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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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beinahe unter Ihren Augen in die Anchovispaste gezaubert, und Sie konnten es nicht verhindern!«
    Ich brauste auf: »Lassen Sie doch Vernunft walten. Man kann doch nicht von mir verlangen, daß ich eine chemische Untersuchung aller Speisen anstelle, die Gerald Ballwin zu sich nimmt. Ich habe alles getan, was ich konnte.«
    »Sicher, sicher«, sagte Sellers begütigend. »Sie konnten nicht annehmen, was sich daraus entwickeln würde. Ich kann Ihren Standpunkt vollkommen verstehen, Donald, aber mein Kommissar ist recht drollig in solchen Dingen. Er fragt sich ganz gewiß, warum Sie ausgerechnet auf die Anchovispaste verfallen sind. Die Erklärung, die Sie mir dafür geben, hat mich zwar überzeugt, aber ich weiß nicht, ob mein Chef Ihnen das abnimmt. Sehen Sie, sie brauchte etwas, um das Gift in seinen Magen zu bringen, wenn er so gut wie leer war. Soviel ich weiß, wirkt Arsenik viel stärker und viel sicherer, wenn der Magen nicht voll ist. Hätte sie das Zeug in die Suppe geschüttet, und das Hauptessen wäre gleich hinterhergekommen, so würde sie bedeutend mehr von diesem Gift benötigt haben, um ans Ziel zu kommen. Wäre ihm dann übel geworden, hätte er den ganzen Kram wieder ausspucken können. Aber da man es ihm vor dem Dinner auf den leeren Magen verabreichte, und zwar in so konzentrierter Form, konnte man der Wirkung ziemlich sicher sein. Die Anchovispaste war geradezu eine Patentlösung. Die Paste hat einen so starken und scharfen Geschmack, daß Mrs. Ballwin sie getrost mit Arsenik mischen konnte.«
    »Ich dachte, Arsenik wäre geschmacklos.«
    »Soviel ich gehört habe«, sagte Sellers, »ist das verschieden. Manche Leute behaupten, sie hätten sofort eine brennende Wirkung verspürt, nachdem sie die mit Arsenik vergiftete Speise zu sich nahmen. Will man aber vorsätzlich jemanden vergiften und dabei ganz sichergehen, dann ist es die beste Methode, man nimmt ein knuspriges Biskuit, mischt Arsenik unter Anchovispaste und serviert das zusammen. Die Wirkung ist unübertrefflich.«
    Ich sagte: »Nun, darüber wollen wir uns nicht streiten.«
    »Ist auch nicht meine Absicht«, sagte Sellers besänftigend. »Euer Mann, der Mrs. Ballwin heute nacht beobachten sollte, hat im entscheidenden Augenblick geschlafen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie ist wie vom Erdboden verschwunden und... «
    »Moment mal«, unterbrach ich ihn. »Das würde ich nicht gleich behaupten. Er kann ihr auch auf der Spur geblieben sein und hatte nur noch keine Gelegenheit, uns Bericht zu erstatten.«
    Sellers nahm seine Hände vom Hinterkopf, rückte sich im Stuhl zurecht und sagte: »Und nun, mein Herzchen, will ich Ihnen mal etwas sagen: Wenn euer Junge weiß, wo Mrs. Ballwin geblieben ist, wird euch mein Chef die Füße küssen. Selbst wenn sie ihm doch noch durch die Lappen gegangen sein sollte, kann er uns jedenfalls Hinweise geben, was sie anstellte, wie sie aus dem Haus verschwand, ob sie zum Flugplatz mit einem Auto oder Bus gefahren ist, vielleicht auch zum Bahnhof ging. Das wäre eine wertvolle Hilfe für uns.«
    »Gut, warten wir also, bis er uns Bericht erstatten wird«, sagte ich.
    »Natürlich kann er auch nach Hause gegangen sein und sich einen netten Abend gemacht haben«, sagte Sellers, »als er den Krankenwagen und die Polizei aufkreuzen sah.«
    »Nicht dieser Mann«, warf ich dazwischen. »Der ist durchaus zuverlässig. Wenn er einen Auftrag zur Beschattung hat, dann läßt er sich auch nicht so leicht davon abbringen. Sollte er die Sache abbrechen müssen, so wird er uns ohne Verzug berichten. War viel Betrieb im Hause?«
    »Nicht allzu viel«, antwortete Sellers. »Mrs. Ballwins Sekretärin, Carlotta Hanford, rief die Polizei an. Offenbar verständigte Mrs. Ballwin einen Arzt. Sie beschrieb ihm die Symptome, und der Arzt verordnete telefonisch eine Behandlung, die bei einer Vergiftung durch Nahrungsmittel angewandt wird. Aber Carlotta Hanford wußte scheinbar genauer, um was es sich handelte. Sie rief einen anderen Arzt an und forderte ihn auf, so schnell wie nur möglich zu kommen, da es sich um eine Vergiftung mit Arsenik handele. Dann telefonierte sie nach einem Krankenwagen, und schließlich informierte sie noch die Polizei. Das Mädchen hat allerlei vollbracht, und zwar in kürzester Frist. Sollte Ballwin durchkommen, so wird er das allein ihren schnell arbeitenden Gedanken und ihrer Konzentration zu verdanken haben. Sie hat nicht erst lange Erwägungen angestellt. Sie ist zielbewußt

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