Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
kleine Tränen die Wangen herunter.
    »Stammte das Haar, das Keetley dem chemischen Institut eingeschickt hatte, vielleicht von seiner Schwester?«
    »Nein, das ist wohl nicht anzunehmen, denn es war über sechs Monate nach ihrem Tode. Auch war es keine Haarsträhne, sondern ein filzartiges Büschel, etwa so, wie aus einem benutzten Kamm. Oh, warum rede ich denn nur schon wieder über diese Dinge.«
    »Es wird Ihnen sicher guttun, nachdem Sie sich den Kram einmal von der Seele geredet haben.«
    Ich sah zum Fenster hinaus und sagte: »Da scheint endlich einer
    der Verkäufer zu kommen. Jedenfalls fährt da gerade ein Auto vor. Gehen Sie schnell in den Waschraum und waschen Sie Ihre Augen mit kaltem Wasser. Danach werden wir die Vertragssache pro forma noch einmal durchgehen.«
    Sie warf mir einen raschen Blick zu: »Ich weiß gar nicht, wie es kam, daß Sie mich so willfährig und gesprächig machen konnten. Aber Sie erwecken den Eindruck, als hätten Sie Verständnis für meine Lage.«
    »Das habe ich auch.«
    »Ich bin reichlich nervös. Die Nachricht hat mich ganz aus dem Gleichgewicht gebracht. Haben Sie schon etwas über Mr. Ballwins Befinden erfahren?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wie es ihm heute morgen geht?«
    »Besser. Wesentlich besser.«
    »Und wie steht es mit Mrs. Ballwin?«
    »Danach konnte ich mich noch nicht erkundigen.«
    »Ist sie dem gleichen Gift zum Opfer gefallen?«
    »Ja, es handelte sich auch bei ihr um Arsenik.«
    »Oh, wie schrecklich. Das hatte ich befürchtet!«
    »Was hatten Sie befürchtet?«
    »Ich schwebte immer in Ängsten, daß jemand einen Anschlag auf Mrs. Ballwin versuchen würde.«
    »Aus welchem Grunde?«
    »Ich hatte einfach so eine Ahnung.«
    »Mußten Sie nicht eher erwarten, daß Mr. Ballwin etwas zustoßen könnte?«
    »Ihm? Nein, Mrs. Ballwin war viel mehr in Gefahr.«
    »Wieso eigentlich?«
    »Na - wegen der unmöglichen Art und Weise, wie sie mit den Leuten umging.«
    »Also gut, jetzt beeilen Sie sich aber, daß Sie ’rauskommen und sich die Augen kalt waschen.«
    Dem Auto auf dem Parkplatz neben dem kleinen Maklerbüro entstieg jedoch keiner der Verkäufer. Es war Ethel Worley.
    Sie kam in das Büro gestürmt, und als sie mich erblickte, zeigte sie mir ihr verführerisches Lächeln. »Oh, Mr. Lam. Da sind Sie ja wieder. Guten Morgen!«
    Ich erwiderte ihren Gruß.
    Sie warf einen Blick auf Mary Ingrims Schreibtisch und sagte bissig: »Hat sich das Mädchen noch immer nicht um Sie gekümmert?«
    »Doch, sie ist schon lange hier. Sie ist nur mal... Da kommt sie schon.«
    Mary kam aus dem Waschraum zurück, sagte: »Guten Morgen, Miss Worley«, und ging zu ihrem Schreibtisch.
    »Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte Ethel Worley und sah mich dabei becircend an.
    »Ich habe mich nun entschlossen, ein Grundstück zu kaufen.«
    »Dann haben Sie also gestern etwas Passendes gefunden?«
    »Miss Ingrim hat bereits alle Formalitäten erledigt.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie auch schon einen Vertrag unterschrieben haben?«
    »Ja.«
    »Darf ich ihn mal sehen?«
    Ich zog mein Vertragsexemplar aus der Tasche und zeigte es ihr.
    Sie sagte: »Oh, Grundstück dreizehn' in Block sieben. Miss Ingrim, sind Sie auch sicher, daß das noch zu haben ist?«
    »Ganz sicher«, sagte Mary Ingrim und spannte einen neuen Bogen in ihre Maschine. »Ich habe sowohl auf der Karte als auch in der Kartei nachgesehen.«
    Miss Worley sagte zu mir: »Würden Sie mir einen Augenblick Ihre Vertragskopie und die Quittung über die Anzahlung überlassen, Mr. Lam? Ich möchte alles noch einmal nachprüfen.«
    Ich gab ihr .den Vertrag und die Quittung. Sie belohnte mich mit einem Blick und einem Lächeln, das beinahe schon eine Liebkosung war.
    Dann verschwand sie damit in Mr. Ballwins Zimmer.
    Mary blickte von der Schreibmaschine zu mir auf und sagte halblaut mit tränen erstickter Stimme: »Lassen Sie sich bitte kein anderes Grundstück andrehen, Mr. Lam.«
    »Ein anderes Grundstück?« fragte ich. »Wieso? Warum sollte ich ein anderes Grundstück nehmen?«
    »Ich meine eine andere Parzelle, als wir im Vertrag festgelegt haben. Merken Sie denn nicht, was sie im Schilde führt? Sie...«
    Ethel Worley kam aus dem Chefbüro gerauscht und sagte herablassend: »Auf Mr. Ballwins Schreibtisch liegt ein Aktenvermerk, Miss Ingrim. Dieses Grundstück ist leider anderweitig vergeben.«
    Sie kam mit der Geländekarte in der Hand zu mir an die Barriere und beehrte mich erneut mit ihrem honigsüßen Lächeln. »Es tut mir

Weitere Kostenlose Bücher