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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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unternahm keinen Versuch, in sie einzudringen, denn ich hatte das sichere Gefühl, daß sie sofort mißtrauisch werden würde.
    Sie unterbrach die Stille: »Wieviel meinen Sie, wird die Reparatur meines Wagens kosten?«
    »Zwanzig oder fünfundzwanzig Dollar.«
    »Haben Sie ’ne Ahnung«, meinte sie. »Ich wette, es kostet mindestens fünfundsiebzig bis hundert.«
    »So teuer dürfte es nicht werden... Ich will Ihnen was sagen: Ich werde es aus meiner eigenen Tasche bezahlen.«
    »Sie?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich jetzt wirklich davon überzeugt bin, daß ich die Schuld hatte.«
    Sie sagte: »Ich weiß immer noch nicht, wie das eigentlich passiert ist. Ich war wütend und dachte beim Fahren an Doktor Quay... Oh, das hätte ich nicht tun sollen.«
    »Was?«
    »Ihnen seinen Namen nennen.«
    »Das ist ganz belanglos«, sagte ich. »Ich will noch mal unser Büro anrufen.«
    Ich wählte wieder die Nummer und nur, um ganz sicherzugehen, wartete ich, bis das Klingelzeichen am anderen Ende der Leitung hörbar wurde. Als ich den Hörer auflegen und mein Geld wieder in
    Empfang nehmen wollte, hörte ich ein metallisches Geräusch in der Muschel. Ich nahm den Hörer wieder ans Ohr und rief: »Hallo.«
    Eigentlich konnte ich mir nicht vorstellen, daß jetzt noch jemand im Büro ist, aber da war zweifellos ein menschliches Krächzen in der Leitung.
    Kaum hatte ich »Hallo« gesagt, als Berthas gereizte Stimme mein Trommelfell bombardierte. »Wo steckst du eigentlich?«
    »Im Augenblick esse ich. Aber was treibst du denn noch im Büro?«
    »Was ich hier treibe?« fragte Bertha kreischend. »Na, das ist ja köstlich von dir! Was ich hier noch mache? Ich versuche, unsere verdammte Agentur zu retten und zu verhindern, daß wir zum Tratsch und Gespött der ganzen Stadt werden.« Sie brüllte weiter: »Du und dein Meistergehirn. Du und dein Einfall, Mrs. Ballwin psychologische Handschellen anzulegen!«
    »Wovon redest du eigentlich?« fragte ich.
    »Wovon ich rede?« schrie sie mich an. »Ich spreche davon, daß Gerald Ballwin vergiftet worden ist.«
    »Willst du damit sagen, daß... «
    »Genau das will ich damit sagen«, bellte sie. »Warum, meinst du wohl, bin ich noch hier im Büro? Diese Carlotta Hanford will nun ihr Geld wiederhaben und meint, wir seien ein Dilettantenverein. Gerald Ballwin hat seine Dosis Gift weg, und hier ist nun die Hölle los. Mach, daß du eiligst herkommst!«
    »Ich fahre sofort los«, sagte ich zu Bertha und hängte ein.
    Ruth Otis sah mich seltsam fragend an. »Was gibt’s denn, Mr. Lam?«
    »Wieder nur eine Routinesache.«
    »Sie gingen ja hoch, als hätte man Sie mit einer Nadel gepiekt. Die Stimme am anderen Ende der Leitung war deutlich zu hören. War das etwa Mrs. Cool?«
    »Worauf Sie sich verlassen können.«
    »Die muß aber ordentlich gebrüllt haben.«
    »Das hat sie auch.«
    »Ich konnte nicht einmal vermeiden, einiges von dem, was sie sagte, mitzubekommen. Das Telefon glich ja beinahe einem Lautsprecher.«
    Ich nickte.
    Ihre fragenden Augen versuchten, in meinen zu lesen. Dabei ^ar ihr Blick von so merkwürdiger Eindringlichkeit, daß ich mich
    noch einmal genau besinnen mußte, was Bertha mir eben gesagt hatte.
    »Handelt es sich bei dem Vergifteten um Gerald Ballwin?« fragte sie.
    »Wieso?«
    »Die Frau, von der ich Ihnen erzählt habe, war nämlich Gerald Ballwins Gattin.«
    »So?«
    »Wurde Gerald Ballwin vergiftet?«
    Ich sagte: »Sie können es morgen früh in der Zeitung nachlesen. Jetzt bin ich sehr in Eile. Ich will rasch die Rechnung bezahlen, dann werde ich ein paar Schnelligkeitsrekorde brechen, um Sie nach Hause zu bringen. Danach muß ich ins Büro rasen.«
    »Gerald Ballwin vergiftet!« sagte sie langsam, während sie den Stuhl zurückschob und aufstand, wobei sie ihre Hände auf den Tisch stützte.
    »Gerald Ballwin vergiftet!« wiederholte sie nochmals, und ihr Gesicht nahm eine eigenartige grünliche Färbung an. Sie klammerte sich an dem Tischtuch fest. Ihre Knie gäben nach, und plötzlich sackte sie in sich zusammen.
    Ehe ich um den Tisch herum war, lag sie schon auf dem Polster und rührte sich nicht.
    Der Kellner stürzte herbei, sah sich die Bescherung an und lief in die Küche, wobei er chinesische Worte verlauten ließ. Zehn Sekunden später standen eine Frau, ein Mädchen, ein alter Mann und zwei junge Burschen, allesamt Chinesen, um den Tisch herum. Mit ihren hohen Vogelstimmen redeten sie gleichzeitig alle durcheinander.
    Ich griff nach einem Glas Wasser,

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