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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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wiesen den alten Mann als Erzmagier aus.
    Irgendwo öffnete sich knarrend eine Tür. Dröhnendes Gelächter aus rauen Männerkehlen hallte durch die Gänge, dazwischen die schrille Stimme einer Frau. Ein lauter Knall, der in vielfachem Echo verhallte, dann war Stille.
    Aber jemand kam.
    Eng drückte sich Vassander in eine seitliche Nische. Er verschmolz fast mit den langen, flackernden Schatten.
    Eine junge Frau näherte sich und hastete eilig vorüber, ohne den Magier zu bemerken. Er kannte sie flüchtig. Sie zählte kaum siebzehn Lenze und war schon erfahrener als manche gealterte Mätresse.
    Der Erzmagier verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen. Diese Art von Vergnügen würde nicht mehr lange währen. Bald galt es zu kämpfen. Gegen die anrückenden Caer und ihre Priester.
    Vassander lief weiter, auf seine Art, die auf Außenstehende wie ein schwereloses Schweben wirkte. Etliche schwere, eisenbeschlagene Türen zweigten seitlich ab. Sie führten zu den Waffenkammern, zu Vorratskammern und den Verliesen.
    Die Pforte am Ende des Ganges musste es sein. Vassander vernahm leises Stimmengemurmel.
    Vorsichtig drückte er die Tür auf. Jetzt konnte er verstehen, was gesprochen wurde. Es waren belanglose Dinge. Der Magier zählte drei Männer, die um einen Tisch herumsaßen und sich zutranken. Im Hintergrund des Raumes bemerkte er eine zerwühlte Schlafstatt.
    Plötzlich verstummte die Unterhaltung. Jemand ließ entsetzt seinen Becher fallen, und goldgelbe Flüssigkeit ergoss sich über den Boden.
    Alle drei starrten Vassander aus schreckgeweiteten Augen an. Der Erzmagier stand in der offenen Pforte und wirkte wie aus Stein gehauen.
    »Ich sehe«, sagte er, »dass ich willkommen bin.« In seiner Stimme drückten sich Verachtung und Unmut aus, aber niemand schien das zu bemerken.
    »Sicher, Vassander«, erwiderte der mittlere der drei und erhob sich. »Wir freuen uns über deinen Besuch, wenngleich wir nicht wissen, was dich zu uns führt.«
    Der Mann, der dies sagte, mochte etwa Mitte der Dreißig sein. Er war unverkennbar adeligen Geblüts, worauf allein schon sein blasiertes Aussehen schließen ließ. Im übrigen zeigte er trotz seiner stattlichen Größe von beinahe sechs Fuß deutliche Spuren eines ausschweifenden Lebenswandels.
    »Es geschehen Dinge, Graf Laffeur de Arrival Visond«, sagte Vassander leise, »die dir nicht gefallen werden, wenn du sie erfährst.«
    Der Mann war der jüngere Bruder des L'umeyn Mormand, schnell mit der Zunge und noch schneller mit der Waffe, wenn es galt, einen unliebsamen Nebenbuhler zu beseitigen.
    »Setze dich, Vassander, und berichte.« Der Graf bot dem Erzmagier seinen Stuhl an, was dieser aber mit einer schroffen Handbewegung ablehnte. Er schloss die Tür hinter sich und schwebte näher. Sein Gesicht blieb dabei im Schatten des fliederfarbenen Magierhuts, nur seine Augen versprühten ein unirdisches Feuer.
    »Du weißt, dass ich dich schätze, Graf Laffeur«, sagte Vassander nach einem raschen Seitenblick auf die beiden anderen, die bereits wieder dem Wein zusprachen. »Für mich bist du der Nachfolger des L'umeyn. Nur du hast den Mut und die Kraft, ein Reich wie Ugalien vor dem Zerfall zu bewahren.«
    »Du sprichst wahr, Erzmagier. Aber du bist sicher nicht gekommen, um mir dies zu berichten.«
    »Deine Klugheit ist bewundernswert.« Vassander nickte. »Es geschehen fürwahr Dinge zwischen Himmel und Erde, auf die ich keinen Einfluss habe. Die Entscheidungsschlacht gegen die Caer steht bevor, und nicht nur das ugalische Heer braucht einen starken Arm, der es zum Sieg führt. Allein unsere Grafschaften können hundert Hundertschaften in den Kampf werfen.«
    Graf Laffeur de Arrival Visond legte die Stirn in Falten. »Es wird ein Gemetzel geben«, stellte er dann fest und fügte rasch hinzu: »Ich nehme doch an, dass mein Bruder weiß, wer der fähigste Mann ist, das Heer zu leiten.«
    »Er glaubt es zu wissen«, sagte der Erzmagier. »Leider war es mir nicht möglich, ihn von dieser Meinung abzubringen.«
    »Wer?« stieß Laffeur hastig hervor. »Wer ist es?« Seine Augen, blutunterlaufen und von schwarzen Ringen umgeben, schienen ins Leere zu stieren, während er nach einem Becher griff und diesen hastig leerte.
    »Graf Corian!«
    Bedrücktes Schweigen folgte den Worten Vassanders. Der Magier hatte gewusst, welche Wirkung allein die Nennung dieses Namens haben würde. Immerhin war bekannt, dass Corian und Laffeur von Jugend an die ärgsten Widersacher gewesen

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