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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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verursacht hat. Damit dürftest du haargenau den Vogel abgeschossen haben. Du, nun reicht’s mir aber. -Wer kommt denn da jetzt noch?«
    Es klopfte heftig an die Außentür unseres Büros.
    »Vermutlich wird’s noch einmal die Hanford sein«, fuhr Bertha fort. »Ich werde sie ’reinlassen, damit auch du eine Packung aus erster Hand bekommst. Ich habe es bis obenhin satt, dich in Schutz zu nehmen und Carlotta wieder zu erklären, daß es noch einen Punkt in der ganzen Geschichte geben muß, den wir nicht kennen, nur, weil sie uns nicht in alles eingeweiht hat.«
    »Das tatest du also doch?« fragte ich. Wieder wurde heftig gegen die Tür geklopft.
    »Natürlich bin ich so weit gegangen«, sagte Bertha. »Aber dir werde ich schon noch die Hölle heiß machen. Dieser kleinen Schlampe habe ich jedoch noch lange nicht erlaubt, unsere Agentur madig zu machen. Ich habe ihr ganz schön Kontra gegeben und ihr gegenüber sehr betont, daß ich davon überzeugt bin, dir würde so leicht nichts fehlschlagen, was du dir einmal in den Kopf gesetzt hast - es sei denn, sie hätte uns etwas Wichtiges verschwiegen. Ich habe sie ganz schön in die Defensive gedrängt, und... Liebling, nun mach die Tür auf und sieh nach, wer da solchen Lärm schlägt.«
    »Das hört sich ganz nach Polizei an.«
    »Von mir aus kann es der Kaiser von China sein«, sagte Bertha. »Geh hin und mach auf, sonst demoliert man uns noch die Tür. Die Miete ist schon hoch genug.«

    Ich ging durch das Vorzimmer und öffnete die Tür nur ein wenig.
    »Was soll der Lärm?« fragte ich.
    Kriminalinspektor Frank Sellers schob sein ganzes Gewicht gegen die Tür und sagte: »Sieh da! Mein Freund Donald! Um diese Zeit noch im Büro? Wie geht’s, mein Junge?«
    Sein Händedruck war derart heftig, daß ich meine Hand gleich entspannen mußte.
    »Wo ist Bertha?«
    »In ihrem Arbeitszimmer.«
    »Das trifft sich gut! Ich hab’ euch recht lange nicht gesehen. Läuft alles glatt bei euch?«
    »Alles okay. Treten Sie näher. Ich vermute, daß Sie uns einen offiziellen Besuch abstatten wollen?«
    Sellers schob seinen Hut in den Nacken und sah mich spöttisch an. »Empfängt man so einen alten Freund? Ich bin hergekommen, um mich mit euch zu unterhalten, und da werde ich so unfreundlich behandelt!«
    »Wer ist denn da, Donald?« rief Bertha aus ihrem Arbeitszimmer. Ich sagte zu Sellers: »Gehen Sie nur hinein und sagen Sie es ihr selbst.«
    Sellers schritt durch den Empfangsraum und ging direkt in ihr Zimmer. »Tag, Bertha.«
    »Nein, was für eine Überraschung!« sagte Bertha und lächelte ihn verschmitzt an.
    »Wie stehen denn die Aktien?« fragte Sellers. Er ließ sich im Besuchersessel nieder, streckte lässig die Beine von sich und angelte eine Zigarre aus der Tasche.
    Bertha stellte fest: »Sie haben ja noch immer keine Manieren angenommen, seit wir uns das letztemal sahen.«
    »Ach so«, grinste Sellers, »mein Hut! Ich hätte es beinahe vergessen.«
    Er nahm seinen Hut ab, fuhr mit den Fingern durch seine dichten, widerspenstigen Haare, blinzelte mir zu und rieb ein Streichholz an seinen groben Polizeistiefeln an. »Nun also, wie geht es Ihnen, Bertha?«
    »Wenn ich schon vor sechs Wochen gestorben wär’, hätten Sie es bis heute wahrscheinlich nicht mal gemerkt«, sagte Bertha. »Woher kommt denn Ihre plötzliche Anteilnahme an meinem Befinden?«
    Sellers entgegnete: »Meine Frage bezog sich in erster Linie auf das Geschäftliche, denn soweit ich Sie kenne, steht bei Ihnen doch die Pinke an erster Stelle, und alles andere hat weit zurückzutreten.«
    »Scheren Sie sich zum Teufel«, fuhr Bertha ihn an, aber in ihren Augen war ein Blinzeln.
    Sellers sah sie wohlwollend an. »Seit über einer Woche wollte ich schon mal vorbeikommen. Aber ihr wißt ja, wie das ist. Wir haben verdammt viel zu tun. Es sieht fast so aus, als vermehrten sich die Verbrecher um so schneller, je mehr wir von ihnen hinter Schloß und Riegel setzen. Es ist geradezu so, als gieße man Wasser in ein Rattenloch. Die Gefängnisse sind so voll, daß wir immer zehn Mann entlassen müssen, wenn zehn neue eingebuchtet werden sollen.«
    »Immerhin eine merkwürdige Tageszeit für einen Anstandsbesuch hier im Büro«, sagte Bertha.
    »Warum gleich so herausfordernd? Werden Sie nicht ungeduldig, Bertha. Ich habe nur gesagt, daß ich schon seit einer Woche einmal vorbeikommen wollte. Da taucht nun diese Ballwin-Sache auf, und es sieht ganz danach aus, als ob ihr eure Finger darin hättet. Und der

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