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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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möchte?«
    »Dann wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, als hier neben dem Auto zu warten, bis ein Taxi vorbeikommt.« Und mit einem Bedauern im Tonfall fügte ich hinzu: »Hier draußen kann das sehr lange dauern, und das täte mir wirklich schrecklich leid, Miss Otis.«
    »Da hoffte ich nun, endlich nach Hause zu kommen... Ich bin sowieso schon ziemlich spät dran.«
    »Wie gesagt, es tut mir sehr leid«, meinte ich und sah ungeduldig auf meine Armbanduhr. »Aber daran ist nun nichts zu ändern. Wahrscheinlich habe ich heute abend noch allerlei Arbeit vor mir, und da paßt es ganz gut, wenn ich hier schnell noch etwas zu mir nehme. In unserem Beruf kann man nur essen, wenn man gerade Zeit und Gelegenheit dazu hat.«
    Während ich sprach, spielte ich ungeduldig mit den Wagenschlüsseln. Endlich sagte sie: »Also gut, gehen wir hinein.«
    Ich schloß den Wagen ab, und wir betraten das Restaurant. In einer Nische neben dem Telefon nahmen wir Platz. Umständlich wählte ich unsere Nummer und wartete. Dann hing ich, Bedauern ausdrückend, den Hörer wieder auf, bekam mein Geld zurück und ließ mich auf der gepolsterten Bank nieder, die den kleinen, runden Tisch umgab.
    Ein Kellner brachte uns Tee und Reiskuchen. Ich fragte sie, ob sie chinesische Speisen möge, und sie sagte, daß sie am liebsten die Eierspeisen esse. »Ich glaube, das Gericht heißt >foo yong hai<«, sagte sie. Daran merkte ich, daß sie nur die einfachen chinesischen Speisen kannte. Ich wählte nochmals unsere Nummer, wartete wieder eine Weile, hängte ein und nahm die Telefonmünzen zurück. Dann ging ich wieder an unseren Tisch und nahm ihr sanft die Speisekarte aus der Hand. »Wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte ich, »werde ich für uns beide bestellen. Ich werde etwas für Sie aussuchen, was Sie wahrscheinlich noch nie gegessen haben und das Ihnen auch schmecken wird.«
    Dabei verschwieg ich ihr, daß die Zubereitung dieser Spezialität mindestens zwanzig Minuten dauern würde.
    »Ich lasse mich gerne überraschen«, sagte sie.
    Erst bestellte ich ein paar chinesische Vorspeisen, >sohn keau tau<, etwas Huhn und Ananas, gebratene Garnelen und Schweinerippenspeer mit süß-saurer Soße sowie eine Kanne frischen Tee.
    »Ich glaube, das einzige, was ich je in einem chinesischen Restaurant gegessen habe«, sagte sie, »war >chop suey< und >foo yong hai<.«
    »Das bestellen die meisten Leute in einem chinesischen Restaurant.«
    »Wie läßt sich denn die Zusammenarbeit mit einem weiblichen Kompagnon an?«
    »Es klappt ganz gut.«
    »Haben Sie die Agentur gemeinsam aufgezogen?«
    »Nein. Bertha betrieb die Detektei schon vorher. Ich kam zu ihr, weil ich gerade eine Beschäftigung suchte.«
    »Und daraus ist dann eine Partnerschaft geworden?«
    »Ja.«
    »Wie kam denn das?«
    »Oh, das weiß ich nicht mehr so genau. Ich glaube, durch ein paar Zufälle. Wir erhielten gerade einige größere Aufträge, und Bertha sah ein, daß sie meine Hilfe brauchte, denn es befanden sich darunter ein paar Fälle, mit denen sie sich bisher nicht befaßt hatte. Bevor ich in die Agentur eintrat, hat sie nämlich fast nur Routinearbeiten verrichtet: Beschattungen in Scheidungsfällen, Recherchen für Rechtsanwälte in Unfallsachen und andere leichtere Aufgaben.«
    »Die unkomplizierte Arbeit behagt Ihnen nicht so recht, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Welche Art Arbeit gefällt Ihnen denn besser?«
    »Was jetzt so in der Hauptsache anfällt.«
    »Und was ist das?«
    »Alles mögliche«, sagte ich zurückhaltend.
    »Und wodurch ist diese Veränderung entstanden?«
    »Ich weiß es nicht. Plötzlich bekamen wir ein paar größere Sachen, und irgendwie ist es dann dabei geblieben.«
    »Ich nehme an, ein besserer Fall zieht andere nach sich. Ist es so?«
    »So wird es wohl sein.«
    Sie reichte mir ihre Tasse, und ich goß ihr Tee nach. Dann sagte sie gänzlich unvermittelt: »Ich habe heute meine Stellung verloren.«
    »Sie meinen, Sie haben gekündigt?«
    »Ich meine«, sagte sie bitter, »daß ich hinausgeworfen worden bin.«
    »Das ist aber dumm. War man mit Ihrer Arbeit nicht zufrieden?«
    Sie lachte verächtlich und sagte: »Ich glaube, eher habe ich zu gut gearbeitet. Ich hatte nur das Interesse meines Chefs im Auge -mehr als er selbst.«
    »Wie ist so etwas dann möglich?«
    »Durch eine Frau.«
    Ich sagte: »Oh, ich verstehe.«
    Der Ton, in dem ich das von mir gab, schien ihr nicht zu gefallen. »Nein, Sie verstehen überhaupt nichts«, fuhr sie mich an. »Diese Frau

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