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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ruiniert meinem Chef das Geschäft. Sie ist anmaßend. Sie ist... Sie ist selbstsüchtig und tut alles, was eine egoistische Frau nur tun kann.«
    »Ich verstehe«, sagte ich ernst. »Und da Sie Ihren Chef lieben, er aber nun diese Frau liebt, so ergibt das ein Trio von ganz besonderer Art.«
    »Was reden Sie da für einen Unsinn«, fuhr sie mich an. »Ich und in den Chef verliebt - im Gegenteil, ich hasse ihn.«
    Ich machte erstaunte Augen. »Warum haben Sie dann gekündigt?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich nicht gekündigt habe. Ich bin gegangen worden, ganz einfach *’rausgeschmissen hat er mich.«
    Und dann fing sie plötzlich an zu weinen.
    In tröstendem Ton sagte ich. »Gut, schon gut, denken Sie nicht mehr daran.«
    »Ich werde aber die Gedanken daran nicht los. Es macht mich noch ganz verrückt. Sie ruiniert sein Geschäft, und als ich ihm sagte... «
    »Er war der Ansicht, daß Sie sich in seine privaten Sachen mischten, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat. Jedenfalls hat er mich gehen lassen. Fast glaube ich, daß sie es von ihm verlangt hat.«
    »Sie brauchen mir nichts mehr davon zu erzählen, wenn Sie nicht wollen«, sagte ich.
    »Es tut mir aber gut, wenn ich mich mit jemandem darüber aussprechen kann.«
    »Aber ich bin doch ein Fremder für Sie.«
    »Darum erzähle ich es ja gerade Ihnen. Ich glaube nicht, daß ich es in meinem Bekanntenkreis zum besten geben würde.«
    »Außerdem bin ich ein Detektiv. Es könnte doch sein, daß ich gerade mit einem Fall beschäftigt bin, der in die Angelegenheit hineinspielen kann.«
    Sie richtete den Kopf wieder hoch und brach in ein nervöses,
    schluchzendes Lachen aus. Dann öffnete sie ihre Handtasche, zog ein Taschentuch hervor, wischte sich die Tränen ab und sagte: »Ich fange immer an zu weinen, wenn ich wütend bin, und wenn ich merke, daß ich weine, werde ich noch wütender.«
    »Sind Sie wütend auf Ihren Chef?«
    »Auf meinen ehemaligen Chef. Ich glaube, ich bin nicht einmal so wütend auf ihn wie über die Ungerechtigkeit, die in der ganzen Sache liegt.«
    »Was hat denn Ihr Chef für ein Geschäft?«
    »Er ist Akademiker.«
    »Ich vermute, daß die Frau eine Klientin von ihm ist?«
    »Bestimmt nicht. Er ist Zahnarzt und nicht Rechtsanwalt.«
    »Kam die Frau oft in seine Praxis?«
    »Das kann man wohl sagen. Und wenn sie erschien, dann tat sie stets so, als ob die Königin von Saba eine Visite machte. Sie wollte immer sofort vorgelassen werden. Man kann wartende Patienten doch nicht hintansetzen. Es hat eigentlich gar keinen Sinn mehr, daß ich weiter darüber spreche.«
    »Warum nicht? Reden Sie sich doch mal alles von der Leber ’runter.«
    »Nein. Ich habe jetzt genug gesagt. Ich fürchte sogar, schon ein bißchen zuviel. Sprechen wir lieber von etwas anderem. Erzählen Sie mir etwas Interessantes aus Ihrer Tätigkeit. Diese Mrs. Cool ist also eine Frau mittleren Alters?«
    »Ja.«
    »Und ein Besen?«
    »Ein Besen.«
    »Wie kommen Sie mit einer .solchen Frau überhaupt zu Rande?«
    »Natürlich läuft nicht immer alles glatt über die Bühne.«
    »Fällt es Ihnen nicht auf die Nerven, tagein, tagaus eng mit ihr zusammenzuarbeiten, da sie doch nach Ihren Worten zu urteilen, eine recht schwierige Natur ist?«
    »Nicht besonders. Zeitweilig ist das für mich sogar ein ganz gutes Training. Es hindert mich daran, zu verweichlichen.«
    »Sie gehen doch sicher Streitigkeiten mit ihr aus dem Wege, nicht wahr?«
    »Keineswegs!«
    »Wie erhalten Sie dann den Hausfrieden?«
    »Ganz einfach: Ich tue, was ich für richtig halte, und überlasse das Streiten ihr.«
    »Sie sind ein drolliger Bursche. Sie haben so etwas… Nun, Sie wirken so ruhig, daß man fast glauben könnte, Sie lassen nach Belieben alles mit sich geschehen. Und dann merkt man plötzlich, daß Sie auch hart sein können.«
    »Oh, das glaube ich nicht.«
    »Nun, ich wette, daß Ihre Mrs. Cool genauso denkt. Ich würde gern einmal mit ihr sprechen, um zu hören, was sie von Ihnen hält.«
    Ich ging zum Telefon, wählte die Nummer, wiederholte das ganze Theater mit dem Stirnrunzeln und dem Warten, legte schließlich den Hörer auf und nahm mein Geld zurück.
    »Immer noch niemand da?«
    »Nein, noch immer nicht.«
    »Glauben Sie, daß Ihre Madam wütend ist, weil Sie nicht zur verabredeten Zeit angerufen haben?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Der Kellner brachte die Speisen. Während wir aßen, sah mich das Mädchen zwei- oder dreimal prüfend an. Ich

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