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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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lachte sie nervös.
    »Das kann ich vollkommen verstehen.«
    »Ist es zuviel verlangt, wenn ich Sie nun darum bitte, niemandem etwas davon zu sagen?«
    »Wovon?«
    »Von meinem Ohnmachtsanfall.«
    Ich zögerte mit der Antwort.
    Sie kam auf mich zu. Offensichtlich hatte sie sich diesen Zwischenfall nochmals durch den Kopf gehen lassen und war nun zu einem Entschluß gekommen. Ihre blauen Augen waren gedankenvoll auf mich gerichtet. »Sie werden niemandem etwas davon erzählen, nicht wahr?«
    Ich sagte: »Die Sache ist in Ordnung. Nehmen Sie’s nicht zu schwer, und machen Sie sich keine unnötigen Sorgen.«
    Ihr Blick streifte das Geld auf dem Tisch.
    »Was soll das bedeuten?«
    »Geld für die Reparatur. Ich gebe zu, daß es meine Schuld war. Ich werde den Betrag als Unkosten verbuchen lassen.«
    »Das... das dürfen Sie nicht.«
    »Schon erledigt.«
    Als sie zu weinen anfing, sagte ich begütigend: »Kopf hoch, Ruth. Sie sind doch kein so kleines Mädchen mehr.« Dann öffnete ich die Tür und trat auf den Gang hinaus.
    Ich raste die Treppe hinunter, sprang in den Wagen und startete zu unserem Büro.

    Als ich die Tür zu ihrem Arbeitszimmer aufmachte, schaukelte Bertha Cool in ihrem Drehstuhl hin und her. Sie führte ihre juwelenbeladene Hand zum Mund, riß sich die Zigarette von den Lippen und bemerkte sarkastisch: »Sieh da, der Meisterstratege persönlich.«
    »Genau der«, erwiderte ich.
    »Mein Gott!« sagte sie wütend. »Wenn ich nur einmal wüßte, warum ausgerechnet immer ich in der Feuerlinie stehen muß, wenn deine genialen Einfälle nicht hinhauen.«
    »Was ist denn eigentlich los?«
    »Was los ist, erdreistest du dich auch noch zu fragen?« kreischte sie mich an. »Wir sind von einer Dame engagiert worden, Gerald Ballwins Frau daran zu hindern, daß sie ihn umbringt. Sie hat uns dafür zweihundertfünfzig Piepen auf den Tisch gelegt und will uns morgen weitere zweihundertfünfzig bringen. Und was machst du? Dir fällt nichts Besseres ein, als direkt zu ihnen hinaufzufahren, dort den Clown zu spielen und ihr zu erzählen, sie brauche sich keine Sorgen zu machen. - Nur weil du der alten Eule ein Dutzend Tuben Anchovispaste geschenkt hast, glaubst du, sie würde ihr Vorhaben nicht mehr durchführen. Und dann verkrümelst du dich einfach, und ich darf die Suppe auslöffeln.«
    »Welche Suppe?«
    »Auch noch so zu fragen! Mein Gott, wie alt bist du eigentlich?« stöhnte sie und sagte dann: »Übrigens steht deine Nummer nicht im Telefonbuch. Du wechselst doch fortwährend deine Wohnung. Neuerdings weiß sogar nicht einmal ich, wo du zu erreichen bist. Wie stellst du das nur an? Es ist doch heute für einen Durchschnittsbürger verdammt schwer, überhaupt eine Wohnung zu bekommen. Aber für dich als eingefleischten Junggesellen ist das offenbar eine Kleinigkeit. Ich jedenfalls stehe im Telefonbuch und bin für jedermann unter B. Cool, Privatwohnung, zu erreichen. Ich wäre heute abend überhaupt nicht an den Apparat gegangen, hätte ich nicht so dringend auf deinen Anruf gewartet. Und dann warst nicht du, sondern unsere Klientin an der Strippe. Sie war ganz hübsch auf der Palme und bestand darauf, daß ich sofort in unser Büro kommen sollte. Natürlich habe ich zunächst das kleine Frauenzimmer zu beruhigen versucht, weil sie uns doch morgen noch zweihundertfünfzig Piepen zu bringen hat. Inzwischen war sie also hier, und was ich mir von ihr anhören mußte, war nicht gerade von Pappe.«
    »Na, und wie geht’s weiter?«
    »Zunächst wollte sie wissen, wie es nur möglich war, mit so einer unglaublichen Pfuscharbeit zu beginnen. Durch dein Auftreten als Vertreter für Pasten hättest du genau das Gegenteil erreicht. Sie sagte mir, daß du ein ausgewachsener Dilettant von Detektiv wärst, und ich konnte ihr leider nur beipflichten. Da hinauszufahren, herumzuschnüffeln und alle Chancen zu zerschlagen, ist doch wirklich toll! Du hättest dir ebensogut auch ein Schild umhängen können mit der Aufschrift: >Ich bin ein Privatdetektiv, der die Gegend hier zu beobachten hat.< Und mit diesem Schild hättest du dich genau vor dem Haus postieren können. Von all deinen stümperhaften und eigenwilligen Vorstellungen von der Arbeit eines Privatdetektivs dürfte dein Einfall mit der verflixten Anchovispaste wohl der Gipfel sein.«
    »Komm endlich zur Erde zurück und sag mir, was eigentlich passiert ist.«
    »Was passiert ist? Genau das ist geschehen, was wir hätten verhindern sollen. Deine lächerliche Idee mit der

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