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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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gefaßt?«
    »Sie haben mich dazu gebracht. Ich beginne, daran zu glauben, daß man Geld verdienen kann, wenn man Ihren Rat befolgt.«
    Sie holte den Plan vom Tisch zurück, legte ihn wieder vor mich hin, sah nach den Nummern der Parzellen, zog dann eine Karte aus der Kartothek und vermerkte mit Rotstift etwas darauf. »Ich glaube, dieses Grundstück hier wird Ihnen gut gefallen.«
    »Und was kostet es?«
    »Zweitausendsiebenhundertundfünfzig.«
    »Fertigen Sie mir dafür einen Vertrag aus, damit ich ihn gleich unterschreiben kann.«
    Sie ging an ihre Schreibmaschine, nahm den Brief, den sie gerade zu tippen angefangen hatte, aus der Maschine, spannte ein Vertragsformular ein und füllte es schnell und sicher aus. Dann verglich sie sorgfältig die Eintragungen auf dem Formular mit den Angaben der Karte. »Wie Sie sehen, ist der Vertrag von Mr. Ballwin bereits unterschrieben. Sie unterzeichnen bitte hier, Mr. Lam, und nun bekommen Sie noch eine Quittung über die hundert Dollar.«
    Ich unterschrieb den Vertrag.
    Jetzt stellte sie eine Quittung aus, unterschrieb: >Für Gerald Ballwin i. V. Mary Ingrim< und überreichte sie mir.
    »Ich würde Ihnen nicht zugeraten haben, Mr. Lam, wenn ich nicht absolut davon überzeugt wäre, daß Sie mit diesem Grundstück einen wirklich günstigen Kauf getätigt haben, und sei es nur als Kapitalanlage.«
    »So, diesen Vertragsabschluß hätten wir unter Dach und Fach.
    Würden Sie mir nun noch ein paar Auskünfte geben, ohne daß dadurch die Loyalität Ihrem Chef gegenüber verletzt wird?«
    »Die Loyalität meinem Arbeitgeber gegenüber besteht ausschließlich darin, stets dafür Sorge zu tragen, daß alle Arbeiten einwandfrei erledigt werden und daß die Dokumente in Ordnung sind.«
    »Und welche Arbeit verrichtet Miss Worley?«
    »Miss Worley ist Mr. Ballwins Privatsekretärin.«
    »Befaßt sie sich auch mit dem Verkauf von Grundstücken?«
    »In gewisser Weise - ja.«
    »Und mit seiner Privatkorrespondenz?«
    »Mit einem Teil wenigstens.«
    »Wie lange arbeitet Miss Worley schon für ihn?«
    »Etwa drei Monate.«
    »Und Sie?«
    »Zwölf Jahre.«
    »Da kennen Sie also die interne Seite des Geschäftes recht gut?«
    »Das wird man wohl nach so langer Zeit.«
    »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich eine etwas mehr oder weniger persönliche Frage an Sie richte: Ist es nicht lohnender und ganz allgemein auch wichtiger, Mr. Ballwins Privatsekretärin zu sein, als die Arbeit zu verrichten, die man Ihnen da übertragen hat?«
    Sie schaute mich einen Augenblick ernst an, und dann sagte sie: »Ganz gewiß.«
    »Sicherlich haben Sie Mr. Ballwins erste Frau näher gekannt?«
    »Ja.«
    »Und Mr. Keetley werden Sie auch ganz gut kennen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich vermute, daß Sie ihn verabscheuen.«
    »Nein, das ist nicht der Fall.«
    »Aber Miss Worley mag ihn nicht.«
    »Das stimmt.«
    »Kommt er nicht von Zeit zu Zeit hierher, setzt Mr. Ballwin unter Druck und pumpt ihn an?«
    »Ja.«
    »Und Sie verabscheuen ihn trotzdem nicht?«
    »Keineswegs.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Mr. Keetley bestimmt nicht der Mann ist, für den er oft gehalten wird. Er ist kein Quartalssäufer. Er sitzt auch nicht auf dem trockenen, wenn er hier aufkreuzt, um zu kassieren. Ich glaube vielmehr, daß er Mr. Ballwin zu reizen versucht, bis dieser eines Tages überkocht.«
    »Warum das alles?«
    »Das weiß ich auch nicht, darauf kann ich Ihnen mein Wort geben.«
    »Sie glauben also, daß etwas anderes dahintersteckt?«
    »Ich habe keine Ahnung. Oh, Mr. Lam, es wäre wirklich begrüßenswert, wenn es Ihnen gelingen würde, einige Dinge hier aufzuklären.«
    »Was, zum Beispiel?«
    »Vor allem, warum Mr. Keetley Haare von Menschen analysieren läßt.«
    »Hat er das getan?«
    »Ja.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil er deswegen einen Brief hier ins Büro schrieb. Er sagte, er wollte ausnahmsweise mal unsere Geschäftsadresse benutzen.«
    »Wissen Sie noch, wohin der Brief ging?«
    »An ein chemisches Laboratorium.«
    »Haben Sie den Brief selbst gesehen?«
    »Nein. Ich wußte auch nicht, was er enthielt. Ich weiß nur, daß er ihn hier schrieb. Es war zu der Zeit, als Mr. Ballwin und Daphne auf Hochzeitsreise waren. Die Antwort von dem Labor traf aber erst ein, als Mr. Ballwin schon wieder zurück war. Mr. Ballwins damalige Sekretärin hatte Vollmacht, die Post zu öffnen. Sie hatte übersehen, daß dieser Brief an Mr. Keetley persönlich gerichtet war, und hatte ihn also geöffnet. Als sie den Inhalt las, stellte

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