Schmied begann zu ahnen, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ganz Ugalos unter der schwefligen Brühe erstickte. Schon verbarg sich die Sonne hinter träge dahintreibenden gelben Schleiern.
    Armos wurde von einem quälenden Hustenreiz geschüttelt. Höllische Schmerzen tobten in seiner Brust, die ihm die Sinne verwirrten. Um ihn herum drehte sich alles in einem rasenden Wirbel. Er glaubte Stimmen zu hören, unglaublich fremd, bedrohlich. Sie lachten über ihn, labten sich an seinen Qualen.
    Armos stürzte, während Dämonen die Wipfel der Bäume zu ihm herabbogen. Im Rauschen der Blätter, das wie ein Sturm über die Insel fegte, offenbarten sie sich. Armos schrie.
    Und allmählich erkannte er, dass es seine eigene Stimme war, die er hörte. Niemand befand sich in seiner Nähe.
    Er lag auf dem Rücken und starrte in den verschleierten Himmel hinauf. Und noch immer glaubte er zu fallen - in einem Sturz, der nicht enden wollte.
    »Aqvitre, hilf mir!«
    Taumelnd kam er auf die Beine und musste um einen sicheren Stand kämpfen. Selbst nach etlichen durchzechten Nächten hatte er niemals ein solches Gefühl gehabt wie jetzt. Ein abscheulicher Juckreiz überzog seinen ganzen Körper.
    Armos' Augen weiteten sich in ungläubigem Erstaunen, als er seine Hände sah. Sie waren gerötet und an den Knöcheln angeschwollen. Die Haut schälte sich ab, als er mit den Fingern über die betroffenen Stellen fuhr. Blutiges, leicht gelb verfärbtes Fleisch kam darunter zum Vorschein.
    Armos glaubte plötzlich, keine Luft mehr zu bekommen; seine Kehle war wie zugeschnürt. Kurz und hastig ging sein Atem, in den Schläfen pochte das Blut. Er würgte. Zu allem Überfluss machte sich auch seine Wunde am Oberarm wieder schmerzhaft bemerkbar.
    Er erinnerte sich an die gelbe Brühe, die über seine Hände gelaufen war. Sollte sie .. .?
    Armos begann zu laufen. Er konnte jetzt nicht allein sein. Er musste dorthin, wo Leute waren, musste sehen, dass das Leben in Ugalos weiterging, dass nicht alle so waren wie er.
    Ein Fluch lastete auf der Stadt, der den Tod bringen konnte.
    Die ersten Häuser.
    Armos stolperte über holpriges Pflaster. Die Angst trieb ihn vorwärts, folgte ihm wie ein unsichtbarer Schatten.
    Von irgendwoher kamen aufgeregte Stimmen. Er folgte ihrem lauter werdenden Klang und gelangte auf einen größeren Platz, auf dem sich Bürger aller Schichten versammelt hatten. Wieder begann sich alles vor ihm zu drehen, aber Armos kämpfte mit aller Macht dagegen an und schaffte es, auf den Beinen zu bleiben. Unsicher tappte er weiter.
    Er torkelte zwischen die Leute, stieß sie mit den Ellbogen zur Seite, wenn sie ihm im Weg standen. Sie wehrten sich nicht, wichen sogar vor ihm zurück. Viel gemeines Volk war da, in Gewändern aus groben Stoffen. Aber auch etliche Adlige, die in ihren farbenfrohen, glitzernden Kleidern wie Pfauen wirkten. Alle waren sie aufgeregt und redeten wirr durcheinander.
    Wie durch einen dichten Schleier sah Armos eine Frau am Brunnen stehen. Sie war jung und schön,

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